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# taz.de -- Fraktionsvorstand als Männerdomäne: Eine Frau muss reichen
> Die niedersächsische CDU-Landtagsfraktion hat ihren alten Vorstand neu
> gewählt. Noch immer befindet sich nur eine Frau unter den acht
> Mitgliedern.
Bild: Mareike Wulf, einzige Frau im Vorstand
Bremen taz | Niedersachsens CDU-Fraktion hat einen neuen Vorstand gewählt.
Oder besser: den alten bestätigt. Denn an der Zusammensetzung hat sich
nichts getan. Noch immer ist Mareike Wulf als eine der stellvertretenden
Vorsitzenden die einzige Frau unter den acht Mitgliedern.
„Die Chance, ein oder zwei Frauen mehr einzubeziehen, wurde vertan“, sagt
die [1][Landeschefin der Frauen Union in Niedersachsen, Ute
Krüger-Pöppelwiehe]. Bei der Wahl des Fraktionsvorstandes hapere es an der
Akquise von Kandidatinnen. „Es wird im Vorfeld ja abgesprochen, wer
kandidiert.“ Dafür würden Abgeordnete direkt angesprochen. „Schon an dies…
Stelle hätten Frauen mit einbezogen werden müssen“, kritisiert
Krüger-Pöppelwiehe. Allerdings sei es eher unüblich, mitten in der
Legislaturperiode den Vorstand zu verändern.
Das Problem liegt bereits in der [2][Zusammensetzung der Landtagsfraktion]
selbst – lediglich neun Frauen sind unter 50 Abgeordneten. Zwar war bei der
Landtagswahl 2017 jeder dritte Platz auf der Landeswahlliste mit einer Frau
besetzt, allerdings wurde ein [3][Großteil der Landtagssitze über
Direktmandate vergeben]. „Die Wahlkreise, die für die CDU attraktiv sind,
werden fast ausschließlich von Männern besetzt“, sagt Krüger-Pöppelwiehe.
„Der CDU ist bewusst, dass unser Frauenanteil in der Partei und in den
Fraktionen zu gering ist“, sagt Kai Seefried, Fraktionsmitglied und
Generalsekretär der CDU Niedersachsen. Das Ziel sei, den Anteil auf allen
Ebenen zu erhöhen. Da die CDU den Anspruch habe, möglichst viele Wahlkreise
direkt zu gewinnen, müsste nicht nur auf der Landesliste der Anteil der
Frauen erhöht werden. „Wir müssen auch in den Wahlkreisen mehr Frauen
aufstellen, die sich um ein Direktmandat bewerben.“
## Freiwillig läuft es nicht
Den Willen der Partei, mehr Frauen einzubinden, sieht Krüger-Pöppelwiehe
auch. „Allerdings ist strittig, auf welche Art.“ Ein
Reißverschlussverfahren, [4][wie es die Frauen Union für die Wahllisten
fordert], bei dem die Listenplätze abwechselnd mit Männern und Frauen
besetzt würden, hätte der CDU-Fraktion bei der letzten Landtagswahl
rechnerisch zwei Frauen mehr beschert. Die Partei lehnt es bisher jedoch
ab. „Ohne verbindliche Vorschriften geht es nicht“, sagt Krüger-Pöppelwie…
deshalb. Die freiwillige Quote der Partei, die vorsieht, jeden dritten
Platz auf Landeslisten mit Frauen zu besetzen, reiche nicht aus.
Nicht einmal die Mitgliedszahlen – etwa 25 Prozent der CDUler*innen sind
weiblich – würden widergespiegelt. „Wenn die CDU eine moderne Volkspartei
sein möchte, muss sie den Regionalproporz hinten anstellen und die Frauen
stärker berücksichtigen“, sagt Krüger-Pöppelwiehe. Der sogenannte
Regionalproporz, also die Berücksichtigung verschiedener CDU-Ortsvereine in
den verschiedenen Regionen, und ein höherer Frauenanteil würden sich nicht
ausschließen, sagt dagegen Seefried.
Andere Parteien machen es besser: Die SPD hat einen Frauenanteil von rund
35 Prozent in der Fraktion und mit Johanne Modder eine weibliche
Vorsitzende. Bei den Grünen sind seit der Wahl von Belit Onay zum
Hannoverschen Oberbürgermeister und seinem Ausscheiden aus dem Landtag
sieben von zwölf Abgeordneten Frauen. Der Vorstand ist paritätisch besetzt.
Der geringe Frauenanteil bei der CDU zeige, dass Frauenförderung nicht
allein mit guten Vorsätzen gelinge, sagt die Fraktionschefin der Grünen
Anja Piel. „Eine verpflichtende Quote, wie wir sie seit 40 Jahren
praktizieren, führt erfolgreicher zu höheren Frauenanteilen.“
4 Dec 2019
## LINKS
[1] /Frauen-Union-Chefin-ueber-Platzhirsche/!5477835
[2] https://www.cdu-fraktion-niedersachsen.de/fraktion/
[3] https://www.wahlrecht.de/news/2017/landtagswahl-niedersachsen-2017.html
[4] /Der-CDU-Parteitag-und-die-Frauenquote/!5640416
## AUTOREN
Alina Götz
## TAGS
Frauenquote
CDU Niedersachsen
Quote
Schwerpunkt AfD
Lesestück Recherche und Reportage
CDU Niedersachsen
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