| # taz.de -- Abtreibung und Paragraf 219a: Kein Ende in Sicht | |
| > Sie ist das Gesicht des Kampfes gegen Paragraf 219a. Gewonnen hat sie ihn | |
| > noch nicht: Im Dezember muss die Ärztin Kristina Hänel wieder vor | |
| > Gericht. | |
| Bild: Sie gibt nicht auf – Ärztin Kristina Hänel im Kampf gegen den umstrit… | |
| Berlin taz | Die Ärztin [1][Kristina Hänel] muss am 12. Dezember wieder vor | |
| Gericht erscheinen. Das teilte das Gießener Landgericht am Dienstag mit. | |
| Sie soll gegen Paragraf 219a Strafgesetzbuch verstoßen haben. Dieser | |
| verbietet „Werbung“ für den Abbruch der Schwangerschaft. Was Hänel | |
| vorgeworfen wird: Auf ihrer Webseite informiert die Gießener Ärztin | |
| ungewollt Schwangere darüber, dass und mit welchen Methoden sie | |
| Abtreibungen durchführt. | |
| Nach Paragraf 219a gilt das bereits als „Werbung“ für | |
| Schwangerschaftsabbrüche. Die Verurteilung Hänels hatte im November 2017 | |
| für Empörung gesorgt, Aktivist*innen, aber auch Grüne, Linke, FDP und SPD | |
| hatten die Abschaffung oder mindestens weitgehende Reform des Paragrafen | |
| gefordert – die Union dagegen auf seinem Fortbestehen beharrt. Die Große | |
| Koalition einigte sich schließlich auf einen Kompromiss: Seit einer | |
| [2][Reform des Paragrafen Anfang des Jahres] dürfen Ärzt*innen darüber | |
| informieren, dass sie Abbrüche vornehmen. Weiterführende Informationen | |
| bleiben aber verboten. | |
| Deshalb hatte das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt entschieden, dass das | |
| [3][Landgericht erneut verhandeln muss]. Dort war Hänel kurz vor der | |
| Reform, im Oktober 2018, in zweiter Instanz verurteilt worden. Dieses | |
| Urteil hatte das OLG aufgehoben, weil im deutschen Strafrecht der Grundsatz | |
| gilt, dass im Fall einer geänderten Rechtslage für den oder die Angeklagte | |
| das mildere Gesetz anzuwenden ist. Im Fall Hänel sei demnach der nach | |
| Erlass des Urteils geänderte Paragraf anzuwenden, schrieb das OLG in einer | |
| Pressemitteilung. | |
| Einen Freispruch kann Hänel im Dezember nicht erwarten: Sie dürfte nun zwar | |
| darüber informieren, dass sie Abbrüche durchführt. Nach wie vor erklärt | |
| Hänel aber [4][auf ihrer Webseite], welche Varianten des Abbruchs in ihrer | |
| Praxis möglich sind, wie diese ablaufen und welche Komplikationen möglich | |
| sind. Daran wolle sie auch nichts ändern, sagte sie der taz. | |
| „Ich werde Betroffenen diese wichtige Information nicht vorenthalten. Es | |
| ist meine Pflicht, aufzuklären“, sagte Hänel der taz. Sie erwartet eine | |
| erneute Verurteilung. „Der Prozess ist nur ein weiterer Schritt auf meinem | |
| Weg zum Bundesverfassungsgericht“, sagte Hänel. | |
| 19 Nov 2019 | |
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| [2] /Abstimmung-im-Bundestag/!5575168 | |
| [3] /Paragraf-219a-vor-dem-Oberlandesgericht/!5605274 | |
| [4] http://www.kristinahaenel.de/docs/Schwangerschaftsabbruch.pdf | |
| ## AUTOREN | |
| Dinah Riese | |
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