# taz.de -- Konflikt um Kaschmir: Angespannte Ruhe zum Opferfest | |
> Auch am höchsten islamischen Festtag sind die Straßen in Kaschmir | |
> größtenteils leer geblieben. Die Spannung ist spürbar | |
Bild: Für das Freitagsgebet wurde die Ausgangssperre zeitweise gelockert | |
NEU DELHI ap | Über dem indisch verwalteten Teil von Kaschmir lag am Montag | |
eine unbehagliche Ruhe. Der Großteil der Kommunikation über das Internet | |
war am achten Tag in Folge abgeschnitten, während die Menschen der | |
überwiegend muslimischen Region das wichtigste Fest des Islams feierten, | |
[1][Eid al-Adha, das Opferfest], welches am Sonntag begann. | |
Medien berichteten von verlassenen Straßen. Behörden erlaubten keine | |
größeren Zusammenkünfte, um indienkritische Proteste zu verhindern. Die | |
Regierung in Neu-Delhi hatte vor einer Woche entschieden, [2][den | |
Sonderstatus des Bundesstaates Jammu und Kaschmirs aufzuheben], die Region | |
zu teilen, der Zentralregierung zu unterstellen und eine unbegrenzte | |
Ausgangssperre zu verhängen. | |
Die Polizei in Kaschmir twitterte, das Eid-Fest „endete friedlich in | |
verschiedenen Teilen des (Kaschmir-)Tals. So weit kein bedauerlicher | |
Vorfall.“ Es war zunächst nicht möglich, die Aussage unabhängig zu | |
überprüfen. Indiens Außenministerium teilte Fotos von Menschen beim | |
Moscheebesuch, ein Sprecher konnte jedoch nicht angeben, wo die Fotos genau | |
aufgenommen wurden. | |
Shahid Choudhary, ein Mitarbeiter der Regierung in der größten Stadt der | |
Region Srinagar, twitterte am späten Sonntagabend, er habe sich mit | |
Religionsführern getroffen und über Arrangements für die Gebete gesprochen. | |
## „Gräueltaten und Menschenrechtsverletzungen“ | |
Pakistans Außenminister Shah Mahmood Qureshi sprach dagegen von indischen | |
„Grausamkeiten“. Die internationale Gemeinschaft müsse die „Gräueltaten… | |
Menschenrechtsverletzungen Indiens in Kaschmir“ zur Kenntnis nehmen, sagte | |
er. | |
Auch Oppositionsführer Bilawal Bhutto Zardari drückte seine Unterstützung | |
für die Menschen im indischen Teil Kaschmirs aus. Die Bevölkerung habe das | |
Recht auf Selbstbestimmung. Qureshi und Zardari besuchten den | |
pakistanischen Teil Kaschmirs anlässlich des Opferfestes. | |
Indiens Nachrichtensender zeigten am Montagmorgen keine Bilder des | |
Straßenlebens in Kaschmir. In den vergangenen Tagen hatten die Sender | |
Liveaufnahmen von Menschen und Autos in Kaschmir gezeigt und Hoffnungen auf | |
eine Abschwächung der Ausgangssperre für die Feierlichkeiten am Montag | |
geweckt. | |
Mit der Abriegelung schien Delhi eine Gegenbewegung verhindern zu wollen. | |
In der überwiegend muslimischen Region positionieren sich die meisten | |
Menschen gegen die indische Regierung. Es wird erwartet, dass die | |
Ausgangssperre bis einschließlich Donnerstag anhält, wenn Indien seine | |
Unabhängigkeit feiert. Für die Teilnahme an den Freitagsgebeten war die | |
Sperre in der vergangenen Woche etwas gelockert worden, am Samstag und | |
Sonntag wurde den Menschen auch erlaubt, vor den Feierlichkeiten zum | |
Opferfest einzukaufen. | |
## Soldaten sollen von Terrorismus befreien | |
Staatssekretär G. Kishan Reddy sagte am Sonntag, er gehe davon aus, dass | |
die Situation in Kaschmir innerhalb von zwei Wochen „vollkommen friedlich“ | |
werde. | |
Tausende zusätzliche Soldaten waren in die umstrittene Region im Himalaja | |
geschickt worden, bevor die Hindu-Regierung am vergangenen Montag ihre | |
Entscheidung mitteilte. Premierminister Narendra Modi sagte bei einer Rede | |
an die Nation, die Entscheidung würde Jammu und Kaschmir von „Terrorismus | |
und Separatismus“ befreien. Indiens Erzrivalen Pakistan, mit dem sich | |
Indien um Kaschmir streitet, warf Modi vor, die Unruhen zu anzufachen. | |
Kaschmir ist zwischen Indien und Pakistan geteilt. [3][Beide Länder | |
beanspruchen es] als Ganzes. Rebellen haben in der indisch verwalteten | |
Region seit Jahrzehnten gegen die Regierung angekämpft. | |
12 Aug 2019 | |
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