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# taz.de -- Antisemitischer Anschlag in Halle: Mörderischer Judenhass
> Die furchtbare Tat von Halle hat gezeigt, dass dem Antisemitismus der
> Mord innewohnt. Wir müssen ihn entschiedener bekämpfen.
Bild: Polizist in Halle: Die Täter wollten offenbar so viele Juden töten wie …
Der furchtbare Anschlag von Halle ist eine bisher in der Bundesrepublik
beispiellose Tat, egal ob sie nun von Islamisten oder von Neonazis verübt
worden ist. Ausgerechnet am höchsten jüdischen Feiertag, an Jom Kippur,
haben die schwer bewaffneten Täter versucht, in eine voll besetzte Synagoge
einzudringen, ganz offensichtlich, um dort ein Blutbad anzurichten. Sie
haben dann, als ihnen dies nicht gelang, [1][mindestens zwei Menschen
erschossen]. Doch ihr eigentliches Ziel war es, möglichst viele Juden
umzubringen.
Man hat sich in Deutschland an die Polizisten gewöhnt, die vor jüdischen
Institutionen patrouillieren. Man erinnert in Gedenkstätten und Museen, im
Bundestag und bei öffentlichen Veranstaltungen regelmäßig an den Terror
unter dem Nationalsozialismus und an dessen Millionen Opfer. Aber man hat
sich auch damit arrangiert, dass Antisemitismus [2][in einem Teil unserer
Gesellschaft] wieder salonfähig geworden ist, dass jüdische Schüler auf
Pausenhöfen gedemütigt werden und der Vorsitzende einer im Bundestag
vertretenen Partei die Nazizeit zum „Vogelschiss“ erklärte.
Wozu solche Handlungen und Sprüche führen können, hat sich nun in Halle
gezeigt. Es ist nicht so, dass auf verbalen Antisemitismus und die Leugnung
von Geschichte automatisch der Wille zur Tat folgt. Aber dieser Schritt
kann erfolgen. Er zeigt, dass der Judenhass keine Entgleisung ist, über die
man auch einmal hinwegsehen kann, sondern dass ihm der Mord innewohnt. Und
dass deshalb die [3][bisherigen Anstrengungen zur Bekämpfung des
Antisemitismus] nicht genügt haben. Das betrifft zuallererst die
Sicherheitsbehörden, deren Job es sein muss, dass Taten wie diese gar
nicht erst zur Ausführung kommen.
Es wäre aber allzu bequem, bei der Ursachenforschung nur auf
Verfassungsschutz und Polizei zu zeigen. Ebenso wichtig ist es, schon die
Anfänge judenfeindlichen Denkens zu bekämpfen, sei es in der Schule oder im
Betrieb. Und dieses antisemitische Denken, das sei hier ausdrücklich
erwähnt, ist auch keinesfalls nur auf Neonazis und Islamisten beschränkt–
und schon gar nicht ist es ein spezielles Problem, das primär
Ostdeutschland beträfe. Halle ist nicht überall. Doch es hätte eben auch
überall geschehen können.
Im Übrigen ist es für die bedrohten Menschen relativ vernachlässigenswert,
ob die Attentäter nun von rechts außen kamen oder religiös motiviert waren.
In beiden Fällen stammen sie aus unserer Gesellschaft, aus unserer Mitte.
Ihre Gesinnungsfreunde bleiben eine Gefahr für das jüdische Leben wie für
die Allgemeinheit in Deutschland, solange sie nicht hinter Schloss und
Riegel sind.
9 Oct 2019
## LINKS
[1] /Schuesse-und-Tote-in-Halle/!5632432
[2] /Antisemitischer-Vorfall-in-Hamburg/!5602039
[3] /Gastkommentar-Islamfeindlichkeit/!5560957
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
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