# taz.de -- Debüt-Roman „Das deutsche Zimmer“: Allein, mit vielen Menschen | |
> Studenten, Freundschaften, Entscheidungen: Carla Maliandis Roman erzählt | |
> von einer jungen Frau, die es von Buenos Aires nach Heidelberg | |
> verschlägt. | |
Bild: Die argentinische Autorin Carla Maliandi hat auch in Heidelberg gelebt | |
„Entschlossen schreitet der Mensch auf seinem Erdenweg dem großen | |
Wendepunkt entgegen …“: Programmatisch findet das Zitat des argentinischen | |
Philosophen Carlos Astrada Eingang in den Debütroman der Dramaturgin und | |
Theaterregisseurin Carla Maliandi. | |
„Das deutsche Zimmer“ handelt von einer Dreißigjährigen, die es in einer | |
diffusen Lebens- und Beziehungskrise von Buenos Aires nach Heidelberg | |
verschlägt, wo sie während der [1][Militärdiktatur] ihre Kindheit im Exil | |
verbracht hatte. In der Stadt am Neckar bezieht die Icherzählerin ein | |
Zimmer in einem Studentenwohnheim, „– dort ist es, als wäre man nirgendwo, | |
man ist allein, hat aber viele Menschen um sich, hat alles, ohne etwas zu | |
besitzen und wird von niemandem wahrgenommen.“ | |
In Maliandis unaufgeregter Erzählung erscheint dieser unwirtliche Ort als | |
ein willkommener Zwischenraum im Leben seiner Bewohner. Traumwandlerisch | |
streift die Frau aus Buenos Aires durch die ihr vage vertrauten Straßen. | |
Dort, weit weg von zu Hause findet sie überraschend alte und neue | |
Freundschaften – einen argentinischen Stipendiat aus Tucumán, Shanice | |
Takahashi aus Tokio und Mario, den Professor für lateinamerikanische | |
Philosophie. | |
Vermeintlich einfach und schlicht erzählt die argentinische Autorin, die | |
1976 im Exil [2][in Venezuela] geboren wurde, von Verlust, Trauer, Glück | |
und Zuversicht. Mit beeindruckender Leichtigkeit verbindet sie die | |
Entwicklung ihrer Protagonistin mit dem empathischen, offenen Blick auf das | |
Leben der anderen. | |
5 Nov 2019 | |
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## AUTOREN | |
Eva-Christina Meier | |
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Roman | |
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