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# taz.de -- Österreichs Parlament konstituiert sich: Philippa Strache wird wild
> Die FPÖ schließt die Frau ihres früheren Chefs Heinz-Christian Strache
> aus der Fraktion aus. Die kann dem sogar etwas Positives abgewinnen.
Bild: Als Fraktionslose etwas isoliert im neuen Parlament: Philippa Strache
Wien taz | 183 Abgeordnete sind am Mittwoch ins österreichische Parlament
eingezogen. Genauer gesagt, in das Ausweichquartier in der Hofburg, solange
das Parlamentsgebäude renoviert wird. Die meisten Kameras waren aber auf
Pia Philippa Strache gerichtet. Während sich die Kolleginnen und Kollegen
in den Fraktionen zusammenfanden, angeregt plauschten oder einander zum
Einzug ins Hohe Haus beglückwünschten, saß sie allein in der letzten Reihe
hinter den Hinterbänklern der SPÖ. Strache, die kurz darauf während der
konstituierenden Sitzung am selben Tag aus der FPÖ ausgeschlossen wurde,
gehört zu keinem Klub, wie die Fraktion in Österreich heißt. Sie ist damit
eine „wilde“ Abgeordnete.
Das ist weniger aufregend, als es klingt. Philippa werde „das Parlament
rocken“, frohlockte auf Twitter einer ihrer Fans in offensichtlicher
Unkenntnis der parlamentarischen Regeln. Fraktionslose Abgeordnete sitzen
in keinen Ausschüssen, wo die eigentliche parlamentarische Arbeit erledigt
wird. Sie dürfen zwar Reden halten, kommen aber meist erst dann an die
Reihe, wenn alles gesagt ist und die Fernsehkamera großteils leere Reihen
zeigt.
Von der FPÖ trennen sie räumlich die Fraktionen der Grünen und der Neos, ob
sie sich inhaltlich von den Rechtspopulisten entfernt, werden die
Abstimmungen zeigen. Philippa Strache fand im Interview mit der
Gratiszeitung OE24 auch eine trostreiche Seite ihres Daseins: „Ich
unterliege keinem Fraktionszwang, das ist eine große Freiheit.“ Kein
Fraktionschef kann sie also zwingen, gegen ihr Gewissen die Parteilinie zu
vertreten. An der Wahl von Norbert Hofer (FPÖ) zum Dritten
Nationalratspräsidenten nahm sie nicht mehr teil.
Philippa Strache ist die Ehefrau des ehemaligen FPÖ-Chefs Heinz-Christian
gleichen Namens, der in Ungnade gefallen ist, nachdem das berüchtigte
Ibiza-Video ihn im vergangenen Mai als käuflichen Opportunisten entlarvt
hatte, der für illegale Parteispenden zum Ausverkauf der Republik bereit
ist.
## Mandat als Trostpflaster
Dem plötzlich ohne Ämter und Einkommen dastehenden Strache wurde damals als
Trostpflaster ein Nationalratsmandat für seine Frau Philippa angeboten, die
als ehemaliges Model und Tierschutzbeauftragte der FPÖ ein Star in den
Boulevard-Medien war. Ihr tiefer Fall folgte wenige Tage vor den
Nationalratswahlen am 29. September, als publik wurde, dass Strache auf
Parteikosten über ein hohes Spesenkonto verfügte und Philippa für ihr
„ehrenamtliches“ Wirken mit monatlich 9.500 Euro entschädigt worden war –
auf Drängen ihres Ehemanns und offenbar an den Gremien vorbei. Außerdem
wird gegen beide Straches wegen möglicher betrügerischer Abrechnungen
ermittelt. Seither meiden FPÖ-Politiker das ehemalige Glamour-Paar, als
wären sie Lepra-Kranke.
Die FPÖ wollte durch den Trick, dass ein auf zwei verschiedenen Listen
gesetzter Kandidat sein Wiener Mandat annehmen sollte, den Einzug von
Philippa Strache ins Parlament verhindern. Doch die Wiener
Landeswahlbehörde entschied auf Grundlage der Gesetze anders. Philippa
Strache kann jetzt zumindest für das Familieneinkommen sorgen, während sich
Heinz-Christian um den zehn Monate alten Sohn Hendrik kümmert.
24 Oct 2019
## AUTOREN
Ralf Leonhard
## TAGS
Philippa Strache
FPÖ
Österreich
Ibiza-Affäre
Heinz-Christian Strache
Schwerpunkt Pressefreiheit
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Heinz-Christian Strache
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