# taz.de -- WM-Nationalspielerin Marina Hegering: „Ich bin nicht total unerfa… | |
> Marina Hegering ist der ruhende Pol in der Abwehr, dabei hat sie nur | |
> wenige Länderspiele gemacht. Woran das liegt, erklärt sie im Interview. | |
Bild: 29 Jahre alt, aber nur sieben Länderspiele absolviert: Marina Hegering | |
taz: Frau Hegering, für Sie schließt sich am Samstag im WM-Viertelfinale | |
ein Kreis. Sie spielen gegen Schweden – wie in ihrem ersten Länderspiel. | |
Marina Hegering: So lange ist das ja noch nicht her, April. Es war ein | |
wahnsinniges Erlebnis für mich. Es war wunderbar, weil wir auch ein sehr | |
gutes Spiel gemacht haben. | |
Sie haben mit 2:1 gewonnen. | |
Ja, ich habe nur gute Erinnerungen daran. | |
Gehen wir ein bisschen zurück in Ihrem Leben. Als Sie 2009 mit der | |
Fritz-Walter-Medaille als beste Nachwuchsspielerin im Bereich des DFB | |
ausgezeichnet wurden, was hatten Sie da für Träume? | |
Träume? Ja, woran hat man gedacht? Damals stand ja die U20-WM vor der Tür. | |
Da wollte ich natürlich mitspielen. Das waren die Dinge, an die ich gedacht | |
habe. Großartige Träume darüber hinaus habe ich nicht gehabt. | |
Die haben Sie 2010 mit Deutschland ja dann auch gewonnen. Hatten Sie dann | |
nicht den Plan, Profifußballerin zu werden? | |
Ich war 19. Da plant man noch nicht so groß. Ich war zu dieser Zeit ein | |
bisschen unverblümt und habe einfach das gemacht, was mir Spaß gemacht hat. | |
Und das war Fußballspielen. | |
Würden Sie sich heute als Profifußballerin bezeichnen? | |
Nein, ich verdiene mein Geld hauptsächlich mit meinem Job als Kauffrau bei | |
einer Baufirma. Damit verdiene ich meine Brötchen. Fußball ist dann eben | |
mein bezahltes Hobby. Aber von den Bedingungen her, von der Art und Weise, | |
wie wir in Essen arbeiten, ist es natürlich schon ein Profisport. | |
Sie konnten sechs Jahre wegen einer hartnäckigen Fersenverletzung nicht | |
Fußball spielen. Haben Sie in dieser Zeit daran geglaubt, einmal bei einer | |
WM spielen zu können? | |
In dieser Zeit war das Thema Nationalmannschaft komplett vom Tisch. Ich | |
habe eigentlich nur gehofft, dass ich eines Tages noch einmal | |
Leistungssport machen kann, dass ich überhaupt wieder auf dem Fußballplatz | |
stehen kann, vielleicht wieder in die Bundesliga zurückkehren kann. Alles, | |
was jetzt hier passiert, ist wahnsinnig, ist unglaublich. Aber jetzt sind | |
wir hier mitten im Turnier. Jetzt ist die Geschichte erst mal passé. | |
Müssen Sie nicht manchmal an Ihre Ferse denken? | |
Ja, daran werde ich schon häufig erinnert. | |
War die Verletzung links oder rechts? | |
Rechts. | |
Okay, das kam jetzt schnell. Die Verletzung hat ja auch Ihr Leben | |
verändert. | |
Ja, ich habe erst mal mein Sportstudium zu Ende gebracht und dann die | |
Ausbildung gemacht. | |
Nach dieser WM könnte es ja vielleicht doch noch etwas werden mit einer | |
Profikarriere. | |
Im Moment geht es mir so eigentlich sehr gut. | |
Sie bekommen bei dieser WM ja durchaus gute Kritiken. Das Spiel gegen | |
Spanien haben Sie allerdings mit einem Fehler begonnen, der beinahe zur | |
spanischen Führung geführt hätte. | |
Das passiert. So etwas macht man sicherlich nicht mit Absicht. Das muss man | |
abhaken, um dann wieder nach vorne zu schauen. Also ich hatte dann in dem | |
Spanienspiel keine derartige Aktion mehr. Ich bin ein Typ, der über solche | |
Situationen nicht weiter nachdenkt. Ich kann ganz gut den Hebel umlegen und | |
mir sagen: Okay, jetzt wird das anders gemacht. | |
Haben Ihre Mitspielerinnen Sie auf den Fehler angesprochen? | |
Nein, warum auch. Fehler passieren, da will man jetzt bestimmt nicht noch | |
drei Mal in der Wunde herumbohren. Und das wissen alle anderen auch. Wenn | |
vorne jemand eine Chance vergibt, dann sprechen wir die Spielerin ja auch | |
nicht noch drei Mal darauf an und fragen, warum machst du den nicht. Das | |
weiß sie schon selbst. | |
Worauf müssen Sie denn beim Spiel gegen Schweden besonders achten? | |
Die Schwedinnen haben schnelle, technisch starke Stürmerinnen, darauf | |
müssen wir uns einstellen, das haben wir im Kopf. | |
Die schwedischen Stürmerinnen laufen gerne ihre Gegenspielerinnen mit dem | |
Ball am Fuß an. Sie werden in Zweikämpfen gefordert sein. | |
Eine gesunde Portion Respekt ist sicher immer da. Das ist ja auch wichtig. | |
Ich habe jetzt keine Angst davor, dass ich angegriffen werde. Das passiert. | |
Fußball ist ein Zweikampfsport. | |
Für Ihre kurze Länderspielkarriere habe Sie ein erstaunliches Standing in | |
der Mannschaft, wie kommt das? | |
Das sind jetzt erst sieben Länderspiele, okay. Aber ich habe ja auch schon | |
einige Bundesligaspiele gemacht. Ich bin ja jetzt auch nicht total | |
unerfahren. Auch meine Erfahrung mit der Verletzung hat mich doch auch auf | |
eine bestimmte Art geprägt. Ich versuche einfach, der Mannschaft mit der | |
Art und Weise zu helfen, mit der ich spiele, und die ist sicherlich nicht | |
unbedingt typisch für eine Innenverteidigerin. | |
Was ist denn das Untypische an Ihrer Spielweise? | |
Ich bin doch sehr robust und mache nicht immer nur Dinge, die typische | |
Innenverteidigerinnen machen. Ich geh auch schon mal gerne nach vorne, wenn | |
es das Spiel zulässt. | |
Die Bundestrainerin hat Ihnen das erlaubt? | |
Wenn es sich anbietet, dann mach ich das. Das ergibt sich jetzt nicht so | |
häufig in einem Spiel, aber es ist möglich. | |
Auch gegen Schweden, oder ist da der Druck zu hoch, der auf dem Team | |
lastet? | |
Ich empfinde das vor allem als Vorfreude. Wir dürfen ein Viertelfinale | |
spielen. Das ist riesig. | |
29 Jun 2019 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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