# taz.de -- Schiedskommission gibt Antrag statt: SPD darf Sarrazin ausschließen | |
> Die Entscheidung des Schiedsgerichts bringt die SPD-Spitze ihrem Ziel | |
> näher, den umstrittenen Autor aus der Partei auszuschließen. Sarrazin | |
> will Berufung einlegen. | |
Bild: „Wenn man recht hat, kann man immer auch ein gutes Gefühl haben“, sa… | |
Berlin dpa | Der wegen seiner islamkritischen Thesen umstrittene frühere | |
Berliner Finanzsenator [1][Thilo Sarrazin] darf aus der SPD ausgeschlossen | |
werden. Das entschied das Parteigericht des SPD-Kreisverbandes | |
Charlottenburg-Wilmersdorf, in dem der 74-Jährige Mitglied ist. Die dortige | |
Schiedskommission habe der Partei mitgeteilt, dass dem Antrag stattgegeben | |
werde, erklärte Generalsekretär Lars Klingbeil am Donnerstag. Zuvor hatten | |
Bild und Focus berichtet. | |
Es war bereits der dritte Anlauf des SPD-Vorstands, ihn aus der Partei zu | |
werfen. Im ersten Fall blieb das Vorhaben erfolglos, im zweiten Fall endete | |
das Verfahren im Frühjahr 2011 mit einer Art Vergleich: Sarrazin | |
versicherte, sich künftig an die Grundsätze der SPD zu halten, die Anträge | |
auf Parteiausschluss wurden zurückgenommen. Im Sommer 2018 entflammte der | |
Konflikt erneut, als Sarrazin sein neues Buch „Feindliche Übernahme: Wie | |
der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht“ | |
präsentierte. | |
„Ich begrüße diese Entscheidung ausdrücklich“, sagte Klingbeil. „Wir s… | |
uns in unserer klaren Haltung bestätigt: Sarrazin hat mit seinen Äußerungen | |
gegen die Grundsätze der Partei verstoßen und ihr Schaden zugefügt. | |
Rassistische Gedanken haben in der SPD keinen Platz.“ | |
Sarrazin will das Urteil eines Parteigerichts zu seinem Ausschluss aus der | |
SPD nicht akzeptieren. Sein Anwalt kündigte am Donnerstag an, Sarrazin | |
werde Berufung dagegen einlegen und notfalls durch alle Instanzen bis zum | |
Bundesgerichtshof und zum Bundesverfassungsgericht gehen. | |
## AfD lädt Sarrazin ein, in die Partei einzutreten | |
Thilo Sarrazin ist wegen migrationskritischer Äußerungen in seinen Büchern | |
umstritten. Der 74-Jährige selbst weist den Vorwurf des Rassismus zurück: | |
Mit seinen Thesen einer schleichenden Spaltung der Gesellschaft durch die | |
starke Zunahme von Einwanderern muslimischen Glaubens beschreibe er | |
lediglich Zustände. | |
„Die SPD hat heute eine falsche Entscheidung in erster Instanz getroffen“, | |
sagte er am Donnerstag der Bild-Zeitung. „Es ist schade, dass sie nicht die | |
Kraft fand, eine andere Entscheidung im Interesse der Meinungsfreiheit und | |
der innerparteilichen Demokratie zu treffen. Die heutige Entscheidung wird | |
den Niedergang der SPD nicht aufhalten.“ Er habe nie für möglich gehalten, | |
„dass man wegen seiner Meinung verfolgt und ausgeschlossen wird“, so | |
Sarrazin. | |
Die AfD hat Thilo Sarrazin gleich nach dem Urteil zum Eintritt in ihre | |
Partei eingeladen. Wenn die SPD ihn wegen seiner migrationskritischen | |
Thesen ausschließe, verstoße sie gegen Regeln innerparteilicher Demokratie, | |
erklärte der Berliner AfD-Landesverband am Donnerstag. Sarrazin solle | |
gerichtlich dagegen vorgehen. „Alternativ laden wir ihn ein, bei uns | |
mitzuarbeiten.“ Es sei zu erwarten, dass Sarrazin „mit seinen mutigen | |
Thesen“ in anderen Parteien kein Gehör finde. | |
Das Parteigericht in Berlin hatte vor rund zwei Wochen über den Antrag der | |
Parteispitze verhandelt, aber zunächst noch keine Entscheidung gefällt. | |
Diese liegt nun vor und wurde den Beteiligten schriftlich zugestellt. | |
Sarrazin war von 2002 bis 2009 Finanzsenator in der Hauptstadt. Von | |
Frühjahr 2009 bis Herbst 2010 war er Vorstandsmitglied der Deutschen | |
Bundesbank. Der 74-Jährige hatte vor der Verhandlung über seinen | |
Rausschmiss aus der SPD betont, dass er ein „sehr gutes Gefühl“ habe. „W… | |
man recht hat, kann man immer auch ein gutes Gefühl haben.“ | |
11 Jul 2019 | |
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