# taz.de -- Konflikt um Kaschmir und Jammu: Wenig Gegenwind für Modi | |
> Die Zerschlagung des Staates Jammu und Kaschmir wird international als | |
> „innere Angelegenheit“ Indiens gesehen. Pakistan und China üben Kritik. | |
Bild: Aktivist*innen demonstrieren gegen den umstrittenen Kaschmir-Schachzug | |
DELHI taz | Indiens dramatische Entscheidung vom Montag, dem Bundesstaat | |
Jammu und Kaschmir [1][die Autonomie zu entziehen] und diesen zugleich in | |
zwei Teile zu zerschlagen, hat erwartungsgemäß in den Nachbarländern | |
Pakistan und China zu großer Verärgerung geführt. Pakistan kündigte an, es | |
werde „alle möglichen Optionen“ prüfen, um gegen Indiens „illegalen“ … | |
„unilateralen“ Schritt vorzugehen. China bezeichnete Indiens Vorgehen als | |
„inakzeptabel“ und warf Delhi vor, „die territoriale Integrität Chinas�… | |
unterminieren. | |
Unterstützung bekam die Regierung von Premierminister Narendra Modi dagegen | |
aus Washington, das den Vorgang als „innere Angelegenheit Indiens“ | |
bezeichnete. Besorgt äußerte sich der Sprecher des US-Außenministeriums, | |
Morgtan Ortagus, aber über „Berichte von Verhaftungen“ in Kaschmir. „Wir | |
drängen darauf, die individuellen Rechte zu respektieren und mit den | |
betroffenen Bevölkerungsruppen zu diskutieren“, sagte er. | |
Der Botschafter der Vereinigten Arabischen Emirate in Delhi, Ahmad | |
al-Banna, sagte, es sei „nicht ungewöhnlich in der Geschichte Indiens“, | |
dass Staaten „reorganisiert“ werden, um „regionale Disparitäten abzubaue… | |
und „die Effektivität zu erhöhen“. Sri Lankas Premierminister Ranil | |
Wickremesinghe betonte, er begrüße, dass Ladakh mit 70 Prozent Buddhisten | |
nun der erste indische „Staat mit einer buddhistischen Mehrheit“ werde. | |
Dabei wird Ladakh „nur“ ein Unionsterritorium, das von Delhi aus regiert | |
wird. | |
Damit könnte das Kalkül der hindunationalistischen Regierung aufgehen, die | |
am Montag im Handstreich Fakten geschaffen hat. Zu Hause wird der Schritt | |
mehrheitlich als „historische Entscheidung“ gefeiert. Modi und sein | |
Innenminister Amit Shah werden außer in Kaschmir, wo eine Ausgangs- und | |
Informationssperre verhängt wurde, für ihren Mut gefeiert, eine | |
„historische Ungerechtigkeit“ zu korrigieren. | |
China erhebt Anspruch auf eine Region | |
Nicht einmal die oppositionelle Kongress-Partei steht geeint gegen die | |
regierende Bharatiya Janata Party (BJP). Einige kleinere | |
Oppositionsparteien, die sonst mit Kritik nicht sparen, haben die BJP jetzt | |
sogar ausdrücklich unterstützt. Kurzfristig bleibt somit als einzige Hürde | |
nur noch ein mögliches Urteil des obersten Gerichts gegen den Beschluss, | |
denn Klagen gegen die angebliche Verfassungswidrigkeit des Verfahrens | |
wurden bereits angekündigt. | |
Mittelfristig bleibt aber abzuwarten, wie China damit umgehen wird, dass | |
die in Ladakh gelegene Region Aksai Chin, auf die es Anspruch erhebt und in | |
seine Provinz Xinjiang eingliedern will, nun nicht mehr als „umstrittenes | |
Territorium“ gelten soll, sondern als Teil Indiens. 1962 hatten Indien und | |
China um Aksai Chin und den indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh Krieg | |
geführt. Beide Länder unterzeichneten 1993 und 1996 aber Abkommen, wonach | |
sie die bestehenden Demarkationslinien akzeptierten. | |
Pakistan wird sicher den Fall vor die Vereinten Nationen bringen wollen – | |
mit ungewissem Erfolg. Denn Modi hat in den letzten Jahren recht | |
erfolgreich auch in der arabischen Welt, die tendenziell auf Pakistans | |
Seite steht, Verbündete gesucht. Vermutlich bleiben Islamabad nur seine | |
Bluthunde in Form der islamistischen Terrororganisationen, mit denen es | |
seit jeher Indien das Leben in Kaschmir schwer macht. Pakistans | |
Premierminister Imran Khan hat bereits gewarnt, Indiens „Arroganz“ werde zu | |
einer „erhöhten Konfliktdynamik“ in der Region führen. Es bleibt | |
abzuwarten, wie die Menschen in Kaschmir selbst darauf reagieren. | |
7 Aug 2019 | |
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[1] /Kaschmir-verliert-Autonomie/!5610949 | |
## AUTOREN | |
Britta Petersen | |
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