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# taz.de -- Rolling Stones-Ticket-Affäre: Der Nebel lichtet sich
> In der „Rolling Stones“-Ticket-Affäre stehen die Ermittlungen vor dem
> Abschluss. Die Zahl der Angeklagten hat sich auf acht erhöht.
Bild: Als noch keine Staatsanwaltschaft ermittelte: Bühnenaufbau für die Ston…
Hamburg taz | Die Ermittlungen im Rahmen der „Rolling
Stones“-Ticket-Affaire gehen auf die Zielgerade. Nach Auskunft der
Hamburger Staatsanwaltschaft sind 39 der insgesamt 51 Verfahren gegen 54
Beteiligte quasi abgeschlossen. Der Rest soll bis spätestens Anfang Oktober
soweit ausermittelt sein, dass entschieden ist, ob Anklage gegen die
Beschuldigten erhoben wird.
Bei den Ermittlungen geht es um die Vergabe von 100 Freikarten und 300
Vorzugskarten, die der Veranstalter des „Rolling Stones“-Konzerts, das im
September 2017 im Stadtpark stattfand, dem Chef des Bezirksamtes Nord,
Harald Rösler (SPD) zur Verfügung stellte. Dieser verteilte die begehrten
Tickets großzügig an „Freunde des Hauses“. Da das Amt gleichzeitig die
Genehmigungsbehörde für das Konzert war und die Nutzungsgebühren für den
Stadtpark festlegte, stehen Straftaten wie Bestechung, Bestechlichkeit und
Vorteilsnahme im Raum.
Im Rahmen der Ermittlungen hat sich die Zahl der Anklagen vergangene Woche
auf acht erhöht. Angeklagt hat die Staatsanwaltschaft unter anderem die
ehemalige Finanzstaatsrätin Elke Badde, die wegen der Affaire ihren Hut
nehmen musste, und die ehemals designierte Leiterin des Bezirksamts
Hamburg-Nord, Yvonne Nische. Ihnen wird Vorteilsnahme und Verleitung von
Untergebenen zu einer Straftat vorgeworfen. Die anderen Anklagen betreffen
vor allem weitere MitarbeiterInnen des Bezirksamtes.
Auch hier geht es vor allem um Vorteilsnahme und Bestechlichkeit. Wann das
Gericht die anstehenden Strafverfahren terminiert, ist noch offen, aber
politisch brisant. Bei den Beschuldigten geht es zum Großteil um
PolitikerInnen der SPD, die kein Interesse daran hat, dass die
Strafverfahren im Bürgerschaftswahlkampf die Medienlandschaft bestimmen.
## Akribische Vorbereitung des Kernverfahrens
Eine weitere Anklage, gegen gleich vier Beteiligte, bereitet die
Staatsanwaltschaft akribisch vor – sie soll das Kernverfahren im
„Stones“-Komplex werden. Dabei geht es um den Ex-Bezirkschef Harald Rösler
(SPD) und den Chef des Konzertveranstalters FSK Skorpio, Folkert Koopmanns,
denen die Staatsanwaltschaft vorwirft, den Ticket-Deal eingefädelt zu
haben. Koopmans wird Bestechung, Rösler Bestechlichkeit vorgeworfen.
Jeweils ein Mitarbeiter des Veranstalters und des Bezirksamtes, die die
Details des Deals abwickelten, sollen ebenfalls in dem gemeinsamen
Verfahren auf die Anklagebank.
Die Ermittlungen und damit auch die Anklageerhebung wird in diesem Fall am
längsten dauern. Erst wenn juristisch geklärt ist, ob die Annahme der vom
Ex-Bezirkschef Rösler verteilten Tickets für die Beteiligten strafbar war,
können Staatsanwaltschaft und Gericht rechtlich bewerten, welcher Vergehen
sich Rösler schuldig gemacht hat.
In vier Fällen hat die Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl beantragt, der
– bei Annahme durch den Beschuldigten – zu einer rechtskräftigen
Verurteilung ohne mündliche Hauptverhandlung führt. 15 Mal, darunter auch
in den Fällen der Staatsräte Andreas Rieckhof (Verkehr) und Matthias Kock
(Stadtentwicklung) hat die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen
Geldzahlungen zwischen 300 und 3.000 Euro eingestellt. Da die Geldzahlung
nicht als Schuldeingeständnis gewertet wird, die Zahlenden nicht
vorbestraft sind und weiter die Unschuldsvermutung gilt, durften Rieckhof
und Kock ohne Probleme im Amt bleiben. Allerdings ist die Einstellung auch
nicht gleichbedeutend mit einer Einstellung mangels hinreichenden
Tatverdachts.
In sieben weiteren Fällen stellte die Staatsanwaltschaft die Verfahren
wegen Geringfügigkeit ein. Gegen fünf Personen, darunter auch
Flughafen-Chef Michel Eggenschwiller und die SPD-Kreisvorsitzende von
Hamburg-Nord, Anja Domres, wird mangels Tatverdachts nicht mehr ermittelt.
Auch die Verfahren gegen 15 Bezirksabgeordnete wegen Vorteilsnahme im Amt,
die bei der Generalstaatsanwaltschaft anhängig waren, wurden mangels
Tatverdacht eingestellt.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in der Ticket-Affäre hat daneben
aber weitere Recherchen ausgelöst. Die im Lauf des Verfahrens
beschlagnahmten Datenträger gaben Hinweise darauf, dass auch bei Konzerten
in der Alsterdorfer Sporthalle und im CCH die Bezirksämter als
Gegenleistung für die Genehmigungen umfangreiche Kartenkontingente
erhielten. Hier laufen Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft.
9 Aug 2019
## AUTOREN
Marco Carini
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