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# taz.de -- DFB und Ethikkommission zu Tönnies: Wird schon nicht so schlimm we…
> DFB und Ethikrat beraten über den Fall Tönnies. Dass die rassistischen
> Ausfälle des Schalkers ernsthaft sanktioniert werden, wäre wichtig.
Bild: Den Brasilianer Naldo liebt er, aber zum „Afrikaner“ fällt ihm nur Q…
Es läuft gut für Clemens Tönnies, den Fleisch produzierenden Oligarchen an
der Spitze des FC Schalke 04. Die dreimonatige Auszeit vom Fußball, die er
sich vom Ehrenrat seines Klubs hat empfehlen lassen, kann er nutzen: um
genau zu beobachten, wie die Fußballwelt [1][seine rassistischen Ausfälle]
beobachtet. Da sind zwar die Fans, die ihn zum Rückzug aus dem Amt drängen
wollen, doch der Inner Circle des deutschen Fußballs hält an Tönnies fest.
Jochen Schneider, der Sportvorstand des eigenen Klubs, steht sowieso hinter
ihm. Er spricht sogar von einer Hetzjagd gegen Tönnies, weil die
öffentliche Empörung über dessen Äußerungen immer noch nicht nachlässt. U…
Trainer-Altmeister Friedhelm Funkel ist sogar der Meinung, der Schlachter
aus Rheda-Wiedenbrück werde gerade öffentlich geschlachtet.
Heute wird Tönnies verfolgen, was die Ethikkommission des Deutschen
Fußballbundes in seinem Fall entscheidet. Wird schon nicht so schlimm
werden, wird er sich denken, [2][nachdem der Ehrenrat seines Vereins
festgestellt hat], dass seine Einlassungen zum Thema Afrika (“Was machen
die, wenn es dunkel wird?“) als nicht rassistisch eingestuft worden sind.
Vielleicht hat er sich erst einmal gewundert, dass es überhaupt eine
Ethikkommission im DFB gibt. Viel hat man von der bislang nicht gehört. Das
mag daran liegen, dass der Gründungsvorsitzende der Kommission, der
kürzlich verstorbene Klaus Kinkel, mal Chef des deutschen
Auslandsgeheimdienstes war. Und doch ist es verwunderlich, dass man bei
einem so verkommenen Verband wie dem DFB so wenig von der Ethikkommission
weiß.
Die letzten beiden Präsidenten des Verbands, Wolfgang Niersbach und
Reinhard Grindel, mussten wegen Verstrickungen in Korruptionsaffären
zurücktreten. Noch immer schweigen diejenigen, die es wissen, darüber,
warum vor der WM 2006 10 Millionen Schweizer Franken auf das Konto einer
Gerüstbaufirma in Katar geflossen sind, die einem damaligen Mitglied der
Fifa-Exekutive gehört. Dass der Verband nicht in der Lage ist, die großen
Naziskandale und Rassismus-Exzesse im deutschen Fußball ordentlich zu
sanktionieren, mag Thema der Kommission gewesen sein – allein: man weiß es
nicht.
Wie es passieren konnte, dass es für einen Klub wie den Chemnitzer FC
beinahe folgenlos blieb, dass im Stadion eine Trauerzeremonie für einen
Neonazi und Hooligan abgehalten worden ist, wäre sicher ein Thema für die
DFB-Ethiker gewesen. Mesut Özils Fan-Auftritte an der Seite des türkischen
Präsidenten Erdoğan hätten vor der Kommission landen können – wie der
Verband Özil im rassistisch motivierten Shitsorm alleingelassen hat,
ebenfalls. Eigentlich müsste die Öffentlichkeit im Wochentakt etwas von der
Ethikkommission erfahren. Tut sie aber nicht.
Das liegt auch an der Konstruktion der Kommission, die über die Einhaltung
des Ethik-Kodex des DFB wachen soll. Sie kann selbst kein Urteil fällen,
kann Fälle nur zur Anzeige vor die Sportgerichtsbarkeit bringen. Und im
Fall Tönnies muss sie erst einmal darüber beraten, ob sie überhaupt
zuständig ist, wenn ein Aufsichtsratschef eines Klubs, der über seinen
Landesverband am Ende nur indirekt Mitglied des DFB ist, Mist gebaut hat.
Und doch ruhen große Hoffnungen auf der Kommission. Denn der Ethik-Kodex
ist eindeutig: “Rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen
Bestrebungen sowie gewalttätigen, diskriminierenden oder
menschenverachtenden Verhaltensweisen treten wir entschieden entgegen“,
heißt es da. Wir sind gespannt.
15 Aug 2019
## LINKS
[1] /Rassistische-Ausfaelle-im-Fussball/!5616915
[2] /Rassismus-des-Schalke-Aufsichtsrates/!5616558
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Clemens Tönnies
Deutscher Fußballbund (DFB)
Schalke 04
Fußball
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