| # taz.de -- Pakistan weist indischen Botschafter aus: Unberechenbarer Machtpoker | |
| > Das Handeln Pakistans ist nur ein symbolischer Akt. Doch die Aufhebung | |
| > der Autonomie Kaschmirs durch Indien könnte zu einer Eskalation führen. | |
| Bild: Indische Wanderarbeiter verlassen Kaschmir | |
| Es klingt dramatisch: Pakistan weist den indischen Botschafter aus und | |
| reduziert die diplomatischen Beziehungen. Doch diese Entwicklung ist nur | |
| ein symbolischer Akt und nicht die eigentliche Gefahr zwischen den beiden | |
| Atommächten. Viel unberechenbarer für die Sicherheitslage in Südasien ist, | |
| dass Indien versucht, [1][in der umstrittenen Region Kaschmir] die | |
| Machtbalance zu verschieben. | |
| Wenn nicht noch Indiens oberstes Gericht der hindunationalistischen | |
| Regierung von Narendra Modi einen Strich durch die Rechnung macht, dürfte | |
| sie mit ihrer handstreichartigen Aufhebung der Autonomie des Bundesstaates | |
| Jammu und Kaschmir durchkommen. Dann hätte Indiens Regierung den Status quo | |
| in einem der [2][langwierigsten Konflikte der Region] einseitig zu ihren | |
| Gunsten verändert. | |
| Pakistan, das auch Ansprüche auf den indischen Teil Kaschmirs erhebt, droht | |
| mit härtesten Konsequenzen bis hin zum Krieg. Zwar ist Kaschmir seit | |
| Jahrzehnten ein Pulverfass und das Risiko einer unkontrollierten Eskalation | |
| angesichts der Atomwaffen beider Staaten stets vorhanden. Aber die | |
| pakistanischen Drohungen sind doch wenig überzeugend. | |
| Pakistans Militär, das den Dauerkonflikt mit Indien für seine | |
| innenpolitische Machtabsicherung braucht, mag ein Interesse an Nadelstichen | |
| gegen Indien haben, aber nicht an einem ausgewachsenen Krieg. Den kann sich | |
| Pakistan, das gerade den Internationalen Währungsfonds um Hilfe ersuchen | |
| musste, gar nicht leisten und dürfte ihn wie frühere Waffengänge gegen den | |
| verhassten Nachbarn auch eher verlieren. Pakistan dürfte deshalb auf die | |
| [3][Entsendung von Terrorgruppen] setzen. | |
| Auch Chinas Empörung ist scheinheilig. Denn Indiens Vorgehen ist dem | |
| chinesischen in der autonomen Region Xinjiang nicht unähnlich. Die dortigen | |
| Uiguren und Kasachen haben de facto auch keine Selbstverwaltung, sondern | |
| werden massiv von Peking unterdrückt. Durch die Ansiedlung von Han-Chinesen | |
| wurden sie zur Minderheit im eigenen Land und zudem ihrer kulturellen und | |
| religiösen Traditionen beraubt. | |
| Das größte Problem an Delhis Vorgehen ist der Umgang mit den Kaschmirern. | |
| Litten sie bisher schon unter den Übergriffen indischer Sicherheitskräfte, | |
| gegen die sich sich vor keinem Gericht wehren konnten, so wird der indische | |
| Teil Kaschmirs nun vollständig zur Region ohne Rechte für die dortige | |
| Bevölkerung. | |
| Die jetzt von Indien eingesperrten kaschmirischen Politiker waren keine | |
| Apologeten antiindischen Terrors, sondern um Verbesserungen für die | |
| Bevölkerung bemühte lokale Führer. Sie jetzt putschartig wegzusperren, | |
| stößt alle gemäßigten Kräfte vor den Kopf. Das vergrößert die | |
| Erfolgsaussichten einer pakistanischen Terrorstrategie. Indien dürfte | |
| darauf mit noch mehr Repression reagieren. Unter beidem leidet dann die | |
| lokale Bevölkerung, die in großer Mehrheit muslimisch ist. Dass diese im | |
| Kalkül der hinduistischen Regierung keine Rolle zu spielen scheint, ist der | |
| eigentliche Skandal. | |
| 8 Aug 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sven Hansen | |
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