# taz.de -- Die große Vertrauenskrise beim Reisen: Die Welt ist aus den Fugen | |
> Die Thomas-Cook-Insolvenz hat die Reisebranche erschüttert. Für die | |
> Unternehmen kam die Katastrophe quasi über Nacht. | |
Bild: Eigentlich möchte man die Sorgen nicht mit auf die Urlaubsreise nehmen | |
Die Welt ist aus den Fugen. Die [1][Insolvenz der Traditionsmarke Thomas | |
Cook] hat die touristische Branche erschüttert, die Reisenden nachhaltig | |
verunsichert. Auch wenn sich das Desaster angedeutet hat und der älteste | |
Reisekonzern der Welt seit vielen Jahren ums Überleben kämpft: Urlauber, | |
Hoteliers, Airline standen Knall auf Fall vor der Katastrophe. | |
Verschlossene Gästezimmer, Urlauber in der Hotellobby festgesetzt, Stress | |
am Flughafen, hässliche Szenen – die „kostbarsten Wochen des Jahres“ ein | |
einziges Desaster. | |
Verunsicherung, ob irgendeine [2][Staatshilfe] oder Versicherung greift. | |
Wer zahlt die Kosten für die noch nicht beglichene Hotelrechnung, wann kann | |
ich zurückfliegen, und reicht die für deutsche Urlauber obligatorische | |
Insolvenzversicherung bei einem Giganten der Branche? Wem kann man | |
eigentlich noch vertrauen? Wer seinen Urlaub in die Hände ausgewiesener | |
Experten legte, bequem, aber vor allem sicher verreisen wollte, steht | |
plötzlich vor dem Nichts. Die Pleite von Thomas Cook schürt Ängste und die | |
azurblaue Reisewelt verliert den Boden unter den Füßen. | |
Ein Einschnitt, der drastisch zeigt, dass sich die Tourismusbranche in | |
einer tiefgreifenden Umwälzung befindet. Es könnten ihr noch viele Akteure | |
zum Opfer fallen. Das traditionelle Geschäftsmodell zieht nur noch | |
eingeschränkt. Der Markt ist stark ausdifferenziert. Für die meisten | |
Reisenden zählt nur eines: einen möglichst günstigen Preis zu bekommen – | |
bei höchstmöglicher Flexibilität. Weil Onlineportale dieses Bedürfnis am | |
besten bedienen, verlieren Reisebüros, die die Angebote der | |
Reiseveranstalter vermitteln, an Boden. | |
Darüber hinaus drückt der anhaltende Trend zum Last-Minute-Urlaub die | |
Gewinnspannen der Veranstalter, die die Reisen billiger verkaufen müssen | |
als geplant. Denn bevor sie auf bereits eingekauften Hotelkapazitäten und | |
Flugtickets sitzenbleiben, verkaufen sie sie in der Regel für weniger Geld. | |
Hinzu kommt: Reisen, zumindest der Trip mit dem Flieger, ist vor dem | |
Hintergrund der Klimadiskussion immer weniger Statussymbol. | |
TUI, der weltgrößte Reisekonzern, konnte seine Urlauberzahl im Sommer nach | |
eigenen Angaben auf dem Niveau des Vorjahres halten. Der durchschnittliche | |
Reisepreis sei um ein Prozent gestiegen, teilte der Konzern mit. Cashcow | |
für die Tui ist das Segment der konzerneigenen Hotels, aber vor allem die | |
Kreuzfahrt, also Pauschaltourismus in vollendeter Form. | |
Wie lange der Boom dieser Dreckschleudern auf den Weltmeeren noch anhalten | |
wird, steht auf einem anderen Blatt. Sicher ist: Die Kreuzfahrt wird von | |
der Klimadiskussion ausgebremst werden – ebenso wie die kommenden | |
Reiseweltmeister China und Indien. Die Tourismusindustrie braucht neue, | |
nachhaltige Geschäftsmodelle. | |
28 Sep 2019 | |
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## AUTOREN | |
Edith Kresta | |
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