Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Mord an Frauen: Femizide sind kein „Drama“
> In Göttingen und Kitzbühel wurden in der vergangenen Woche mehrere Frauen
> von Männern getötet. Nennt das bitte nicht „Beziehungsdrama“.
Bild: Bei dem, was oft „Beziehungstat“ genannt wird, geht es selten um die …
Ende September tötete in [1][Göttingen mutmaßlich ein 52-Jähriger eine
44-jährige Frau auf grausame Art]: Er überschüttete sie mit
Brandbeschleuniger, zündete sie an und traktierte sie mit Messerstichen.
Eine Arbeitskollegin, die der Frau zu Hilfe kommen wollte, tötete er
ebenfalls. Als Motiv vermutet die Polizei, dass der Mann mehrere Mal von
der Frau abgewiesen wurde. Eine Woche später gibt ein 25-Jähriger [2][bei
der Polizei in Kitzbühel an,] er habe seine 19-jährige Ex-Freundin, deren
Eltern, ihren Bruder und den neuen Freund getötet. Als Grund gibt er
Eifersucht an; die 19-Jährige habe sich zwei Monate vorher von ihm
getrennt.
Kurz darauf war von „Beziehungstat“ (Spiegel Online, T-Online),
„Familiendrama“ (Berliner Morgenpost), „Eifersuchtsdrama“ (Bayrischer
Rundfunk) oder „Mord aus Eifersucht“ (Saarbrücker Zeitung) in der
Berichterstattung zu den Morden zu lesen. Nur wenige schreiben, worum es
sich wirklich handelt: Femizide. [3][Also Morde an Frauen und Mädchen
aufgrund ihres Geschlechts.]
Die Morde richtig zu benennen, ist wichtig, um sie bekämpfen zu können.
Denn die Zurückweisung einer Frau ist nie Motiv eines Mordes, es ist der
Frauenhass des Täters. Männliche Besitzansprüche sind es, die zu der Gewalt
gegenüber Frauen führen. Begriffe wie „Beziehungstat“ oder „Familiendra…
verharmlosen die grausamen Tötungsdelikte. Es handelt sich ja nicht um
einen Familienstreit um den nächsten Urlaubsort, sondern um einen Mord aus
Frauenhass.
Die Fälle aus Göttingen und Kitzbühel der vergangenen Woche sind keine
Einzelfälle. Laut der Kriminalstatistik des BKA versucht allein in
Deutschland jeden Tag ein Mann seine Partnerin oder (Ex-)Partnerin zu
töten, jeden dritten Tag gelingt es einem. Im letzten Jahr wurden in
Deutschland 123 Frauen von ihrem (Ex-)Partner getötet, dazu kommen die
Morde an Frauen, die von anderen Männern ausgeübt wurden sowie versuchte
Morde.
Doch nicht nur Medien scheuen sich vor dem Wort Femizid, auch die
[4][Bundesregierung weigert sich Femizide unter diesem Begriff zu fassen]
und zu erforschen. Das geht aus einer kleinen Anfrage der Linkspartei aus
dem Frühjahr dieses Jahres hervor. In anderen Ländern, wie seit 2012
beispielsweise in Mexiko, ist Femizid ein eigener Strafbestand.
7 Oct 2019
## LINKS
[1] https://www.mdr.de/brisant/mutmasslicher-frauen-moerder-in-goettingen-gefas…
[2] https://www.sueddeutsche.de/panorama/kitzbuehel-fuenf-tote-1.4629239
[3] /Hamburger-Prozess-wegen-Frauenmordes/!5610090
[4] /Morde-an-Frauen-und-Maedchen/!5591626
## AUTOREN
Carolina Schwarz
## TAGS
Schwerpunkt Femizide
Gewalt gegen Frauen
Medienkritik
Schwerpunkt Femizide
Verbrechen
Schwerpunkt Femizide
Schwerpunkt Femizide
Schwerpunkt Femizide
## ARTIKEL ZUM THEMA
Femizide in Italien: Sieben Tage, sieben Frauenmorde
Im Januar 2020 wurden in Italien an sieben Tagen sieben Frauen ermordet
aufgefunden. Unsere Autorin hat sich auf Spurensuche begeben.
Verbrechen und Gender: Es sind Männer
Eine Europol-Kampagne weist darauf hin, dass auch Frauen Schwerverbrechen
begehen. Die wichtigere Wahrheit bleibt dabei auf der Strecke.
Hamburger Prozess wegen Frauenmordes: Affekttat oder Femizid?
Juliet H. wurde von ihrem Ex-Mann mit 50 Messerstichen getötet. Anfangs war
er nur wegen Totschlags angeklagt – sie hätte mit Gewalt rechnen müssen.
Morde an Frauen: Verbrechen mit System
Viel zu oft werden Morde an Frauen in Deutschland verharmlost. Ausgerechnet
von Mexiko könnte die deutsche Rechtsprechung einiges lernen.
Morde an Frauen und Mädchen: Femizide? Doch nicht in Deutschland
Die Bundesregierung ist im Ausland aktiv gegen Femizide. Doch Morde an
Frauen in Deutschland will sie nicht als solche anerkennen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.