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# taz.de -- Vorwürfe gegen Eiskunstlauftrainer: „So ist eben Fajfr“
> Eiskunstlauftrainer Karel Fajfr wird von einigen seiner Sportler vom
> Vorwurf der Misshandlung entlastet. Andere Aussagen stärken die
> Anschuldigungen.
Bild: Trainer Karel Fajfr wehrt sich mit einer Anzeige gegen Anschludigungen
Frostig geht es im Bundesleistungszentrum Eiskunstlauf in Oberstdorf zu
trotz hochsommerlicher Temperaturen. Verwunderlich ist das nicht.
Schließlich sind die Kufenkünstler im Training auf Wasser im festen
Aggregatzustand angewiesen. Doch frostig ist auch die Atmosphäre zwischen
Sportlern, Trainern und Eltern, [1][seit der ehemalige Kaderläufer Isaak
Droysen Ende Juli öffentlich machte], dass ihn sein früherer Trainer Karel
Fajfr gedemütigt, geschlagen, erniedrigt und angeschrien hätte. „Man merkt
die Anspannung“, sagt eine Sportlerin der taz.
Die Staatsanwaltschaft hat ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet. Der
75-jährige Trainer Fajfr nennt die Vorwürfe haltlos und erklärt, gegen
seinen früheren Sportler Strafanzeige wegen falscher Anschuldigungen
erhoben zu haben. 1995 hatte ihn das Landgericht Stuttgart zu zwei Jahren
Haft auf Bewährung und einem dreijährigen Berufsverbot verurteilt.
Angeklagt war er wegen Misshandlung eines Schutzbefohlenen und sexuellen
Missbrauchs einer Schutzbefohlenen in elf Fällen und Körperverletzung in
zwei Fällen. Fajfr sagt, er habe daraus gelernt.
Der Trainer gilt als Meistermacher und hat deshalb auch einen großen
Fankreis in der Oberstdorfer Eishalle. Sein Anwalt schickte der taz
Statements von sechs Sportlern von Fajfr beziehungsweise deren Eltern. „Er
ist ein Trainer und Mensch, der zu hundert Prozent hinter seinen Läufern
steht“, schreibt ein Sportler. „Körperliche Übergriffe jeglicher Art gab …
zu keinem einzigen Zeitpunkt.“ Die Mutter einer Trainingskameradin von
Isaak Droysen schreibt, die Vorwürfe von Droysen „stimmen laut meiner
Tochter nicht, Herr Fajfr ist ein sehr guter und netter Trainer“.
Sportler und Mutter wären mit der Nennung ihrer Namen einverstanden. Die
taz hat sich im Interesse der Jugendlichen aber für eine Anonymisierung
entschieden. Mit einer Ausnahme sind die Statements sehr sachlich.
Ausgerechnet Christian Morath, Vizepräsident des Eissport Club Oberstdorf,
schreibt, er will ein Hausverbot in den Oberstdorfer Eishallen beantragen –
allerdings nicht gegen den beschuldigten Trainer, sondern gegen den
Ex-Sportler Droysen, den er als „armseligen, persönlichkeitsgestörten
pubertierenden Jüngling“ bezeichnet. Seine Vorwürfe seien „erstunken und
erlogen“ und dem Bemühen geschuldet, „Berühmtheit zu erlangen“.
Solches Machtgebaren lässt die Fajfr-Kritiker in Oberstdorf in eine
Schweigespirale geraten. Alle, die sich gegenüber der taz kritisch zu dem
umstrittenen Trainer äußern, bestehen auf Anonymität. Ein Hobbysportler
begründet das mit seinem Wunsch, kein Hausverbot in der Eishalle zu
kassieren. Er sagt, er hätte vor rund drei Jahren eine Trainingseinheit
beobachtet, wo Droysen mit drei Mädchen von Fajfr trainiert wurde. „Er
wurde systematisch fertiggemacht, angeschrien und gedemütigt, obwohl er
sich bemüht hatte, alles richtig zu machen. Die Mädchen ließ der Trainer in
Ruhe. Ich habe mich gefragt, wie kann der Sportler so etwas aushalten.“
Ein Oberstdorfer Trainer sagt der taz: „Ich höre bei meiner Arbeit, wie
Fajfr die Kinder anschreit.“ Eine Sportlerin, die bei einem anderen Trainer
übt, bestätigt das. „Wenn Herr Fajfr in der Halle ist, ist es laut. Ich
habe gelernt, das auszublenden und mich auf meine Leistung zu
konzentrieren. Ich sage mir: So ist eben Fajfr.“
Und so wundert es nicht, dass die Kritik an Fajfr von außen kommt, genauer
vom Deutschen Skiverband. Dessen Mitarbeiter Florian Kuiper ist
Geschäftsführer des Skiinternats in Oberstdorf, in dem auch Eiskunstläufer
wohnen. Karel Fajfr hat dort seit 2008 ein Hausverbot, sagt Florian Kuiper.
Es gab Vorfälle, „die aus pädagogischer Sicht und dem Bereich der
Privatsphäre nicht mit unseren Leitsätzen und Überzeugungen in Einklang zu
bringen waren“.
Karel Fajfr selbst schildert die Vorkommnisse wie folgt: Vom Parkplatz aus,
der sich neben dem Sportinternat befindet, hätte er nach 22 Uhr noch Licht
in den Zimmern seiner Sportlerinnen gesehen. Er sei daraufhin in ihre
Zimmer gegangen und habe sie aufgefordert, das Licht auszumachen und zu
schlafen, damit sie am nächsten Morgen ausgeruht zum Training kommen
könnten. Außerdem habe er im Internat tagsüber das Körpergewicht seiner
Sportlerinnen kontrolliert.
Gewichtskontrollen von Eiskunstläuferinnen sind ein zweischneidiges
Schwert. Einerseits ist für die Ausführung von Sprüngen und Pirouetten ein
zu hohes Körpergewicht kontraproduktiv. Andererseits gibt es Fälle von
Bulimie. Fajfrs Anwalt Thomas Eichhorn erklärt, dass diese Vorfälle, die zu
einem Hausverbot geführt hätten, „in keinem Zusammenhang mit irgendwelchen
Vorwürfen hinsichtlich physischer und psychischer Übergriffe gebracht“
werden könnten. Letzteres weise sein Mandant zurück. Was der Skiverband als
Verletzung seiner pädagogischen Grundsätze und der Privatsphäre ansieht,
wurde in der Deutschen Eislauf-Union nach taz-Recherchen nicht einmal
debattiert. Die Deutsche Eislauf-Union ließ eine Frage der taz dazu
unbeantwortet.
Kuiper deutet einen weiteren Vorwurf einer Eissportlerin gegen Fajfr an,
der jüngeren Datums ist. Seit der bekannt ist, nimmt das Skiinternat keine
Fajfr-Schüler mehr auf. Er sagt: „Ich würde mich freuen, wenn die
Sportlerin den Mut aufbringt, sich selbst dazu zu äußern.“
Nachtrag:
Herr Karel Fajfr wurde am Montag, 08.02.2021, vom Amtsgericht Sonthofen
wegen des verbliebenen Vorwurfs, er habe Herrn Droysen einmal geohrfeigt,
freigesprochen.
Das strafrechtliche Ermittlungsverfahren gegen Herrn Fajfr wegen der
weiteren Vorwürfe von Herrn Droysen (Schläge auf Arme, Beine, Rücken und
ins Gesicht) wurde zuvor von der Staatsanwaltschaft mangels Tatverdachts
eingestellt.
27 Aug 2019
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## AUTOREN
Marina Mai
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