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# taz.de -- Berliner Taxiprotest: „Scheuer-Wehr“ gegen Uber
> Berliner Taxifahrende protestieren am Donnerstag wieder gegen die
> Verkehrspolitik von Minister Scheuer und Senatorin Günther.
Bild: Die Taxi-Rotwesten von Berlin, hier beim Protest im April
Schon von Weitem hört man am Donnerstagmittag die rhythmischen Rufe aus dem
Köllnischen Park: „Uber raus, Uber raus!“ Etwa 500 Taxifahrende haben sich
vor der Verkehrsverwaltung in Mitte versammelt, um gegen die
Liberalisierungspläne von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und
für mehr Engagement der Verkehrssenatorin Regine Günther (für Grüne) zu
protestieren. „Frau Günther, machen Sie Ihre Arbeit!“, steht auf einem
Schild und auf den roten Westen, die einige Fahrer*innen tragen:
„Scheuer-Wehr“.
Özcan Özbek und Hermann Fischer tragen heute keine Westen, sondern was
männlichen Taxifahrern am besten steht: ärmelloses Karohemd,
Silberkettchen. Die beiden Mittfünfziger sind schon lange im Geschäft und
empört über die neue Konkurrenz von Uber und Co. „Am meisten leiden bei
denen doch die Fahrgäste“, meint Fischer. „Es kann doch nicht sein, dass
man bei großer Nachfrage – zum Beispiel an Silvester – das Fünffache
bezahlt. Unsere Taxameter werden jedes Jahr geeicht und man bezahlt immer
denselben Preis.“
Viele Berliner Unternehmen würden genau aus diesem Grund keine
Uber-Rechnungen für Dienstfahrten akzeptieren, sagt Özbek: „Eine Frau hat
mir mal erzählt, dass sie mit Uber für die exakt selbe Strecke zum
Flughafen einmal 32, beim zweiten Mal 36 und schließlich 60 Euro bezahlt
hat.“
Der eigentliche Stein des Anstoßes sind aber die Interessen der
Taxifahrenden selbst. Denn die von Uber und anderen Anbietern genutzten
Mietwagen müssen bisher nach jeder Fahrt zur Basis zurückkehren, wenn sie
keinen neuen Auftrag haben. Taxifahrende wie Özbek und Fischer hingegen
dürfen überall in der Stadt auf Kundschaft warten oder nach Fahrgästen
suchen – einziger Vorteil der Kleinunternehmer*innen gegenüber
Multinationalen wie Uber.
Dass der Scheuer-Andi ihnen nun auch noch diesen Vorteil nehmen möchte und
Senatorin Günther diese Rückkehrpflicht von Uber-Wagen nicht ausreichend
über das Landesordnungsamt durchsetzt, politisiert das Berliner Taxigewerbe
heftig. Schon im April hatten die Taxler*innen mit einem 5.000-Wagen
Protestkorso gezeigt, dass sie den Berliner Verkehr zum Erliegen bringen
können.
Natürlich stellt sich die Frage, ob es in Zeiten des Klimawandels in einer
Stadt mit gutem öffentlichem Nahverkehr und besser werdenden Fahrradwegen
zukünftig überhaupt Auto- und Taxiverkehr zur Personenbeförderung braucht.
Wenn mensch aber zu betrunken für den Nachtbus, in den Wehen oder
anderweitig eingeschränkt ist, beruhigt es, an geprüft-ortskundige
Chaffeure wie Özcan Özbek und Hermann Fischer zu geraten. Sie fahren gut
versichert, zu staatlich regulierten Festpreisen.
7 Jun 2019
## AUTOREN
Stefan Hunglinger
## TAGS
Taxi
Verkehr
Andreas Scheuer
Regine Günther
Uber
Öffentlicher Nahverkehr
Regine Günther
Taxi
Mobilitätsgesetz
Uber
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