# taz.de -- Tourismusmanagerin über Ausbildung: „Auffallend mehr Männer“ | |
> Die Tourismusbranche sei konservativ und wenig frauenfreundlich, sagt | |
> Christine Garbe. Nachhaltigkeit werde nur als betriebswirtschaftlicher | |
> Faktor gesehen. | |
Bild: Wohin geht ihre Reise? Auszubildende im 2. Lehrjahr zur Kauffrau für Tou… | |
taz: Frau Garbe, auf Kongressen, Podien, Messen besteht die wortführende | |
touristische Welt fast nur aus grauen Anzugmännern. Wo bleiben die vielen | |
Frauen, die Tourismus studieren? | |
Christine Garbe: Es stimmt: Bei den touristischen Berufen dominieren | |
Frauen, sowohl in der Berufsausbildung als auch in der Hochschulausbildung. | |
Hier sind Frauen vor allem in den Bachelor-Studiengängen im | |
Tourismusmanagment mit 75 Prozent vertreten. Gleichzeitig finde sich die | |
Frauen nicht in den Führungspositionen wieder. | |
Schon beim Master-Studium nimmt die Zahl der Frauen ab. Und wenn Frauen | |
dann bei einem touristischen Unternehmen landen, dann kommen sie selten in | |
die Führungsetagen durch. Es mag mit der Familiengründung zusammenhängen. | |
Fakt ist aber auch: Frauen werden bestimmte Führungsqualitäten nicht | |
zugetraut. Wenn sich eine Frau und ein Mann um eine Stelle bewerben, hat | |
der Mann von vornherein bessere Chancen, weil Frauen schlechter bewertet | |
werden. | |
Können Sie ein Beispiel nennen? | |
In dualen Studiengängen im Tourismus sind auffallend mehr Männer | |
anzutreffen. Die Auswahlgespräche fallen eher zugunsten von Männern aus, | |
vor allem in den männerdominierten Studiengängen. Umgekehrt ist das nicht | |
so. In den weiblich dominierten Studiengängen gibt es diese Gesetzmäßigkeit | |
nicht, dass Männer eher abgelehnt werden. | |
Die Tourismusbranche ist nicht familienfreundlich, schreit nach | |
Flexibilisierung der Arbeitszeiten, hinzu kommt schlechte Bezahlung – ist | |
die Frustration bei Auszubildenden groß? | |
Die Zahlen der Anfänger bei touristischen Ausbildungsberufen nimmt ab, die | |
Zahl der Studierenden in touristischen Berufen nimmt zu, beispielsweise für | |
Tourismusmanagement oder Eventmanagement. Absolventen dieser Studiengänge | |
hoffen auf eine Führungsposition. Das gibt aber die Struktur | |
mittelständischer Unternehmen in der Tourismuswirtschaft nicht her. Das | |
heißt, ich studiere Tourismusmanagement und lande dann in einem Reisebüro | |
am Counter. Das muss Frustration erzeugen. | |
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei der Ausbildung? | |
Eine untergeordnete Rolle. Es gibt auch zu wenig Betriebe, wo Auszubildende | |
diese Themen vertiefen könnten. Gleichzeitig sehe ich aber bei den heutigen | |
Schulabgängern das Bedürfnis nach der Sinnhaftigkeit des Arbeitens. Früher | |
ging es darum, gut Geld zu verdienen, heute hat der Sinn eine zentrale | |
Bedeutung, und Nachhaltigkeit ist sinnstiftend. | |
Gibt es die Angebot für Nachhaltigkeit in der Branche? | |
Im Nischenbereich, ansonsten gibt es wenig Bewusstsein dafür. | |
Eine nachwachsende Generation wird es also stemmen? | |
Ich erkenne einen ganz klaren Wandel in der Werthaltung der jüngeren | |
Generation. | |
Was würden Sie jemandem empfehlen, der heute ein touristische Ausbildung | |
macht? | |
Ein duales Studium zu wählen, weil hier Praxis und Theorie zusammenspielen. | |
30 Nov 2019 | |
## AUTOREN | |
Edith Kresta | |
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