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# taz.de -- Human Rights Watch zu Afghanistan: Gräultaten durch irreguläre Tr…
> In Afghanistan sollen vom CIA unterstützte Paramilitärs mehrfach
> Kriegsverbrechen verübt haben. Human Rights Watch fordert die Auflösung
> der Truppen.
Bild: Trauer auf einem Auto um Angehörige, die von regierungsnahen Paramilitä…
BERLIN taz | In der ostafghanischen Provinz Paktia hat im August 2019 eine
paramilitärische Einheit in einem Dorf bei einer Razzia kurzerhand acht
Männer erschossen. Diese hatten ihre Familien zum islamischen Opferfest
besucht. Laut Augenzeugen hatte sich keiner der Männer zuvor gegen die
Razzia zur Wehr gesetzt. Dabei wurde auch ein 60-jähriger Stammesältester
per Kopfschuss getötet. Seinem Neffen wurde in den Mund geschossen.
Zwei Monate zuvor war eine andere paramilitärische Einheit in der Provinz
Wardak nahe Kabul gewaltsam in eine Klinik eingedrungen. Das Personal wurde
beschuldigt, Taliban-Kämpfer behandelt zu haben. Zwei Pfleger, ein Laborant
und ein Wachmann wurden erschossen. Dabei schützt das Kriegsrecht nicht nur
Patienten einschließlich verletzter Kämpfer, sondern explizit auch Ärzte
und medizinisches Personal.
Diese beiden Beispiele nennt die in New York ansässige
Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) in einem am Donnerstag
vorgestellten [1][Bericht]. Der dokumentiert 14 Fälle aus dem Zeitraum von
2017 bis 2019, in denen irreguläre afghanische Kampftruppen, die vom
US-Geheimdienst CIA unterstützt werden, schwere Menschenrechtsverletzungen
bis hin zu Kriegsverbrechen verübten.
Die beschuldigten Einheiten gehören zum afghanischen Geheimdienst NDS und
operieren am Hindukusch außerhalb der regulären afghanischen und
US-amerikanischen Befehlskette. In der Praxis können sie nach Belieben die
Bevölkerung terrorisieren und straflos Menschen töten.
## „Standrechtliche Hinrichtungen, Verschleppungen“
„Im Zuge der Intensivierung ihrer Operationen gegen die Taliban hat die CIA
es verbrecherischen Kräften ermöglicht, Gräueltaten wie standrechtliche
Hinrichtungen und Verschleppungen zu verüben“, erklärte die Autorin des
HRW-Berichts, Patricia Gossmann. „Immer wieder haben die Kämpfer Gefangene
einfach erschossen und ganze Gemeinden dem Schrecken nächtlicher Razzien
und wahlloser Luftangriffe unterworfen.“
Der Bericht stützt sich auf Interviews mit 39 Augenzeugen von nächtlichen
Operationen in neun afghanischen Provinzen. Dorfälteste und andere Personen
erklärten, dass die tödlichen nächtlichen Razzien für viele
Dorfgemeinschaften inzwischen zum Alltag gehörten. Nicht selten dürfte das
brutale Vorgehen die Bevölkerung den Taliban in die Arme treiben. Ein
Diplomat beschrieb laut HRW die paramilitärischen Truppen als
„Todesschwadronen“. HRW verlangt die Auflösung dieser irregulären
Sondertruppen.
## Umstrittene nächtliche Razzien
Der frühere afghanische Präsident Hamid Karsai hatte die umstrittenen
nächtlichen Razzien 2013 verboten, bei denen es immer wieder zu Gräueltaten
kommt. Sein Nachfolger Ashraf Ghani erlaubte sie aber ab 2014 wieder. Unter
US-Präsident Donald Trump wurde es zudem möglich, dass afghanische
Paramilitärs selbstständig US-Luftangriffe anfordern können, ohne dass
US-Personal die Notwendigkeit zuvor prüft.
Laut am Donnerstag vorgelegten Zahlen haben US-Piloten im September dieses
Jahres 948 Geschosse abgefeuert, so viel wie noch nie in einem Monat seit
Beginn der Aufzeichnungen 2013.
Ein CIA-Sprecher wies den HRW-Bericht jetzt zurück. Viele Berichte zu den
afghanischen Sondertruppen seien „wohl übertrieben oder falsch“, erklärte
er. „Weder heißen wir illegale Aktivitäten gut noch nehmen wir daran teil.�…
Und die Taliban würden sich überhaupt nicht an Gesetze halten.
NaN NaN
## LINKS
[1] https://www.hrw.org/report/2019/10/31/theyve-shot-many/abusive-night-raids-…
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Schwerpunkt Afghanistan
Kriegsverbrechen
Menschenrechtsverletzungen
Paramilitärs
CIA
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Afghanistaneinsatz
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