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# taz.de -- Eiskunstlauftrainer und Gewaltverdacht: Fürsorge für den Coach
> Im Verband wollte man, dass der umstrittene Eislauftrainer Fajfr keine
> Kadersportler mehr betreut. Nach einem Treffen ist davon keine Rede mehr.
Bild: Gezielte Unschärfe: Um Vorwürfe gegen einen Trainer werden juristische …
Mit großen Vorhaben war Reinhard Ketterer, der Vizepräsident der Deutschen
Eislaufunion (DEU), letzten Monat nach Oberstdorf gefahren: Er wollte den
[1][umstrittenen Eiskunstlauftrainer] Karel Fajfr im persönlichen Gespräch
dazu bewegen, dass dieser einem Wunsch des Sportfachverbandes entsprechend
keine Bundeskadersportler mehr trainiert. Außerdem wollte der Verband, dass
der 76-Jährige keine Lehrgänge der DEU mehr durchführt. Dem Trainer wird
von seinem früheren Schüler Isaak Droysen verbale und körperliche Gewalt im
Training vorgeworfen. Fajfr bestreitet die Vorwürfe vehement. Gegenüber der
taz lässt sein Anwalt mitteilen, Fajfr sehe in den Vorwürfen eine
„schwerwiegende Persönlichkeitsrechtsverletzung“.
Die Staatsanwaltschaft Kempten führt gegen Fajfr ein
Vorermittlungsverfahren. Ob es je zur Anklage oder gar zu einer
Verurteilung kommt, ist im Moment nicht abzusehen. So lange gilt die
Unschuldsvermutung. Doch Ketterer, jener Vertreter im Präsidium der DEU,
der den wegen seiner Trainingsmethoden umstrittenen Trainer Fajfr bisher
kritisch gesehen hatte, der vehement für einen „sauberen Sport“ plädiert
und die Meinung vertreten hatte, die Aufarbeitung der Vorwürfe sei nicht
allein Angelegenheit der Staatsanwaltschaft sondern auch des Sports, ist
gar nicht dazu gekommen, die Forderung vorzutragen, wegen derer er nach
Oberstdorf gefahren war. Das berichten Ketterer und Fajfr der taz
übereinstimmend.
Was der Grund dafür war und worum es überhaupt in den Gespräch zwischen den
beiden Männern ging, darüber hüllen sich die Beteiligten in Schweigen. Sie
hätten Vertraulichkeit über ihr Gespräch vereinbart, sagen beide Männer
übereinstimmend. Das Schreiben von Fajfrs Anwalt an die taz legt den
Schluss nahe, dass Fajfr gegen das Vorhaben juristisch argumentiert haben
könnte. „Ein möglicher Beschluss des DEU e. V., der unseren Mandanten vor
einer strafrechtlichen Verurteilung und vor einer Klärung der
zivilrechtlichen Verfahren (…) verbieten würde, Bundeskadersportler zu
trainieren und/oder an Maßnahmen des DEU e. V. teilzunehmen, wäre massiv
vorverurteilend und daher per se rechtswidrig.“
Seit seinem Besuch in Oberstdorf fordert Ketterer jedenfalls nicht mehr,
Fajfr dürfe keine Kadersportler trainieren, sagt er der taz. Fajfr sei ein
freiberuflicher Trainer, nicht bei der DEU angestellt, die Eltern würden
ihn zum Training unter Vertrag nehmen. Ein Kadersportler trainiert
jedenfalls bei Fajfr. Der Junge ist sportlich erfolgreich. Da er einen
Migrationshintergrund hat, schwingt bei Überlegungen des Sportverbandes der
Gedanke mit, er könnte auch für eine andere Nation antreten, falls der
Konflikt sich weiter zuspitzt. Ketterer ist es nach eigenen Angaben noch
nicht gelungen, mit dessen Eltern zu sprechen.
## Der „falsche“ Trainer
Gesprochen hat er aber mit der Mutter einer zweiten, ebenfalls
minderjährigen Fajfr-Schülerin. Sie gehört nicht dem Bundeskader an, hat
aber die Voraussetzungen für ihre Aufnahme ab der kommenden Saison erfüllt,
so Ketterer: „Die Mutter dieser Sportlerin hat dem Verband mitgeteilt, dass
ihre Tochter auch in Zukunft bei Fajfr trainieren wird. Sie begründet das
mit ihrem erzieherischen Hoheitsrecht.“
Ein Argument, gegen das der Verband, so Ketterer, juristisch schwer
ankommt. „Ganz besonders, weil wir finanziell klamm sind und uns einen
Rechtsstreit mit ungewissem Ausgang gar nicht leisten können.“ Sportlern
die Aufnahme in den Bundeskader zu verwehren, weil sie beim „falschen“
Trainer trainieren, komme jedenfalls nicht infrage. „Die Sportler sollen
doch nicht für ihre Trainer büßen.“
Und noch etwas anderes sagt DEU-Vizepräsident Ketterer: Nach seinem
Gespräch in Oberstdorf habe er mit externen Sachverständigen über den
Konflikt gesprochen. Darunter mit einer Psychologin, die den
Sportfunktionär mit der Ansicht konfrontiert habe: „Du hast Fajfr ja
bereits vorverurteilt.“ Ketterer: „Das gab mir zu denken. Wir haben als
Sportverband eine Fürsorgepflicht ja nicht nur gegenüber Sportlern, sondern
auch gegenüber Trainern.“
Alles auf Anfang also? Nicht ganz. Immerhin bietet die DEU jetzt
Präventionskurse zum Umgang mit Gewalt an, will damit Sportler, Eltern und
Vereine für das Thema sensibilisieren. Außerdem will sie dem früheren
Sportler Isaak Droysen einen Rechtsbeistand an die Seite stellen. Bisher
bezahlt der 19-jährige Ex-Eiskunstläufer, der Student ist, seinen Anwalt
selbst. Und wie es aussieht, stehen da noch etliche zivil- und
strafrechtliche Verfahren an.
Neben den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Kempten wegen eines
Anfangsverdachtes, Fajfr hätte [2][Beleidigungs- und
Körperverletzungsdelikte] begangen, könnte ein Zivilprozess anstehen. Fajfr
hat seinem früheren Sportler eine Unterlassenserklärung zugeschickt, die
dieser eigenen Angaben zufolge nicht unterschreiben will. Daher ist es sehr
wahrscheinlich, dass der Streit vor einem Zivilgericht landen wird.
Eingestellt hatte die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen den
früheren Sportler Droysen wegen Verleumdung. Doch das sei nur vorläufig
eingestellt, schreibt der Anwalt des Trainers der taz. Fortsetzung könnte
folgen.
Nachtrag:
Herr Karel Fajfr wurde am Montag, 08.02.2021, vom Amtsgericht Sonthofen
wegen des verbliebenen Vorwurfs, er habe Herrn Droysen einmal geohrfeigt,
freigesprochen.
Das strafrechtliche Ermittlungsverfahren gegen Herrn Fajfr wegen der
weiteren Vorwürfe von Herrn Droysen (Schläge auf Arme, Beine, Rücken und
ins Gesicht) wurde zuvor von der Staatsanwaltschaft mangels Tatverdachts
eingestellt.
12 Dec 2019
## LINKS
[1] /Vorwuerfe-gegen-Eiskunstlauftrainer/!5618014
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## AUTOREN
Marina Mai
## TAGS
Eiskunstlauf
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Gewalt im Sport
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