| # taz.de -- Nach der Landtagswahl in Thüringen: CDU blinkt nach rechts | |
| > Teile der Thüringer CDU-Basis liebäugeln mit der AfD, wollen | |
| > „ergebnisoffene Gespräche“. Der Partei droht eine Zerreißprobe. | |
| Bild: Merkwürdig still: Von Mike Mohring ist am Dioenstag nichts zu hören | |
| Berlin taz | Es dauert bis Dienstagmittag um eins, dann hat sich auch die | |
| Bundes-CDU zu einer Haltung durchgerungen. Er halte, erklärt | |
| Generalsekretär Paul Ziemiak, „die Debatte Einzelner“ über eine | |
| Zusammenarbeit mit der [1][AfD] in Thüringen für „absurd“. Und weiter: �… | |
| AfD sät Hass und versucht, unser Land zu spalten. Der Beschluss des | |
| Bundesparteitages bindet alle, insbesondere die in der Partei Verantwortung | |
| habe.“ | |
| Damit reagiert Ziemiak mit einiger Verzögerung auf einen Appell von 17 | |
| Thüringer CDU-Politikern, die nach der Wahlschlappe bei der Landtagswahl | |
| Ende Oktober einen „ergebnisoffenen“ Gesprächsprozess „mit allen | |
| demokratisch gewählten Parteien im Thüringer Landtag“ gefordert haben. | |
| Eine förmliche Zusammenarbeit sowohl mit der Linken als auch der AfD wird | |
| dort ausgeschlossen. Zu deren Spitzenkandidaten heißt es: „Die CDU kann und | |
| wird nicht dabei helfen, einen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow oder | |
| [2][Björn Höcke] ins Amt zu bringen.“ Die Funktionäre unterstützen aber d… | |
| CDU-Landtagsabgeordneten Michael Heym, der mit Blick auf das Ergebnis der | |
| AfD von 23,4 Prozent gesagt hatte: „Man tut der Demokratie keinen Gefallen, | |
| wenn man ein Viertel der Wählerschaft verprellt.“ Heym habe „die Situation | |
| treffend analysiert“. Die „Ausschließertitis“ von allen Seiten im Wahlka… | |
| habe zu einer „sehr schwierigen Konstellation der Regierungsbildung“ | |
| geführt. | |
| Zu den Unterzeichnern gehören der Gothaer Landtagsabgeordnete Jörg Kellner | |
| und der ehemalige Landrat des Kreises Schmalkalden-Meiningen, Ralf Luther. | |
| Die Thüringer CDU steht damit vor einer bereits am Wahlabend vermuteten | |
| Zerreißprobe. Nachdem zunächst Exponenten wie der Eichsfelder CDU-Landrat | |
| Werner Henning eine Kooperation mit der Linkspartei befürworteten, mehren | |
| sich nun auch Stimmen, die zumindest Gespräche mit der AfD fordern. | |
| ## Stimmengewirr | |
| Nach dem Appell geht der Blick auch zur Parteizentrale: Wann würde die | |
| Bundes-CDU dem Thüringer Treiben Einhalt gebieten? Immerhin gibt es seit | |
| dem letzten Parteitag einen gültigen Abgrenzungsbeschluss, „Koalitionen und | |
| ähnliche Formen der Zusammenarbeit sowohl mit der Linkspartei als auch mit | |
| der Alternative für Deutschland“ abzulehnen. Generalsekretär Ziemiak setzt | |
| darauf ein klares Zeichen. | |
| Auch in Erfurt meldet sich der Thüringer CDU-Generalsekretär zu Wort. „Mike | |
| Mohring strebt für die CDU Thüringen eine Zusammenarbeit der politischen | |
| Mitte mit der SPD, Bündnis 90/Die Grünen und der FDP an“, erklärt Raymond | |
| Walk. „Auf dieses Ziel sollten sich jetzt alle Mitglieder der CDU zum Wohle | |
| Thüringens konzentrieren.“ Er fordert die Mitglieder des Landesverbands | |
| auf, „mit Nachdruck für diese Position unseres Landesvorsitzenden zu werben | |
| und alles zu unterlassen, was einen Erfolg dieser Option vereiteln könnte“. | |
| Deutlich wird auch Marco Wanderwitz, sächsischer CDU-Mann und | |
| Staatssekretär im Bundesinnenministerium. Er weist zurück, dass die AfD | |
| eine bürgerliche Partei sei. Auch die hohe Zahl ihrer Wählerstimmen sei | |
| kein Argument. „Eine Partei wird nicht durch Wahl demokratischer.“ | |
| Eichsfeld-Landrat Henning fordert wiederum die beiden CDU-Abgeordneten | |
| seines Kreises, Christina Tasch und Thadäus König, auf, Landeschef Mohring | |
| die Stimme zu verweigern, sollte er sich als Ministerpräsident zur Wahl | |
| stellen. Denn das wäre nicht ohne Mitwirkung der AfD vorstellbar. Henning | |
| verschickte seinen Appell mit dem Briefkopf des Landratsamts und als | |
| Pressemitteilung. | |
| ## Mohring bleibt still | |
| An den Start geht auch [3][eine Petition auf change.org], unterzeichnet von | |
| bislang knapp 200 Bürgern. Auch sie erteilt „einer wie auch immer gearteten | |
| Zusammenarbeit mit der von einem Faschisten geführten AfD eine Absage“. | |
| Unterschrieben haben etwa die frühere Thüringer Staatssekretärin Marion | |
| Eich-Born, der Leipziger Pfarrer und Bürgerrechtler Christoph Wonneberger | |
| und der langjährige Ex-Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig, | |
| Rainer Eckert. | |
| Laut RTL/ntv-Trendbarometer votieren 79 Prozent aller Wahlberechtigten in | |
| Deutschland für eine Zusammenarbeit der CDU mit der Linken, in Thüringen | |
| sind es gar 91 Prozent. Eine von der CDU geführte Minderheitsregierung | |
| lehnen rund drei Viertel der Befragten ab. | |
| Zu all dem bleibt am Dienstag vorerst einer still: Thüringens CDU-Chef Mike | |
| Mohring. Eine angekündigte Stellungnahme traf bis Redaktionsschluss nicht | |
| ein. | |
| 5 Nov 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Schwerpunkt-AfD/!t5495296/ | |
| [2] /AfD-bei-der-Thueringen-Wahl/!5636399 | |
| [3] https://www.change.org/p/politik-in-th%C3%BCringen-f%C3%BCr-verantwortungsv… | |
| ## AUTOREN | |
| Anja Maier | |
| Michael Bartsch | |
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