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# taz.de -- Präsidentschaftswahlen in Sri Lanka: Comeback eines Hardliners
> Nach den islamistischen Anschlägen vor sieben Monaten nehmen die
> Spannungen auf der Insel zu. Ein Kandidat könnte am Samstag davon
> profitieren.
Bild: Er gilt als „starker Mann“: Ex-Verteidigungsminister und Präsidentsc…
MUMBAI taz | Sieben Monate nach den [1][Anschlägen auf christliche
Kirchen], bei denen über 250 Menschen starben, befindet sich das Gotteshaus
in Batticaloa an der Ostküste Sri Lankas noch im Wiederaufbau. Hier betet
die Zionsgemeinde dafür, dass es friedlich bleibt. Denn bei den
Präsidentschaftswahlen am 16. November könnte [2][der
buddhistisch-nationalistische Ex-Verteidigungsminister Gotabaya Rajapaksa]
ins Amt gewählt werden. Das bereitet Minderheiten Sorgen.
Rajapaksa verkörpert den Typ starker Mann, den sich viele auf Sri Lanka
wünschen. Denn zuletzt brachen der Tourismus und die Wirtschaft ein.
Rajapaksas Anhänger feiern ihn als Kriegshelden, da unter seiner Führung
der blutige Bürgerkrieg beendet wurde, der bis 2009 auf der Insel wütete.
Seine Gegner betrachten ihn hingegen als Kriegsverbrecher: Sie werfen
Rajapaksa vor, er habe unliebsame Journalisten verschwinden lassen.
Der 70-Jährige kandidiert für die buddhistisch-nationalistische Volksfront
(SLPP) und tritt gegen den 52-jährigen Wohnungs- und Kulturminister Sajith
Premadasa von der Vereinigten Nationalen (UNP) an.
Premadasa ist der Sohn des ehemaligen sri-lankischen Präsidenten Ranasinghe
Premadasa, der das Land von 1989 bis 1993 regierte. Im Wahlkampf verspricht
Premadasa, sich des religiösen Extremismus, des Drogenhandels, der
Korruption und der Frauenrechte anzunehmen und wirbt für die
Gleichberechtigung von Muslimen, Christen und Tamilen. Auch den Zugang zu
Menstruationshygiene möchte er verbessern, wofür ihm der Beiname „Padman“
nach einer Bollywood-Figur verpasst wurde.
## Unterstützung von radikalen Mönchen
„Es wäre besser, wenn Rajapaksa an die Macht käme“, sagt ein Katholik aus
Colombo, der nicht mit Namen genannt werden möchte. Sonst würden mit
Premadasa die Muslime an Einfluss gewinnen. „Viele Menschen werden
Rajapaksa aufgrund ihrer Religion wählen“, ist er überzeugt. Besonders bei
der buddhistischen Bevölkerung wird er punkten können. Er wird von offen
radikalen buddhistischen Mönchen unterstützt.
Dass bei den islamistischen Anschlägen an Ostern über 250 Menschen starben
und mehr als 500 verletzt wurden, haben die wenigsten Bürger Sri Lankas
vergessen. [3][Von da an hatten interreligiöse Spannungen zugenommen],
Erinnerungen an den Bürgerkrieg kamen hoch. Von 1983 bis 2009 kämpfte die
Guerillaarmee LTTE im Norden und Osten Sri Lankas für einen unabhängigen
tamilischen Staat, Zehntausende Zivilisten kamen dabei ums Leben. Diese
Zeit ist bis heute kaum aufgearbeitet.
Das zeigt sich am buddhistisch-nationalistischen Kandidaten Rajapaksa.
Unter der Präsidentschaft seines Bruders Mahinda Rajapaksa von 2005 bis
2015 unterstand ihm im Krieg gegen die tamilischen Separatisten die Armee.
Der Hardliner möchte jetzt Amnestie für sri-lankische Soldaten, die wegen
Bürgerkriegsverbrechen in Haft sitzen. Ein Sieg für Rajapaksa wird es
erschweren, Kriegsverbrechen aufzuarbeiten.
„Momentan kann niemand vorhersagen, wer gewinnen wird“, sagt Hermann
Kumara, Leiter der Fischerorganisation Nafso. Premadasa findet vor allem im
hinduistisch-tamilisch geprägten Norden und Osten des Landes Unterstützung,
Rajapaksa hat im buddhistisch geprägten Süden seine Wähler. Kumara
befürchtet, dass unter einer autoritären Regierung Menschenrechte erneut
eingeschränkt werden.
15 Nov 2019
## LINKS
[1] /Anschlagserie-in-Sri-Lanka/!5590237
[2] /Sri-Lanka-nach-den-Anschlaegen/!5587662
[3] /Nach-den-Attentaten-in-Sri-Lanka/!5606537
## AUTOREN
Natalie Mayroth
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