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# taz.de -- Mangelnde Integration in Niedersachsen: Deutliche Kritik vom Flüch…
> Ein Projekt in Niedersachsen will Geflüchtete mit geringer
> Bleibeperspektive durch handwerkliche Grundausbildung zur Rückkehr
> bewegen.
Bild: Im Fokus: arbeitswillige Geflüchtete
Berlin taz | Geflüchtete mit geringer Bleibeperspektive, deren
Asylverfahren noch läuft, sollen durch eine handwerkliche Grundausbildung
zur freiwilligen Rückkehr in ihre Heimatländer bewegt und die Reintegration
erleichtert werden. So sieht es ein Modellprojekt der Landesaufnahmebehörde
Niedersachsen (LAB) mit der Handelskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft
Bentheim sowie der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)
vor.
Laut LBA könnten die Teilnehmer zwischen verschiedenen Berufsprofilen
wählen. Neben der Vermittlung fachlicher Kenntnisse stehe der Erwerb von
Soft Skills im Fokus der dreimonatigen Maßnahmen. Reintegrationsscouts der
GIZ schulten die Teilnehmer dabei etwa im Zeitmanagement. Außerdem
unterstütze die GIZ die Rückkehrer im Heimatland. Angesprochen werden
sollten in erster Linie Menschen aus den Maghreb-Staaten, den
Westbalkan-Ländern sowie westafrikanischen Staaten.
Zwei Kurse gab es seit Anfang des Jahres, zwei weitere sind noch geplant.
Insgesamt 21 Teilnehmer hätten die Kurse mit einem Abschlusszertifikat
beendet. Wie die LAB mitteilte, stammten diese aus zwölf verschiedenen
Ländern. Zehn davon seien bereits in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Sie
alle kämen aus Albanien, dem Kosovo und Serbien.
Alle Akteure betonten bei der Vorstellung des Projekts am Donnerstag die
Wichtigkeit eines solchen Angebots. Niedersachsens Innenminister hielt
fest: „Wir schaffen Angebote, um Geflüchteten mit geringer
Bleibeperspektive durch eine zusätzliche berufliche Qualifikation weitere
Zukunftsperspektiven in ihren Heimatländern zu bieten.“ LAB-Präsident Jens
Grote betonte zudem, dass die Maßnahmen zur Tagesstrukturierung beitrügen
und so Konflikte in den Standorten verhindern könnten.
## Flüchtlingsrat senkt Daumen
Deutliche Kritik kommt dagegen vom Niedersächsischen Flüchtlingsrat. „Der
Zugang zu Bildung darf nicht von der Bleibeperspektive abhängen“, meinte
Sigmar Walbrecht. „Außerdem kann man Menschen nicht von vornherein
vermitteln: Ihr habt keine Chance, hier zu bleiben.“ Er verwies auf die
Pflicht, dass Asylanträge individuell geprüft werden müssten.
Die Kritik des Flüchtlingsrats kann die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen
nicht nachvollziehen. Das Projekt werde zu 100 Prozent aus Mitteln der
Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit finanziert. Das setze
voraus, dass eine Differenzierung zwischen Personen mit und ohne
Bleibeperspektive erfolgt. „Ansonsten könnten wir den Menschen aus den
genannten Ländern kein entsprechendes Qualifizierungsangebot machen“, so
eine Sprecherin der LAB.
Magdalena Kruse vom Raphaelswerk, das mit der Caritas Beratungen für
Rückkehrer anbietet, lobte: „Die Basis ist gut. Es ist sicherlich ein
Vorteil, dass die LAB frühzeitig auf die Menschen zugehen kann.“ Problem
sei aber, dass es zu wenige Angebote in Niedersachsen gebe.
15 Aug 2019
## AUTOREN
Julia Kitzmann
## TAGS
Immigration
Asylverfahren
Bleibeperspektive
Geflüchtete
Niedersachsen
Ankerzentren
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