# taz.de -- Kommentar zum Manama-Gipfel: Neinsager Abbas | |
> Der Plan der US-Sondergesandten Jared Kushner mag unausgegoren sein. | |
> Indem Abbas ihn aber rigoros ablehnt, lässt er sein Volk leiden. | |
Bild: Abbas könnte etwas für sein Volk tun – wenn er denn wollte | |
Man sollte meinen, dass [1][das Angebot] an Palästinenserpräsident Mahmud | |
Abbas von 50 Milliarden Dollar für neue Straßen, Krankenhäuser, Schulen, | |
Strom, Wasser und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen kein so schlechtes ist. Vor | |
allem nicht, wenn der Haushalt ein wachsendes Defizit aufweist, die | |
Palästinensische Autonomiebehörde (PA) vor dem Bankrott steht, und immer | |
größere Teile des Volkes in echte Not geraten. Doch Abbas ist der Preis | |
dafür zu hoch. | |
Was muss er tun? Auf Palästina verzichten? Dem Fortbestand israelischer | |
Siedlungen zustimmen oder den Traum von Jerusalem als Hauptstadt und der | |
Rückkehr der Flüchtlinge aufgeben? Nichts dergleichen. Vorläufig steht | |
nichts anderes zur Debatte, als dem Frieden eine Chance zu geben, auch wenn | |
der verhasste US-Präsident Donald Trump bei den Verhandlungen federführend | |
sein will. | |
Abbas hat [2][guten Grund], Trump zu misstrauen. Dass der US-Präsident | |
Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannte, war alles andere als | |
diplomatisch. Wer indes genau hinhörte, weiß, dass Trump niemals von der | |
ganzen Stadt gesprochen hat. Die Option, dass Ostjerusalem eines Tages | |
Hauptstadt des künftigen Palästinenserstaates wird, blieb von seiner | |
Entscheidung unberührt. So genau schien der Palästinenserpräsident es | |
jedoch gar nicht wissen zu wollen. Hauptsache ist, dass er Palästina | |
verteidigt und die Würde der Palästinenser. Er ist ein Mann mit Prinzipien. | |
Dafür lässt er sein Volk leiden, denn Skrupel hat er keine. | |
Der Plan der US-Sondergesandten Jared Kushner und Jason Greenblatt mag | |
unausgegoren sein. Wer die Billionen bezahlt, beantworten die beiden | |
genauso wenig wie die Frage, wo genau die Palästinenser Industrieanlagen | |
bauen oder den Tourismus erschließen sollten. Doch das ist nicht das | |
Problem von Abbas. Darüber müssen sich Trump und seine Experten die Köpfe | |
zerbrechen. Was Abbas für Palästina tun könnte, ist den Zwist mit der Hamas | |
beizulegen. Den Gazastreifen auszuhungern, scheint nicht zu funktionieren. | |
Von seiner Macht abgeben müsste der Neinsager in Ramallah und mit den | |
Islamisten der Hamas, die das Volk einst zur stärksten politischen Fraktion | |
wählte, Kompromisse eingehen. Das ist alles. | |
25 Jun 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Nahost-Konferenz-in-Bahrain/!5605057 | |
[2] /Debatte-Israel-Palaestina/!5600090 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
## TAGS | |
Mahmud Abbas | |
Hamas | |
Gaza | |
Fatah | |
Jared Kushner | |
Präsident Trump | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Israel | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Jared Kushner | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Palästinensischer Politiker über Nahost: „Ein-Staat-Lösung mit Apartheid“ | |
Israel und die USA haben die Zweistaatenlösung in Nahost fallengelassen, | |
kritisiert Mustafa Barghouti. Er warnt vor einem System der Segregation. | |
Nahost-Konferenz in Bahrain: Startschuss mit Dämpfer | |
Mit einer Investment-Konferenz wollen die USA den Grundstein legen für | |
Frieden in Nahost. Doch zwei Parteien fehlen: Israelis und Palästinenser. | |
Debatte Israel-Palästina: Trumps Schwiegersohn auf Irrwegen | |
Jared Kushner sieht in der Wirtschaftsförderung die Lösung für den | |
Nahost-Konflikt. Die politischen Knackpunkte ignoriert er. |