# taz.de -- Pro & Contra: Ehrung im Weißen Haus: Soll das US-Team Trump besuch… | |
> Wenn die US-Fußballerinnen die WM gewinnen, stellt sich die Frage, ob sie | |
> eine Einladung ins Weiße Haus annehmen sollen. Ein Pro und Contra. | |
Bild: „O’er the land of the freeeeeeee, and the hooooome of the braaaaave“ | |
Ja, | |
doch, doch, es kommen schon noch ein paar Sportler zu Donald Trump ins | |
Weiße Haus. In den letzten Wochen waren das zum Beispiel die | |
Basketballerinnen der baptistisch geprägten Baylor-Universität aus Texas. | |
Die Army Black Knights waren da, die Football-Mannschaft der | |
US-Militärakademie. Die Gewinner des Stanley Cups aus dem Jahr 2018, die | |
Washington Capitals, schauten kürzlich ebenso an der Pennsylvania Avenue | |
beim US-Präsidenten vorbei wie die Baseball-Profis der Boston Red Sox. | |
Ob die US-Fußballerinnen kommen, ist ungewiss, denn eine Einladung in die | |
Schaltzentrale der Macht wird schnell zur Staatsaffäre, vor allem dann, | |
wenn Sportler oder Sportlerinnen wie [1][Megan Rapinoe] auf | |
Konfrontationskurs zum offensichtlich leicht kränkbaren Potus gehen. Trump, | |
oder auch: America’s First Insulted Liverwurst, hat natürlich auch Rapinoe, | |
die partout nicht ins „fucking“ White House gehen will, in bekannter Manier | |
angetwittert. | |
[2][Sie solle Land und Flagge respektieren und überhaupt erst einmal etwas | |
gewinnen]. Diese in die Welt hinausposaunte Dünnhäutigkeit sollte die | |
Olympiasiegerin und Weltmeisterin nicht davon abhalten, Trump mit ihrem | |
Team einen Besuch abzustatten. Damit nobilitiert sie weder den Gastgeber | |
noch macht sie sich klein. Sie könnte dem in der Szene der amerikanischen | |
liberals so überaus verhassten Mann forsch entgegentreten und ihm in aller | |
Förmlichkeit sagen, was ihr nicht passt. Wobei: Sie müsste gar nicht | |
haltungsprall und tugendstolz die offene Konfrontation suchen, dezente | |
Hinweise und Gesten genügten schon. | |
In Zeiten, in denen die politische Auseinandersetzung nicht selten in der | |
Herabwürdigung des jeweiligen Gegners kulminiert und man sich nur noch im | |
virtuellen Raum der sozialen Medien begegnet (beziehungsweise bepöbelt), | |
setzte so ein Treffen unterschiedlicher Charaktere einen Kontrapunkt gegen | |
den Zeitgeist: Ja, wir mögen uns nicht, ich sehe viele Dinge völlig anders, | |
aber ich meide dich nicht, sondern suche das Gespräch. Das wäre vielleicht | |
auch im Sinne der einen oder anderen Mannschaftskollegin, die gleichfalls | |
darauf verzichten könnte, Trumps Hand zu schütteln, aber in der Einladung | |
mehr erblickt als eine bloße Zumutung. Markus Völker | |
Nein, | |
und das hat nicht nur mit der Politik des Mannes zu tun, dem man auch im | |
Jahr 2019 immer noch nicht abnehmen mag, dass er wirklich President of the | |
United States ist. Seine Politik abzulehnen, wäre vielleicht sogar einer | |
der schlechteren Gründe, warum erfolgreiche Spitzensportler nicht ins White | |
House gehen sollten. Denn warum sollten Athleten jeweils tagesaktuelle | |
Dinge kommentieren? Und was sollen eigentlich Patienten in Krankenhäusern, | |
Kinder in Schulen oder Bewohner von Altenheimen sagen, die sich kaum wehren | |
können, wenn der US-Präsident bei ihnen auftaucht? | |
Nein, die guten Gründe, dem amtierenden US-Präsidenten einen Besuch, einen | |
Fototermin und einen Handschlag zu verweigern, sind im Verhältnis Donald | |
Trumps zum Sport begründet. Der jüngste arrogante Bescheid, Megan Rapinoe | |
„sollte erst mal gewinnen, bevor sie redet“ mag noch harmlos sein. Aber wie | |
sich Trump gegenüber dem Football-Profi [3][Colin Kaepernick] verhielt, | |
daran darf man ruhig erinnern. „Er sollte sich vielleicht nach einem Land | |
umsehen, das besser zu ihm passt“, hatte Trump getwittert, den Sportler in | |
einer Rede als „Hurensohn“ beschimpft und die NFL aufgefordert, kritische | |
Sportler zu entlassen. | |
Als Donald Trump seinen sexistischen „Grab them by the pussy“-Satz | |
verteidigen wollte, sagte er, das sei doch „Locker Room Talk“, so redeten | |
Sportler doch in den Umkleideräumen. Bei Donald Trump geht es also nicht um | |
das in der Politik übliche Instrumentalisieren von Sportlern. Er will gar | |
nicht, dass deren Glanz auf ihn scheint; er akzeptiert gar nicht, dass | |
andere Menschen in anderen Bereichen Erfolg haben könnten. | |
Es geht diesem Mann vielmehr um eine hochgradig geschmacklose | |
Demonstration,dass er sich nehmen kann und darf, was immer er möchte. | |
Sportler und Sportlerinnen gelten ihm als tumbe Trottel, die die Hymne | |
singen sollen, dazu noch die Fahne und gefälligst auch ihn selbst an | |
zubeten haben. Wenn man das als Respektlosigkeit bezeichnet, hat man ein | |
eher schwaches Wort gewählt. Nicht dabei sein, kann manchmal auch sehr viel | |
sein. Martin Krauss | |
7 Jul 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Stuermerin-des-US-Teams-Megan-Rapinoe/!5609427 | |
[2] https://twitter.com/realdonaldtrump/status/1143892326286266368 | |
[3] /Knieprotest-in-der-NFL-Sportler/!5519760 | |
## AUTOREN | |
Markus Völker | |
Martin Krauss | |
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