| # taz.de -- Mietendeckel unter Beschuss: Im Ernst, Genosse Haifisch? | |
| > Eine Baugenossenschaft sagt, der Mietendeckel zwinge sie zur Aufgabe | |
| > eines Bauprojekts – mieterfeindliche Stimmungsmache in schlechter | |
| > Gesellschaft. | |
| Bild: Bau auf, bau auf: Beim Ziel sind sich immerhin alle einig | |
| Surprise, surprise. Dass ein milliardenschwerer Immobilienkonzern wie die | |
| [1][Deutsche Wohnen] den geplanten Mietendeckel als Untergang alles Guten | |
| darstellt, dürfte niemanden überraschen. Ganz beiläufig-auffällig hat das | |
| Unternehmen am Mittwoch ein Fragezeichen hinter eine | |
| Milliardeninvestition in Berliner Immobilien und Neubau gesetzt, | |
| explizit wegen des Deckels. So weit, so erwartbar. | |
| Aber das? Fast zeitgleich verkündete auch eine Wohnbaugenossenschaft ihre | |
| Abkehr von einem [2][Neubauprojekt am Südrand Neuköllns] – und bemüht | |
| ebenfalls den Mietendeckel als Begründung. Die Argumentation ähnelt in | |
| ihrer Struktur verdächtig der der PR-Abteilungen der privaten | |
| Bauwirtschaft: Weil Mieterhöhungen in den kommenden Jahren verhindert | |
| werden, fehle der Genossenschaft das Geld für das Neubauprojekt. | |
| Einmal abgesehen davon, dass bisher kein Nachweis für diese Behauptung | |
| vorliegt: Der Fall belegt noch lange nicht die ebenso gewagte wie viel | |
| beschworene Behauptung, der [3][Mietendeckel schade am Ende den Mietern]. | |
| Denn die geplanten Wohnungen müssen nach derzeitiger Planung so oder so | |
| gebaut werden: wenn nicht von einer der anderen interessierten | |
| Genossenschaften, dann eben vom Land. | |
| Woher nun die unheilige Allianz zwischen den exponierten Vertretern des | |
| Baukapitals und den netten Wohnvereinen von nebenan? Auch die Abmilderung | |
| des Gesetzentwurfs bezüglich der moderaten Erhöhung niedriger Mieten hat | |
| die Front nicht zerschlagen. Offensichtlich kollidieren die staatlichen | |
| Eingriffe tatsächlich mit dem althergebrachten Rechnungsmodell einiger | |
| Genossenschaften. | |
| ## Ohne Rubel keine Bagger | |
| Das wiederum verwundert schon weniger. Denn trotz ihrer sozialen | |
| Ambitionen: auch Genossenschaften agieren auf einem freien Wohnungsmarkt, | |
| wo ohne Rubel kein Bagger rollt. Sie können weder die Dynamik der | |
| Bodenpreise ignorieren noch auf Luft und Liebe bauen. | |
| Die Anti-Deckel-Sprüche aus der genossenschaftlichen Ecke lösen Ekel aus, | |
| nicht nur bei jenen, die [4][noch schnell vor dem Stichtag] des | |
| Mietenstopps eine Mieterhöhung bekamen. Sie zeigen jedoch mit brutaler | |
| Klarheit die Schwäche der Idee, mittels staatlicher Eingriffe einen freien | |
| Wohnungsmarkt in eine Wundertüte für die Wohnenden zu verwandeln. | |
| Nötig wäre vielmehr eine aktive und flächendeckende Loslösung des Wohnraums | |
| vom freien Markt. Genossenschaften, die sich da auf die Seite der großen | |
| Immobilienhaie stellen, können nicht Teil dieser Lösung sein. | |
| 16 Nov 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.deutsche-wohnen.com/ | |
| [2] https://www.buckowerfelder.de/ | |
| [3] /Mietendeckel-in-Berlin/!5626180 | |
| [4] /Mietendeckel-in-Berlin/!5599961 | |
| ## AUTOREN | |
| Björn Brinkmann | |
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