# taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Der Wolf und das Paradies | |
> Der Wolf, er muss halt fressen. Der Bauer will sich nichts wegfressen | |
> lassen: Konflikt. Und dann gibt es noch eine Ausstellung im Gropiusbau. | |
Bild: So ein Wolf ist doch immer für eine Geschichte gut | |
Man muss davor warnen. Wegen der Blutrünstigkeit, die da geschildert wird. | |
Aber es ist halt nun mal so, dass in diesem recht bekannten Märchen eine | |
hilflose ältere Frau in ihrer eigenen Behausung von einem Tier schlicht | |
aufgefressen wird, und anschließend frisst das Tier auch noch ein Mädchen, | |
worauf es sich, möglicherweise übersättigt, zur Ruhe legt. Was wiederum von | |
einem Mann ausgenutzt wird, der den Bauch des Tiers aufschlitzt und so die | |
beiden verblüffenderweise noch recht lebendigen Frauen befreit. Dem Tier | |
wird dann der Garaus gemacht, zugetragen haben soll sich das alles tief im | |
Wald. | |
Dass die Beziehung des Menschen zum Wolf eine zwiespältige ist, kann man | |
schon an so Geschichten wie der vom Rotkäppchen und dem bösen Wolf ablesen. | |
Das ja längst nicht das einzige Märchen ist, in dem es letztlich darum | |
geht, dass nur ein toter Wolf ein guter Wolf sei. | |
Und andererseits ruft der Mensch seine Kinder gern auch mal Wolf mit Namen. | |
Hund dagegen hat als Vorname nie Verwendung gefunden. So will man den | |
angeblich liebsten Begleiter des Menschen, die domestizierte Form des | |
Wolfs, dann doch nicht ehren. | |
Dass der Wolf aber mit den ganzen Mythen und Märchen, die um ihn gestrickt | |
worden sind, erneut Thema ist, liegt schlicht daran, dass es ihn wieder | |
gibt da draußen in der Natur. Zum Beispiel in Brandenburg. Und da prallen | |
dann auch die Meinungen aufeinander. Die einen meinen, dass es doch genug | |
Platz gibt für ein anständiges Wildtier wie den Wolf. Die anderen aber | |
meinen ihn bestenfalls tot zu ertragen. Eigentlich möchten sie ihn ganz | |
weghaben. Über [1][„wolfsfreie Zonen“] diskutiert man so am Mittwoch in | |
Wusterhausen/Dosse, wo der Bauernbund Brandenburg reichlich | |
Spitzenkandidaten der Parteien dazu eingeladen hat, ihre Positionen | |
darzulegen. Auch der Wolf kann also am 1. September bei der Landtagswahl | |
wahlentscheidend sein. | |
Das Problem ist eben, dass Zusammenleben oft wegen der unterschiedlichen | |
Interessen getrübt sein kann. Der Wolf, er muss halt fressen. Der Bauer | |
will sich nichts wegfressen lassen: Konflikt. Weil man eben lange schon | |
vertrieben ist aus diesem sagenhaften Garten Eden, dem Paradies, in dem | |
noch alle und alles einträchtig miteinander gehaust haben sollen. Ein | |
Sehnsuchtsort ist der Garten geblieben, der auch als Metapher für den | |
Zustand der Welt taugt. In der Ausstellung „[2][Garten der irdischen | |
Freuden“] im Gropius Bau wird das kunstvoll durchgespielt. Eröffnung ist am | |
Donnerstagabend. | |
21 Jul 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.wolfsfreiezone.de/index.php/kommunal#aktuell | |
[2] https://www.berlinerfestspiele.de/de/berliner-festspiele/programm/bfs-gesam… | |
## AUTOREN | |
Thomas Mauch | |
## TAGS | |
Wochenvorschau | |
Ausstellung | |
Brandenburg | |
Wölfe | |
Lesestück Recherche und Reportage | |
Jagd | |
Ausstellung | |
Lesestück Recherche und Reportage | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
taz Ost: Auftakt zur Brandenburg-Serie: Boomtown bei Berlin | |
Bernau bei Berlin: Der wachsenden Stadt geht es gut, es wird viel gebaut, | |
sie profitiert von den Pendlern, die in Berlin arbeiten. Ein Besuch vor | |
Ort. | |
Interview mit einem Jäger: „Jagdtrophäen sind Staubfänger“ | |
Eckhard Fuhr ist Vizevorsitzender des Ökologischen Jagdvereins Brandenburg, | |
mag das Lodenbrauchtum nicht und sieht die Jagd als Naturschutz. | |
Ausstellung „Von Wölfen und Menschen“: Durchs Reich der Metaphern | |
Ambivalentes Verhältnis: Das Hamburger Museum am Rothenbaum nimmt den | |
Umgang des Menschen mit dem Wolf in den Blick. | |
Raubtier-Demokratie in Brandenburg: Wenn Wölfe Wahlkampf machen | |
Rund um Lehnin erstreckt sich Wald – und darin leben Wölfe. Die Tiere | |
sorgen für diffuse Ängste. Die Politik sieht sich zum Einschreiten | |
veranlasst. |