Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Waldbrände in Sibirien: Dramatischer CO2-Ausstoß
> Feuer nördlich des Polarkreises werden laut ForscherInnen von der
> Erderwärmung mitverursacht. Gleichzeitig setzen sie jede Menge
> Treibhausgase frei.
Bild: Das Löschen der Glutnester hält den Klimawandel leider nicht auf
Stockholm taz | Nach einer Woche zeigt der Einsatz des russischen Militärs
beim Kampf gegen die verheerenden Waldbrände in Sibirien offenbar erste
Erfolge. In den Regionen um Irkutsk und Krasnojarsk seien durch
Brandbekämpfung aus der Luft Brände auf einer Fläche von rund 100.000
Hektar gelöscht worden, erklärte Alexander V. Uss, Gouverneur der Region
Krasnojarsk, laut russischen Medien. Weshalb er schon von einem
„entscheidenden Wendepunkt“ bei der Bekämpfung der Brände spricht.
Für Greenpeace Russland kommt solcher Optimismus reichlich verfrüht. Die
vom Brand heimgesuchten Flächen berechnet die Organisation auf mehr als 4,5
Millionen Hektar. Und diese Fläche sei trotz aller Löscherfolge von Montag
auf Dienstag sogar um 200.000 Hektar gewachsen. Wenn sich die Brände in den
vergangenen zehn Tagen um rund ein Viertel weiter ausdehnen konnten, ist
dies laut Anton Beneslavskiy von Greenpeace auch der anfänglich zögerlichen
Brandbekämpfung geschuldet.
Mittlerweile sei die Situation so, „dass wir nur noch auf Regen hoffen
können“. Beneslavskiys Fazit: „Der Klimawandel heizt die Feuer an. Die
Feuer heizen den Klimawandel an.“ Die ausgedehnten Brände der letzten zwei
Monate nördlich des Polarkreises, vor allem in Alaska, Nordwestkanada,
Grönland und Sibirien, haben laut Einschätzung von Mark Parrington vom
Copernicus Atmosphere Monitoring Service ein „beispielloses Ausmaß“
erreicht und sie seien zweifellos durch die in der Arktisregion kräftig
gestiegenen Temperaturen mitverursacht worden.
8 bis 10 Grad höher lagen laut der Weltmeteorologiebehörde (WMO) die
durchschnittlichen Junitemperaturen in Sibirien verglichen mit dem
Mittelwert der Jahre 1981 bis 2010. Was hier die Wälder zusätzlich
austrocknen ließ und sie anfälliger für Feuer gemacht habe.
## Vom Netto-CO2-Speicher zur Treibhausgas-Quelle
Diese Brände in der borealen Nadelwaldzone, die laut einer schon 2013
veröffentlichten [1][Studie] mittlerweile umfangreicher sind als zumindest
in den vergangenen 10.000 Jahren, verstärken mit dem von ihnen
freigesetzten CO2 wiederum den Treibhauseffekt. Nach Berechnungen
Parringtons haben die arktischen Brände in diesem Jahr bislang rund 140
Millionen Tonnen CO2 freigesetzt. Das ist mehr als doppelt so viel wie in
einem „normalen“ Jahr und über das Dreifache dessen, was beispielsweise von
einem Land wie Schweden durch Verbrennung fossiler Energieträger jährlich
in die Atmosphäre gelangt.
ForscherInnen warnen vor unübersehbaren Folgen, sollte sich diese
Entwicklung fortsetzen: Die Regionen mit borealen Nadelwäldern stehen für
fast ein Drittel der von Bäumen bedeckten Gebiete der Erde und speichern in
etwa so viel Kohlenstoff wie tropische Regenwälder. Von einem
Netto-CO2-Speicher könnten sie zu einer bedeutenden Treibhausgas-Quelle
werden.
Doch das ist nicht alles. Laut WMO werden die Rußpartikel, die nun auf Eis
und Schnee fallen, die Eisschmelze verstärken und durch die Verdunkelung
der Schnee- und Eisflächen dafür sorgen, dass weniger Sonnenlicht
reflektiert wird. Das werde die Erwärmung der Arktisregion weiter
beschleunigen und auch den Permafrostboden schneller auftauen lassen.
Ganz aktuell meldete das National Snow and Ice Data Center der
US-Universität Colorado am Dienstag bereits jetzt für den Juli einen
[2][neuen Minusrekord für die Ausbreitung des arktischen Meereises]. Mit
nur noch 7,59 Millionen Quadratkilometern lag die Eisfläche noch um 80.000
Quadratkilometer unter dem im Juli 2012 gemessenen Wert. Die Forscher sehen
hier bereits einen möglichen Effekt der durch die jetzigen Brände
freigesetzten Ruß- und Rauchwolken.
7 Aug 2019
## LINKS
[1] https://www.pnas.org/content/early/2013/07/19/1305069110
[2] https://nsidc.org/arcticseaicenews/
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Sibirien
Waldbrände
Russland
Russland
Russland
Lesestück Interview
## ARTIKEL ZUM THEMA
Politische Krise in Kirgistan: Ex-Präsident muss in U-Haft bleiben
Beim zweiten Versuch gelang die Festnahme: Nun sitzt der ehemalige
Staatschef Kirgistans, Almasbek Atambajewin, im Gefängnis.
Waldbrände im Osten Russlands: Sibirien in Flammen
Im sibirischen Teil Russlands wüten seit Wochen Brände. Nun hilft das
Militär beim Löschen. Die Feuer haben Auswirkungen aufs globale Klima.
Riesige Waldbrände in Sibirien: Angst vor der Klimawandel-Spirale
In Sibirien brennen Millionen Hektar Wald. In vielen Orten gilt der
Katastrophenzustand. Experten befürchten eine schnellere Eisschmelze in der
Arktis.
Feuerwehrmann über Waldbrände: „Rückwärts flüchten ist Scheiße“
Brandstufe fünf: Ein Funke reicht, und der Wald steht in Flammen. Wie kann
man die löschen? Ein Gespräch über teures Wasser und Löschroboter.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.