| # taz.de -- Jugendwort des Jahres wird abgeschafft: Mach's gut, du Wort! | |
| > Es wird in Zukunft kein „Jugendwort des Jahres“ mehr geben. Das war zwar | |
| > ohnehin überflüssig, dennoch ist sein Ende bedauerlich. | |
| Bild: „I bims“ war mal lustiger Internethumor. Und der altert schlecht | |
| Jedes Jahr kurz vor der Adventszeit ist es so weit: Der | |
| Langenscheidt-Verlag verkündet der in Vorfreude erstarrten Nation das | |
| „[1][Jugendwort des Jahres]“. 2008 wurde das mal als Marketinggag für das | |
| Lexikon der Jugendsprache des Verlagshauses erdacht. In der Zwischenzeit | |
| aber hat sich das zu einer festen Größe im Kalender bizarrer Absurditäten | |
| entwickelt, mit denen die Tagespresse ihre kleinen Meckerformate (so wie | |
| dieses hier) zuverlässig bestücken konnte. | |
| Denn nicht nur war es so, dass die gekürten Wörter von Anfang an recht oft | |
| erkennbar alles andere waren als gängige Jugendsprache. In mindestens einem | |
| Fall war das Siegerwort (Smombie – ein Kofferwort aus Smartphone und | |
| Zombie, ausgewählt im Jahr 2015) von den Langenscheidtern schlichtweg | |
| erfunden. Man könnte also sagen, was diese kleine PR-Perle angeht, kannte | |
| der „Niveaulimbo“ (Siegerwort 2010) einfach kein Ende. | |
| Bis jetzt. Denn mit dem Jugendwort ist es nun vorbei. Obwohl einige der | |
| Jugendwörter durchaus ganz „fly“ waren (2016) und „Swag“ (2011) hatten… | |
| in diesem Jahr Schluss mit dem Unfug. „Läuft“ (2014) bei Langenscheidt halt | |
| nicht mehr so gut, seit der „Babo“ (2013) von Pons gekommen ist, den Laden | |
| gekauft und die dortige „Gammelfleischparty“ (2008) mit den Worten „I bims | |
| (2017), die Innenrevision“ ordentlich aufgemischt hat. | |
| Man wünscht den „Ehrenmännern und Ehrenfrauen“ (2018) von Langenscheidt, | |
| dass sie jetzt nicht „hartzen“ (2009) müssen, aber hey, „Yolo“ (2012). | |
| ## Wer übernimmt? | |
| Hier übrigens noch ein Hinweis: Die Marke „Jugendwort des Jahres“ ist nicht | |
| geschützt. Vielleicht erbarmt sich ja noch jemand und übernimmt den | |
| Staffelstab von Langenscheidt. Klar, niemand braucht das Jugendwort. Aber | |
| es kann ja auch nicht immer nur um die unmittelbaren Notwendigkeiten gehen. | |
| Anders als der [2][Verein Deutsche Sprache], der teutonisch verkniffen die | |
| Reinheit arischen Wortguts gegen jeden Hauch der Lebendigkeit und | |
| Lebensnähe verteidigt, mit seinen kruden Manifesten gegen Anglizismen und | |
| den Genderwahn, ist der Werbeabteilung des Langenscheidt-Verlages über die | |
| Jahre immerhin etwas ziemlich Wunderbares gelungen: nämlich humorvolle | |
| Diskussionen anzustoßen – und selbst mit den blödesten Vorschlägen noch | |
| Interesse und Spaß an Sprache zu wecken. | |
| 17 Oct 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Daniél Kretschmar | |
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