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# taz.de -- Studie zum Urlaubsgeld: Jeder Zweite geht leer aus
> Nur etwa die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland bekommt Urlaubsgeld,
> zeigt eine neue Studie. Dabei gehen Frauen häufiger leer aus als Männer.
Bild: Statistisch bessere Chancen auf einen Zuschuss haben: Wessis und Männer
Düsseldorf dpa | Nur knapp jeder zweite Beschäftigte in Deutschland erhält
Urlaubsgeld. Und die Chancen darauf sind alles andere als gleich verteilt:
Frauen gehen öfter leer aus als Männer. Beschäftigte im Westen haben
größere Chancen darauf als Arbeitnehmer im Osten. Und auch die Größe des
Betriebs und die Frage der Tarifbindung spielen eine entscheidende Rolle,
wie das WSI-Tarifarchiv der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am
Dienstag auf Grundlage einer Online-Befragung von mehr als 123000
Beschäftigten mitteilte.
Die größten Chancen, ein Urlaubsgeld zu erhalten, haben nach Angaben des
Leiters des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten, Beschäftigte in
tarifgebundenen Unternehmen. Rund 69 Prozent von ihnen erhalten der Umfrage
zufolge einen Gehaltszuschuss für die schönsten Wochen des Jahres. Zum
Vergleich: Bei den Beschäftigten, für die kein Tarifvertrag gilt, sind es
lediglich 36 Prozent.
Durchschnittlich können 50 Prozent der Männer, aber nur 41 Prozent der
Frauen mit Urlaubsgeld rechnen. Hier komme zum Tragen, dass in den Berufen
mit einem hohen Männeranteil – etwa bei Ingenieurberufen und bei anderen
technischen Tätigkeiten – überdurchschnittlich häufig Urlaubsgeld gezahlt
werde, berichtete Schulten. In Berufen mit hohem Frauenanteil – etwa im
Sozial- und Gesundheitsbereich – sei dies deutlich seltener der Fall.
Auch die Region, in der man arbeitet, spielt eine große Rolle. Während im
Westen fast die Hälfte (49 Prozent) der Beschäftigen einen Zuschuss zur
Urlaubskasse bekommt, ist das in den ostdeutschen Bundesländern nur bei gut
einem Drittel der Arbeitnehmer (35 Prozent) der Fall. Hier wirke sich die
geringe Tarifbindung der Unternehmen in Ostdeutschland spürbar zulasten der
Beschäftigen aus, sagte Schulten.
Die Größe der Betriebe wirkt sich ebenfalls aus. Von den Arbeitnehmern in
Kleinbetrieben mit weniger als 100 Beschäftigten erhalten laut WSI nur 37
Prozent Urlaubsgeld. In größeren Betrieben mit über 500 Mitarbeitern steigt
der Anteil auf 61 Prozent.
## Kein gesetzlicher Anspruch
Die Höhe des Urlaubsgeldes schwankt stark je nach Branche – zwischen 155
und 2.450 Euro in der mittleren Vergütungsgruppe. Am wenigsten Geld für die
Urlaubskasse bekommen Beschäftigte in der Landwirtschaft und im Hotel- und
Gaststättengewerbe. Über sehr hohe Zahlungen können sich dagegen
Arbeitnehmer etwa in der Holz- und Kunststoffverarbeitung, in der
Metallindustrie und im Versicherungsgewerbe freuen. Im Öffentlichen Dienst
gibt es kein gesondertes Urlaubsgeld. Es wird mit dem Weihnachtsgeld zu
einer einheitlichen Jahressonderzahlung zusammengefasst.
Einen gesetzlichen Anspruch auf den Zuschuss für die Urlaubskasse gibt es
nicht. Die Sonderzahlungen können vom Arbeitgeber freiwillig geleistet
werden oder tariflich vereinbart sein.
In 11 von 22 untersuchten Branchen konnten sich die Beschäftigen zuletzt
über eine Erhöhung des Urlaubsgeldes gegenüber dem Vorjahr freuen. Die
Anhebungen schwankten laut WSI in den meisten Branchen zwischen 1,0 und 8,7
Prozent. Besonders kräftig fiel die Erhöhung in der chemischen Industrie
aus, wo das Urlaubsgeld nahezu verdoppelt wurde.
28 May 2019
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Hans-Böckler-Stiftung
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Mindestlohn
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