# taz.de -- PR-Offensive von Bayer: Gib mir mehr Likes | |
> Der Pharma- und Agrarchemiekonzern startet eine PR-Offensive. Doch außer | |
> Aufbesserung des Images beinhalten die Ankündigungen wenig Konkretes. | |
Bild: Umstrittenes Glyphosatprodukt: Darauf will Bayer explizit nicht verzichten | |
Bayer hat zugehört. Und verstanden. Das zumindest behauptet der | |
Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern in einer neuen PR-Offensive, | |
die er am Freitag mit ganzseitigen Zeitungsanzeigen in Deutschland, | |
Frankreich und den USA eröffnete. | |
„Mit dem heutigen Tag“ wolle Bayer neue Maßstäbe an das eigene Handeln | |
setzen, heißt es darin. Es ist eine Offensive eines Getriebenen: Nachdem | |
Bayer im vergangenen Jahr für 63 Milliarden Dollar den US-Konzern Monsanto | |
übernommen hat, ist der Aktienkurs abgestürzt. Auf der | |
Bayer-Hauptversammlung im April entlasteten die Aktionäre mit Werner | |
Baumann erstmals in der Geschichte des Dax einen Konzernchef nicht. In den | |
USA haben inzwischen über 13.000 Geschädigte den Konzern verklagt. Sie | |
behaupten, wegen der Nutzung des Monsanto-Pestizidwirkstoffs Glyphosat | |
krebskrank zu sein. Zuletzt ist der Konzern deshalb zu [1][zwei Milliarden | |
Dollar Schadenersatz] verurteilt worden, allerdings nicht in letzter | |
Instanz. | |
Um dem desaströsen Image entgegenzuwirken, macht Bayer nun eine Reihe von | |
Versprechungen: Die Umweltauswirkungen von Produkten des Konzerns sollten | |
bis 2030 um 30 Prozent reduziert werden, mit neuen Technologien und weniger | |
Pflanzenschutzmitteln. Zudem seien Journalisten, Wissenschaftler und NGOs | |
eingeladen, „das Verfahren zur Wiederzulassung von Glyphosat in Europa | |
aktiv zu begleiten“. | |
## Kein Verzicht auf Glyphosat | |
Was das konkret heißt? „Die Details dazu müssen noch ausgearbeitet werden�… | |
schreibt ein Sprecher auf Anfrage der taz. Der Konzern verweist darauf, | |
dass er im Jahr 2017 freiwillig sämtliche Studien über die Wirksamkeit von | |
Glyphosat veröffentlicht habe. Allerdings hat Bayer auch über den Verband | |
der europäischen Pestizidhersteller 2018 [2][aktiv einen Plan der | |
EU-Kommission bekämpft], der für mehr Transparenz bei der Zulassung von | |
Pestiziden und Gentechnik-Pflanzen sorgen sollte. | |
Des Weiteren verspricht Bayer, man wolle bis 2030 fünf Milliarden Euro in | |
„zusätzliche Methoden zur Unkrautvernichtung“ investieren. Zusätzliche | |
Mittel sind das aber nicht. Der Betrag sei „Teil der geplanten | |
Investitionen in Forschung und Entwicklung unserer Division Crop Science“, | |
schreibt ein Sprecher. Der Unternehmensteil investiert bereits heute rund | |
zwei Milliarden Euro jährlich in Forschung und Entwicklung und hat einige | |
neue Pflanzenzüchtungen in der Pipeline, die teilweise von Glyphosat | |
abhängig sind. Immerhin verspricht Bayer, auch in die Erforschung | |
„nicht-chemischer Unkrautbekämpfungsoptionen“ zu investieren. Offen ist, | |
wie hoch der hier verwendete Betrag ausfällt. | |
Explizit will Bayer nicht auf Glyphosat verzichten. Offenbar setzt der | |
Konzern darauf, dass die EU den umstrittenen Unkrautvernichter erneut | |
zulässt. Bis spätestens 2022 muss darüber entschieden werden. Bis dahin | |
könnte Österreich das erste Land ohne Glyphosat werden. Nach Angaben der | |
Umweltschutzorganisation Global 2000 soll hier Glyphosat komplett verboten | |
werden. Anfang Juli stimme der Nationalrat darüber ab. | |
14 Jun 2019 | |
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## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
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