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# taz.de -- Rockfabrik in Ludwigsburg: Fans fürchten um Kult-Rockclub
> Weil ein Investor den Club loswerden will, solidarisieren sich
> Zehntausende in einer Petition. In der Rockfabrik spielten schon diverse
> Szenegrößen.
Bild: Da war noch alles im grünen Bereich: die Ludwigsburger Rockfabrik steht …
An jedem letzten Samstag des Monats dröhnt in der Rockfabrik Ludwigsburg
Heavy Metal aus den Boxen. Dann steht gewöhnlich die „Metal Odyssee“ auf
dem Programm. Doch möglicherweise gibt es die Party nicht mehr lange, denn
der Club macht gerade selbst so etwas wie eine Odyssee durch – mit
ungewissem Ausgang.
Nach aktuellem Stand muss die Rockfabrik zum Ende des Jahres ihr Gebäude,
eine alte Industriehalle, räumen. Der Eigentümer, die
Max-Maier-Immobiliengesellschaft, will nach 36 Jahren den Mietvertrag nicht
mehr verlängern. Dabei versicherte ein Mitarbeiter im April gegenüber der
Stuttgarter Zeitung, dass das Unternehmen „keine Ambitionen habe, das
Rockfabrik-Gebäude anderweitig zu verwenden“.
Eine Zusage, die nicht lange gehalten hat. „Drei Wochen später kam der
Brief vom Anwalt“, erzählt Johannes Rossbacher, einer der Chefs der
Rockfabrik. Der Club solle die Immobilie nicht nur räumen, sondern auch in
ihren ursprünglichen Zustand zurückbauen. „Das ist ein seltsames
Verhalten“, sagt Rossbacher. Er könne es nicht nachvollziehen, warum Maier
einen Anwalt eingeschaltet habe. Schon ein Jahr lang würden die Chefs der
Rockfabrik versuchen, den Unternehmer persönlich zu erreichen – ohne
Erfolg.
Auch für die taz war es nicht möglich, eine Stellungnahme der
Immobiliengesellschaft zu bekommen. Der zuständige Mitarbeiter sei im
Urlaub. „Es ist einfach kein Stil“, so Rossbacher. Das drohende Aus mache
es schwer, vorauszuplanen. Anfragen für 2020 seien erst einmal „auf Eis
gelegt“. Mitte Juni veröffentlichte der Club einen Hilferuf. Ein Gast habe
dann die Idee für [1][eine Petition] gehabt. Es gehe darum, „den Leuten zu
zeigen, welchen Stellenwert die Rockfabrik hat“, sagt Rossbacher.
## 25.000 Unterschriften in unter einer Woche
Die Fans wollen ihre „Rofa“, wie sie sie nennen, auf jeden Fall behalten.
In weniger als einer Woche haben über 25.000 Menschen die Petition
unterzeichnet. „Die Rofa ist einfach nur Kult“, schreibt einer der
Unterstützer. Seit den Achtzigern spielten viele Szenegrößen in der
Rockfabrik: Motörhead, Metallica, Iron Maiden und Queen, aber auch
Frei.Wild. Dazu kommen Rock-, Abi- und Studierendenpartys.
Die Rockfabrik ist eine Konstante im Ludwigsburger Nachtleben, doch in
ihrer Nachbarschaft hat sich einiges verändert. Der Club steht auf einem
rund 200.000 Quadratmeter großem historischen Industrieareal. Wo früher in
den Fabrikhallen Kühlschränke und Maschinen hergestellt wurden, hat
Investor Max Maier in den vergangenen Jahren einen modernen Firmencampus
aufgebaut. Porsche und Bosch haben sich dort niedergelassen.
Auch einen Kulturraum hat Max Maier geschaffen, in dem die Ludwigsburger
Kantorei der Karlshöhe im November ihr Jahreskonzert gegeben hat. „Mozart
statt Metallica“ scheint die Devise zu sein. Das Thema bewegt auch die
Stadtpolitik.
„Die Rockfabrik ist im Grunde etwas Legendäres“, sagt der parteilose
Oberbürgermeister Werner Spec. Er habe ebenfalls versucht, mit dem
Eigentümer Kontakt aufzunehmen, aber „der hat gerade wahnsinnig viel zu
tun“. Allerdings habe er „ein Signal bekommen, dass man zumindest über
einen Aufschub reden könnte“. Wie viel Zeit Spec dafür noch bleibt,
entscheidet sich am Sonntag – dann ist Oberbürgermeisterwahl.
30 Jun 2019
## LINKS
[1] https://www.openpetition.de/petition/online/verlaengerung-des-mietvertrages…
## AUTOREN
Michael Kees
## TAGS
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Mannheim
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