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# taz.de -- Göttingen wird sicherer Hafen: „Wir dürfen nicht wegschauen“
> Göttingen positioniert sich öffentlich gegen die Kriminalisierung
> privater Seenotrettung. Die Stadt will eine Patenschaft für ein Schiff
> übernehmen.
Bild: Auch in Hamburg ist die Bewegung „Seebrücke“ aktiv: Szene einer Kund…
Göttingen taz | Flüchtlinge und ihre Unterstützer fordern es schon seit
fast einem Jahr, nun ist es so weit: Die Stadt Göttingen wird sich zum
„Sicheren Hafen“ für Geflüchtete erklären. Das haben SPD, Grüne, Linke …
weitere Mitglieder des Stadtrats in einem gemeinsamen Antrag vereinbart.
Darüber will das Kommunalparlament an diesem Freitag abstimmen, eine
Mehrheit gilt als sicher.
Damit positioniert sich die Stadt öffentlich auch gegen die
Kriminalisierung der Seenotrettung auf dem Mittelmeer und unterstützt diese
auch. Sie übernimmt die Patenschaft für ein ziviles Seenotrettungsschiff
oder beteiligt sich daran und unterstützt das Aktionsbündnis „Seebrücke“
finanziell. Der Göttinger Kreistag wird Anfang Oktober einen ähnlichen
Antrag beschließen.
„Als weltoffene Stadt der Integration und Vielfalt und angesichts der
Tatsache, dass es täglich Todesopfer im Mittelmeer gibt, sind auch wir in
der Pflicht, ein Zeichen der Humanität zu senden“, sagt der
SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Tom Wedrins. „Wir dürfen nicht
wegschauen, das Drama im Mittelmeer muss aufhören. Wir haben die moralische
Verpflichtung, auch auf lokaler Ebene zu helfen.“
Der Grünen-Ratsherr Thomas Harms betont: „Im Mittelmeer sterben Menschen
und mit diesen unsere europäischen Werte. Es ist längst überfällig, dass
wir Verantwortung übernehmen für das Sterben vor unserer Haustür, das wir
durch unterlassene Hilfeleistung, unfaire Freihandelsabkommen und von
westlichen Ländern verursachte Klimaschäden verursacht haben.“
## Kritik von der Jungen Union
Städte, die sich zu „Sicheren Häfen“ erklären, bieten unter anderem an, …
dem Mittelmeer gerettete Menschen bei sich aufzunehmen. Bundesweit gibt es
inzwischen rund 80 solcher Kommunen. In Niedersachsen sind es bislang
mindestens 16: Aurich, Braunschweig, Cloppenburg, die Stadt und der
Landkreis Cuxhaven, die Stadt und die Region Hannover, die Stadt und der
Landkreis Hildesheim, Holzminden, Nordhorn, Oldenburg, Osnabrück,
Thedinghausen, Weyhe und Wolfenbüttel.
Die Kampagne „Sichere Häfen“ geht auf Forderungen der „Seebrücke“ zur…
In Göttingen warben unter anderem das „Lampedusa-Bündnis“ und der
Arbeitskreis Asyl dafür. Erste Vorstöße im Rat und Kreistag seien zunächst
am Zögern der SPD gescheitert, sagen Kommunalpolitiker von Grünen und
Linken.
Kritik am Göttinger Ratsantrag kommt von der Jungen Union (JU). Sichere
Häfen müssten in Libyen geschaffen werden, nicht in Göttingen, heißt es in
einer Stellungnahme des JU-Stadtverbandes. Die Initiative fördere illegale
Migration. Die Nachwuchsorganisation der CDU kritisiere nicht diejenigen,
die berechtigt vor Krieg und Verfolgung fliehen, sondern jene, die nicht
zur Lösung des Problems beitragen, beispielsweise Schlepper und die
„selbsternannten Seenotretter“. Man stehe zugleich für die Sicherheit in
Deutschland und Europa, „weswegen wir eine Förderung illegaler Aktivitäten,
im Sinne der Initiative ‚Sicherer Hafen‘, ablehnen.“
11 Sep 2019
## AUTOREN
Reimar Paul
## TAGS
Seebrücke
Seenotrettung
Göttingen
Geflüchtete
Schwerpunkt Flucht
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Kriegsverbrechen
Seebrücke
Flüchtlinge
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