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# taz.de -- Umweltministerin und Onlinehandel: Retouren schreddern? Nein danke
> Online gekauft, zurückgeschickt und dann vernichtet – das will
> SPD-Umweltministerin Schulze Internethändlern per Gesetz erschweren.
Bild: Amazon-Lager in Rheinberg (Nordrhein-Westfalen)
Berlin dpa/taz | Um die Vernichtung neuwertiger, zurückgeschickter Waren im
Onlinehandel zu beschränken, will Umweltministerin Svenja Schulze (SPD)
noch im Juni eine Gesetzesänderung vorschlagen. Das kündigte ein Sprecher
am Mittwoch in Berlin an. „Es ist nicht so einfach, das Ausmaß solcher
Retourenvernichtungen festzustellen“, sagte er. „Gleichwohl müssen wir
sagen, ja, das gibt es.“ Beamte des Ministeriums hätten
Onlineversandhändler besucht und sich vor Ort ein Bild gemacht. Nun wolle
Schulze dem Gesetzgeber ermöglichen, Versandhändlern vorzuschreiben, was
sie mit Versandware tun dürften.
Unter anderem die Grünen fordern, es Versandhändlern wie Amazon oder Otto
zu verbieten, neuwertige zurückgeschickte Waren zu vernichten. Bereits am
Vortag hatte das Ministerium mitgeteilt, dass geprüft werde, Sachspenden
von der Umsatzsteuer zu befreien. Retourware müsse entweder weiterverkauft,
gespendet oder anders verwendet werden, sagte der Sprecher. Dass sie Abfall
werde und also im Schredder lande, müsse „die allerletzte Option sein“, sei
aber nicht immer auszuschließen.
[1][Wissenschaftler der Universität Bamberg haben ermittelt], dass die
Bundesbürger bei Bestellungen im Internet jedes sechste Paket wieder
zurückschicken. Im vergangenen Jahr sind das demnach 280 Millionen Pakete
und 487 Millionen Artikel gewesen. Bei Kleidung und Schuhen geht sogar fast
die Hälfte der Pakete zurück an den Absender. Nach Erkenntnis der Forscher
landen rund 4 Prozent der Artikel im Müll, 79 Prozent werden wieder als
Neuware verkauft, 13 Prozent als sogenannte B-Ware, also vergünstigt.
Währenddessen forderte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands
(vzbv), Klaus Müller, steuerliche Erleichterungen für Onlinehändler, die
retournierte Waren an gemeinnützige Organisationen spenden statt sie zu
vernichten. „Dass funktionsfähige und neuwertige Produkte systematisch
vernichtet werden, ist schwer erträglich“, sagte Müller der Düsseldorfer
„Rheinischen Post“.
Die zurückgegebenen Waren müssten anderweitig verwendet werden. „Dafür
müssen Anreize geschaffen werden. Zum Beispiel das Spenden von Produkten an
gemeinnützige Organisationen steuerlich zu erleichtern“, forderte Müller.
Für Produkte, die Internethändler wie Amazon kostenlos an
Hilfsorganisationen abgeben, müssen sie in Deutschland bisher den vollen
Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent zahlen. Wegen dieser Zusatzkosten ist der
Anreiz für viele Onlinehändler groß, schwer wiederverkäufliche Waren
einfach zu vernichten statt sie zu spenden.
„Das Problem hat seine Wurzel auch bei den großen Mengen von Produkten
zweifelhafter Qualität, die heute über Onlinemarktplätze vertrieben
werden“, sagte der vzbv-Chef. Verbraucher könnten mangelnde Qualität nur
schwer erkennen. „Wir brauchen eine striktere Kontrolle von
Produktsicherheit und Qualität“, betonte Müller. „Außerdem brauchen wir
langlebigere Produkte und eine bessere Verbraucherinformation über diese
Aspekte – und nicht zuletzt kann jede und jeder sich vor dem Kauf auch mal
fragen: Brauche ich das wirklich?“
12 Jun 2019
## LINKS
[1] http://www.retourenforschung.de/info-retourentacho2019-ausgewertet.html
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