# taz.de -- Linke machen Kompromisse: Beschränkte Harmonie | |
> Bei ihrer Klausur übt sich die Linksfraktion in Geschlossenheit. Aber in | |
> der Klimapolitik bleibt Uneinigkeit. | |
Bild: Mohamed Ali (rechts) teilt für die Linke aus | |
Rheinsberg taz | Nach Jahren der Zerstrittenheit ist der Wunsch der Linken | |
groß, sich in neuer Einheit zu präsentieren. „Wir gehen mit großer | |
Begeisterung aus der Klausur“, sagte die neue Fraktionschefin Amira Mohamed | |
Ali am Ende einer zweitägigen Tagung der Bundestagsfraktion im | |
brandenburgischen Rheinsberg. „Wir haben wichtige Beschlüsse gefasst, so | |
kann es weitergehen.“ | |
[1][Mohamed Ali, die Nachfolgerin Sahra Wagenknechts], gilt dabei als einer | |
der Gründe dafür, dass die Klausur vergleichsweise friedlich über die Bühne | |
ging. Frühere Tagungen, etwa vor zwei Jahren in Potsdam, endeten im | |
öffentlich ausgetragenen Streit zwischen Fraktions- und Parteispitze. In | |
Rheinsberg habe Mohamed Ali jetzt Konflikte moderiert, lobten Vertreter | |
verschiedener Flügel am Rande der Tagung. | |
Ganz so harmonisch, wie es der neue Fraktionsvorstand öffentlich darstellen | |
möchte, lief die Sitzung jedoch nicht ab: Die Linksfraktion beschloss zwar | |
grundsätzlich einen Aktionsplan für Klimagerechtigkeit. Entscheidende | |
Passagen konnten in Rheinsberg aber nicht verabschiedet werden. Dabei geht | |
es unter anderem um ein Verbot von Inlandsflügen bis 500 Kilometer und ein | |
Ende des Verbrennungsmotors bis 2030. | |
Auch die Frage, ob synthetische Kraftstoffe künftig in großem Maße | |
importiert werden sollen, ist strittig. Klimapolitiker wie Lorenz Gösta | |
Beutin streiten sich bei dem Thema mit früheren Gewerkschaftsvertretern wie | |
Klaus Ernst, der die Beschäftigteninteressen in der Automobilindustrie im | |
Fokus hat. Während die einen mehr auf die Verbote setzen, hoffen die | |
anderen auf Innovation. | |
## Bahn attraktiver als Fliegen | |
Auf Nachfrage positionierten sich die beiden Fraktionsvorsitzenden auf der | |
abschließenden Pressekonferenz gegen ein Verbot von Inlandsflügen: „Warum | |
gibt es keine Flüge mehr nach Hamburg?“, fragte Mohamed Alis Co-Chef | |
Dietmar Bartsch. „Die Bahn ist so attraktiv geworden, dass sich Flüge nicht | |
mehr lohnen.“ Auch bei der Antriebstechnologie seien technologische | |
Fortschritte wichtiger als Verbote. | |
Elektroautos müssten billiger werden, sagte Bartsch. Mohamed Ali ergänzte, | |
es sei wichtig, „dass die individuelle Mobilität erhalten bleibt“. Die noch | |
nicht beschlossenen Stellen des Klimapapiers sollen nun bei den nächsten | |
Fraktionssitzungen nach und nach wieder auf die Tagesordnungen kommen. | |
Kompromissvorschläge sind in Arbeit. Es sei „wichtig, dass die Linke | |
gemeinsam agiert“, sagte Bartsch. „Unsere zentrale Aufgabe ist die | |
Auseinandersetzung mit der Regierung.“ Die Auseinandersetzung um den | |
Fraktionsvorsitz vom Herbst sei „jetzt entschieden“. | |
Einige der wichtigsten Flügelvertreter fehlten aber bei der Klausur. Sahra | |
Wagenknecht war nicht da, auch Fraktionsvize Caren Lay fehlte. Lay, die in | |
der Fraktion als Kipping-Vertraute gilt, war im Herbst der außerhalb der | |
Linken fast unbekannten Mohamed Ali im Kampf um den Fraktionsvorsitz | |
unterlegen. Insgesamt fehlte ein knappes Drittel der Abgeordneten bei der | |
Klausur. | |
10 Jan 2020 | |
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## AUTOREN | |
Martin Reeh | |
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