# taz.de -- AfD-Parteitag in Braunschweig: Aus Mangel an Alternativen | |
> Tino Chrupalla aus Sachsen ist neuer Vorsitzender der AfD. Erste Wahl ist | |
> er nicht, aber beide Flügel können mit ihm leben. | |
Bild: Die Hundekrawatten-Tradition muss weitergehen: Tino Chrupalla kriegt jetz… | |
Gaulands Plan ist aufgegangen, kurzfristig zumindest. Der alte Mann der AfD | |
hat [1][Tino Chrupalla], den Malermeister aus Sachsen, zu seinem Nachfolger | |
als Parteichef gemacht – mit Hinterzimmerdiplomatie und vielen Gesprächen. | |
Also genau mit dem, was die Partei an anderen aufs Schärfste kritisiert. | |
Damit hat Gauland verhindert, dass [2][mit Gottfried Curio,] der für seine | |
demagogischen Reden im Bundestag bekannt ist, ein Scharfmacher an seine | |
Stelle rückt. Mit inhaltlicher Ausrichtung oder mit einem Sieg derer, die | |
sich in der AfD für gemäßigt halten, hat das aber nichts zu tun. Inhaltlich | |
ist Chrupalla kaum weniger radikal als Curio, auch wurde er von weiten | |
Teilen des „Flügels“ um Björn Höcke und Andreas Kalbitz unterstützt. | |
Chrupalla kommt in seiner Rhetorik nur gemäßigter daher als Curio. | |
Doch ob Chrupalla der Richtige ist, um Gaulands langfristigen Plan | |
umzusetzen, die AfD in eine Koalition mit der CDU und damit an die Macht zu | |
führen, ist offen. Denn dass Chrupalla die intellektuellen und | |
kommunikativen Fähigkeiten dafür hat, daran haben selbst einige von denen | |
Zweifel, die am Samstag für ihn votiert haben. | |
Auch Gauland hat Chrupalla nicht aus schierer Begeisterung ausgewählt, | |
sondern aus kühler Abwägung. Sein Nachfolger musste nach den großen | |
Erfolgen bei den drei Landtagswahlen aus dem Osten kommen. Er sollte den | |
„Flügel“ einbinden können, aber bitte nicht zu radikal rüberkommen und | |
außerdem ins bürgerliche Lager vermittelbar sein. Und natürlich für die | |
Mehrheit der Delegierten wählbar. Da blieb letztlich nur Chrupalla. | |
## Der extreme Flügel hat kaum Personal von Format | |
Das liegt auch an der dünnen Personallage beim „Flügel“. Denn in der extr… | |
rechten Strömung gibt es kaum Personen, die das Format für | |
Führungspositionen haben und [3][bundesweit vermittelbar sind]. Deshalb | |
unterstützten Höcke, Kalbitz und Co. auch Personen, die ähnlich ticken oder | |
ihnen zumindest nicht gefährlich werden. Das gilt für die Wahl von | |
Chrupalla, und auch Alice Weidel hat es so ohne Gegenkandidaten zur ersten | |
Stellvertreterin gebracht. | |
Im Bundesvorstand ist mit Andreas Kalbitz nun nur ein Flügel-Mitglied im | |
engeren Sinne vertreten. Ist eine weitere Radikalisierung der AfD also | |
ausgeblieben? Das ist längst die falsche Frage. Zahlreiche Mitglieder der | |
neuen Parteispitze sind sehr rechts, auch wenn sie die „Erfurter | |
Resolution“, das Gründungsdokument des „Flügels“, nicht unterschrieben | |
haben. So wurde ausgerechnet der Scharfmacher Stephan Brandner aus | |
Thüringen, jüngst als Rechtsausschuss-Vorsitzender abgesetzt, zum | |
stellvertretenden Bundeschef gewählt. Zudem sind mit Georg Pazderski, Uwe | |
Junge und Kay Gottschalk gemäßigtere Kandidaten reihenweise durchgefallen. | |
Die AfD ist längst eine extrem radikalisierte Partei. Das hat sich in | |
Braunschweig verfestigt. | |
UPDATE 01.12.19, 15 UHR: Der Kommentar wurde aktualisiert. | |
1 Dec 2019 | |
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## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
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