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# taz.de -- Gastkommentar Kippa-Debatte: Im eigenen Namen sprechen
> Der Beauftragte der Bundesregierung ruft dazu auf, am Al-Kuds-Tag in
> Berlin Kippa zu tragen. Dabei können Juden durchaus für sich selbst
> sprechen.
Bild: Teilnehmer der Solidaritätskundgebung „Berlin trägt Kippa“ im April…
[1][Felix Klein], der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben
in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, hat den Juden in
Deutschland kürzlich empfohlen, aufgrund des wachsenden Antisemitismus die
Kippa in der Öffentlichkeit nicht zu tragen. Dafür gab es viel Kritik. Nun
ruft Klein dazu auf, an diesem Sonnabend an der Demonstration in Berlin
gegen den „Al-Kuds-Tag“ der Palästinenser teilzunehmen. Dabei sollten alle
die Kippa tragen – als Zeichen der Solidarität.
Im Kontext des [2][Al-Kuds-Tages] gibt es zweifellos antisemitische
Bedrohungen und Pöbeleien, vor allem in Orten mit hohen migrantischen
Anteilen; die Frage ist nur, welches Gewicht haben diese Vorfälle und mit
welcher Intensität finden sie statt im Gesamtkontext des Antisemitismus in
Deutschland?
Nach zuverlässigen Untersuchungen, etwa von der Recherche- und
Informationsstelle Antisemitismus (RIAS), herzlich wenig im Vergleich zu
der extremen Hetze seitens weißer Antisemiten in Internet-Foren, in
Fußballstadien, Wehrsport Einheiten, Nazikneipen und nicht zuletzt im
Alltag. Der Antisemitismus-Beauftragte ignoriert offenbar diese Gewichtung.
Weshalb brauchen wir überhaupt noch einen Beauftragten für Judentum und
Antisemitismus, einen nichtjüdischen Beschützer der Juden? Bricht hier
nicht doch, einerseits, eine geschichtliche Erinnerung an die Schutzjuden
des Souveräns vom Hochmittelalter bis zu Friedrich dem Großen durch? Und
andererseits die Rolle des Schtadlan, des jüdischen Fürsprechers am Hofe
des Fürsten, nur eben heute ein “verkehrter“, nichtjüdischer Fürsprecher,
der nicht versteht, dass Juden in diesem Land durchaus für sich selber
sprechen können?
Die Berufung eines nicht-jüdischen Antisemitismusbeauftragten ist, gerade
auch angesichts des zunächst nicht-jüdisch besetzten Expertenkreises
Antisemitismus des Bundestages, ein Beweis dafür, dass der deutsche Staat
nach wie vor Juden und Jüdinnen als Fremdkörper denkt. Diese neue
Kippah-Debatte ist ein weiterer Beweis für die verkorkste
Doppelkonstruktion eines Beauftragten für jüdisches Leben und
Antisemitismus, die schleunigst wieder abgeschafft gehört.
1 Jun 2019
## LINKS
[1] /Antisemitismusbeauftragter-in-der-Kritik/!5597870
[2] /Al-Kuds-Tag-Berlin/!5597136
## AUTOREN
Michal Bodemann
## TAGS
Kippa
Antisemitismus
europäische Juden
Antisemitismus
Al-Quds-Tag
Antisemitismusbeauftragter
Antisemitismus
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