# taz.de -- Kinderspielzeug und Gender: Puppe ist schnuppe | |
> Der Spielzeughersteller Mattel bringt geschlechtsneutrale Puppen heraus. | |
> Den segregierten Kinderabteilungen wird das guttun. | |
Bild: Frisur egal, Klamotten egal, Geschlecht egal: Die neue Puppenreihe lässt… | |
Kinder erfahren die Bedeutung von Geschlecht schrittweise – durch positives | |
und negatives Feedback. Meine erste Erinnerung daran, wie das System | |
Männlein/Weiblein auf mich niederprasselte, ist eine Zeigestunde im | |
Kindergarten, kurz nach Weihnachten. Alle Kinder waren aufgerufen, ihr | |
schönstes Geschenk mitzubringen, und ich brachte meine neue Puppe mit. Die | |
Puppe hieß Lia und schloss die Augenlider, wenn man sie hinlegte, war also | |
ganz schön cool. Die anderen Kinder sahen das anders und fragten ungläubig, | |
warum denn ein Junge eine Puppe mitgebracht habe. | |
Ich hab’s verkraftet, danke der Nachfrage, aber es wäre doch schöner, wenn | |
sich das Spielen mit Puppen allmählich mal von der | |
Geschlechterzugehörigkeit lösen würde. Das versucht jetzt ausgerechnet der | |
US-Spielzeughersteller Mattel mit einer Serie von genderneutralen Puppen. | |
Ja genau, Mattel, die Firma mit der Barbie. Vor ein paar Jahren machte | |
Mattel [1][schon mal Schlagzeilen, mit Puppen mit realistischen | |
Körperformen]. Dass die klassische Barbie mit ihren Proportionen im echten | |
Leben nicht mal aufrecht stehen könnte, ist ja bekannt. | |
Nun gibt es von Mattel eine Reihe von (leider ausschließlich schlanken) | |
Puppen, denen die Kids mithilfe verschieden langer Haare und verschiedener | |
Klamotten ganz diverse Styles ankleben können, die sich jeweils als | |
männlich, weiblich oder nichtbinär lesen lassen. [2][Anatomisch | |
genderneutral sind Puppen ja ohnehin]. | |
## Jetzt muss das nur noch jemand kaufen | |
Offenbar hat der Mattel-Market-Research festgestellt, dass Gender vielen | |
Eltern immer wichtiger wird und dass Kinder die Möglichkeit haben sollten, | |
ohne patriarchale Leitplanken ihr Lieblingsspiel zu entdecken. | |
Im Großen und Ganzen sind die Bedingungen dafür ja nach wie vor herzlich | |
schlecht. Spielzeugabteilungen sind noch immer mehrheitlich eingeteilt in | |
rosalila Puppen- und blauschwarze Pistolenregale. | |
Dass Mattel nun also ein Produkt auf den Markt bringt, das die | |
Genderbinarität erst mal infrage stellt, ist großartig. Jetzt muss den Spaß | |
nur jemand kaufen. So eine Puppe kostet nämlich an die 40 Euro. Vielleicht | |
ist es bei aller begrüßenswerten Symbolpolitik am Ende doch einfacher, der | |
alten Käthe-Kruse-Puppe vom Flohmarkt eine Latzhose und einen frischen | |
Undercut zu verpassen. | |
4 Oct 2019 | |
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## AUTOREN | |
Peter Weissenburger | |
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