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# taz.de -- Bittere Ergebnisse der neuen Pisa-Studie: Mehr Mut gegen die Mittel…
> Die Ergebnisse sind stets miserabel, doch es bewegt sich nichts in Sachen
> Bildungsgerechtigkeit. Die Gründe: Fundamentalismus und Feigheit.
Bild: Das gegliederte Schulsystem ist gründlich gescheitert
Über 20 Prozent der Jugendlichen können nach neun Jahren Schulzeit nur
rudimentär lesen. Spitzenklasse ist Deutschland lediglich im Fach soziale
Auslese: Das Schulsystem ist überdurchschnittlich ungerecht. Das waren die
Ergebnisse der ersten Pisa-Studie. Sie lösten einen Schock aus. Es sind
aber auch die Ergebnisse [1][der aktuellen Pisa-Studie], die am Dienstag
vorgestellt wurde. Sie lösen – ja was aus? Ratlosigkeit, Bedauern, aber
kein Schuldbewusstsein.
Zumindest nicht bei den Kultusminister:innen der Länder, die seit 70
Jahren [2][der Meinung sind, Schulpolitik sei bei ihnen in den besten
Händen]. Doch die Pisa-Studie belegt die Inkompetenz der
Kultusminister:innen, an einem Strang zu ziehen und gemeinsam zu besseren
Ergebnissen zu kommen. Die Studie zeigt, dass die deutsche Spezialität,
nämlich gegliederte Schulsysteme, in denen Kinder vor der Pubertät auf
„begabungsgerechte“ Schulformen aufgeteilt werden, gründlich gescheitert
ist.
Dass sich trotz miserabler Ergebnisse so wenig bewegt, hat zwei Ursachen:
Fundamentalismus und Feigheit. Zum einen haben die Länder die
föderalistische Verfasstheit des Bildungssystems in den vergangenen Jahren
orthodox ausgelegt und waren kaum bereit, untereinander und mit dem Bund zu
kooperieren. Zum anderen zittern alle Parteien vor den bürgerlichen
Wählern. Seit eine schwarz-grüne Koalition in Hamburg vor zehn Jahren damit
gescheitert ist, die Grundschulzeit um zwei Jahre zu verlängern, hat es nie
mehr einen politischen Versuch gegeben, die frühe Trennung der Kinder
grundlegend aufzubrechen. Die akademische Mittelschicht hat das Gymnasium
als Statussymbol und Refugium für den eigenen Nachwuchs erfolgreich
verteidigt.
Wer das ändern will, muss sehr viel Geld investieren und Schulen und
Schüler:innen in Brennpunkten endlich konsequent fördern. Sie brauchen die
beste Ausstattung und die am besten ausgebildeten Lehrer:innen. Dazu ist
vor allem sehr viel Mut erforderlich: Mut, sich [3][mit den Bewahrer:innen
des Status quo] anzulegen.
3 Dec 2019
## LINKS
[1] /Bildung-im-internationalen-Vergleich/!5641534
[2] /Neue-Pisa-Studie-zu-Lesekompetenz/!5646908
[3] /Stiftungen-foerdern-soziale-Ungleichheit/!5637088
## AUTOREN
Anna Lehmann
## TAGS
Pisa-Studie
Bildung
soziale Ungleichheit
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Das Milliardenloch
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