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# taz.de -- Frauen-WM Frankreich gegen Norwegen: Brutal, brachial, ineffizient
> Das Match der Französinnen gegen Norwegen zeigt, dass die begabte
> Mannschaft des Gastgebers Schwächen hat – trotz des 2:1-Siegs
Bild: Die französischen Offensivspielerinnen harmonierten flink gegen überrum…
Nizza taz | Am Ende überwog offensichtlich die Erleichterung. Es sei ein
„kompliziertes Spiel“ gewesen, sagte Torschützin Valérie Gauvin, Norwegen
habe es ihnen nicht leicht gemacht. Und Corinne Diacre erklärte mit der ihr
eigenen Gelassenheit, in der ersten Halbzeit sei es „ein bisschen
schwierig“ gewesen. Man habe aber gezeigt, was das Team leisten könne.
Möglicher Kritik an der fehlenden Präzision vorm gegnerischen Kasten beugte
die Trainerin vor: „Es ist nicht normal bei einer WM, dass man jedes Spiel
mit 4:0 gewinnt.“ Sicher, ist es natürlich nicht. Aber adrenalinreicher als
eigentlich nötig hatte Frankreich mit 2:1 gewonnen, nach langer Dominanz.
In einer Partie, die wieder einmal durch Elfmeter entschieden wurde. Leider
– man würde sich ja doch wünschen, dass es den angreifenden Teams bei
dieser WM nicht so leicht gemacht wird, immer irgendeine Strafstoßsituation
zu finden.
Wie eng es wurde, lag dabei eigentlich weniger an den Norwegerinnen. Die
waren defensiv oft überfordert, im Angriff fehlte es an einer überzeugenden
Spielidee. Zusätzlich zu den norwegischen Füßen standen sich die
Französinnen in dieser unterhaltsamen Partie selbst im Weg: Sie
erarbeiteten sich minütlich herausragende Chancen, im Strafraum endeten die
Hereingaben aber vielfach im Nichts. Zu verspielt, manchmal zu eigensinnig,
oft im Zuspiel unpräzise blieb die Offensive. Brutale Hochgeschwindigkeit,
starke Technik, Ineffizienz. Für potenzielle französische Gegnerinnen im
Achtelfinale war es ein spannendes Spiel: Es zeigte, dass die begabte
Mannschaft Schwächen hat.
Norwegen trat defensiver und bemüht kompakter an, mit Karina Sævik als
zusätzlicher Stabilisatorin statt Stürmerin Lisa-Marie Utland, bei
Frankreich stürmte Valérie Gauvin für Delphine Cascarino. Das französische
Offensivtrio harmonierte flink gegen zunächst überrumpelte Norwegerinnen.
Schon in der ersten Minute hätte Eugénie Le Sommer nach einem Freistoß die
Führung erzielen können. Dann fand Norwegen allmählich Mittel: Dem
französischen Hardcore-Pressing begegneten sie mit geduldigem Aufbauspiel
über links, und die Defensive der Gastgeberinnen erwies sich schnell als
gar nicht so sattelfest. Ingrid Engen brachte Frankreich mit einem Kopfball
in arge Bedrängnis, etwa zwanzig Minuten lang waren die Skandinavierinnen
überzeugend gleichwertig. Dann wuchs ihnen das brachiale Angriffsspiel der
Französinnen über den Kopf.
## Hinten zu viel Glück, vorn zu wenig Ideen
„Wir haben gezeigt, dass Norwegen eine harte Gegnerin für jedes Team der
Welt wird. Das war ein sehr gutes Statement“, bilanzierte Coach Martin
Sjögren. Das galt allerdings nur für Teile der ersten Halbzeit. Vor der
Pause kippte das Spiel eindeutig zugunsten Frankreichs; vor allem Kristine
Minde blieb ein dauernder Risikofaktor gegen die dribbelstarke Kadidiatou
Diani. Einige krasse Ballverluste erleichterten den Französinnen die
Prozedur. Dabei ist das System der Gastgeberinnen im Grunde nicht allzu
schwer auszurechnen: Meist geht es über Kapitänin Amandine Henry auf die
Flügel, wo die Außenspielerinnen die Gegner mit ihrer Technik und
Geschwindigkeit einfach überrennen. Besonders elaboriert ist das nicht,
aber effektiv. Allein Diani hatte in der ersten Hälfte eine Handvoll
Chancen auf den Führungstreffer.
Unmittelbar nach der Pause erzielte Valérie Gauvin das längst überfällige
1:0. Das Spiel schien vorentschieden, da blockierte sich das Gastgeberteam
noch einmal selbst: Eine eigentliche harmlose norwegische Hereingabe schob
Wendie Renard unglücklich ins eigene Tor. Weil Frankreich auch weiterhin
beste Möglichkeiten nicht nutzte und Norwegen kämpfte, durfte das Team
glücklich sein, dass in der 72. Minute Ingrid Engen zwar den Ball spielte,
aber abrutschte und Marion Torrent am Bein traf. Das war ein etwas
kleinlicher Elfmeter. Eugénie Le Sommer verwandelte souverän zum 2:1. „Wir
hatten einen guten Plan und haben den Plan gut ausgeführt“, fand zumindest
Martin Sjögren am Schluss. „Wir hätten ein Unentschieden verdient gehabt.“
Dafür allerdings hatten die Norwegerinnen hinten zu viel Glück und vorn zu
wenig Ideen.
13 Jun 2019
## AUTOREN
Alina Schwermer
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