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# taz.de -- Angebliche Verbindungen zu Russland: Antifa-Gruppen wehren sich
> Russland soll zwei Berliner Antifagruppen unterstützen, berichteten
> mehrere Medien. Eine seltsam klingende Behauptung – und offenbar völlig
> haltlos.
Bild: Podiumsdiskussion der Antifa Westberlin
Berlin taz | Russische Beeinflussung des Europawahlkampfs ist ein heißes
Thema – so heiß, dass in der Berichterstattung darüber offenbar auch mal
übers Ziel hinaus geschossen wird. Die New York Times berichtete am
vergangenen Sonntag [1][in einem Artikel zu diesem Thema], dass auch zwei
Berliner Antifagruppen sich einen Server mit Hackern der russischen
Regierung teilten. Deutsche Medien drehten diese Information noch etwas
weiter: Russland unterstütze „offenbar auch linke Kräfte“, schrieb etwa
Spiegel Online, um ein paar Sätze weiter festzustellen: [2][„Bemerkenswert:
Erst kürzlich riefen beide Seiten zu einer Anti-AfD-Demonstration auf.“]
Kreml-Unterstützung für die Antifa West Berlin und die North-East
Antifascists (NEA), zwei Berliner Kiez-Antifagruppen mit überschaubarer
Größe und Einfluss? Eine seltsam klingende Behauptung. In einer [3][am
Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung] verwehren sich die
beiden Gruppen gegen diese Unterstellung. „Wir widersprechen ganz
entschieden den Medienberichten, die über unsere vermeintliche Nähe zur
russischen Regierung berichtet haben“, heißt es dort.
„Mit einer solchen Berichterstattung wird ein Narrativ verbreitet, in dem
linke und rechte Kräfte als diffuser, komplizenhafter Feind der
bürgerlichen Gesellschaft auftreten“, schreiben die Gruppen weiter. Keins
der deutschen Medien, die über den Fall berichteten, habe die vorher
Kontakt zu ihnen aufgenommen.
Grundlage der Mutmaßungen ist die Tatsache, dass beide Gruppen für ihre
Webseiten einen Server nutzen, der 2016 auch von russischen Hackern genutzt
worden sein soll. Wie [4][die auf Fact-Checking spezialisierte Journalistin
Karolin Schwarz berichtet], liegen dort allerdings mehr als 130 weitere
Internetseiten. Die beiden Gruppen haben ihre Domain außerdem bereits 2013
beziehungsweise 2015 registriert.
## Falschinformationen über Falschinformationen
Die Vorwürfe sind also offenbar technisch kaum begründbar. Inhaltlich
absurd sind sie allemal, für eine Zusammenarbeit zwischen den beiden
Gruppen und der russischen Regierung gibt es nicht den kleinsten Hinweis –
und dass Antifa-Gruppen zu einer Demonstration gegen die AfD aufrufen, ist
wohl kaum bemerkenswert. Watson.de hatte zwischenzeitlich sogar berichtet,
die beiden Gruppen hätten von dem Server aus „Falschinformationen zur
Europawahl“ verbreitet – eine Behauptung, die aus der Berichterstattung der
New York Times nicht hervorgeht und inzwischen zurück genommen wurde.
„Ja, wir wollen die kommenden EU-Wahlen beeinflussen, vor allem zu
Ungunsten der AfD und anderer Parteien, die sich (…) für die Festung Europa
einsetzen“, heißt es in der Erklärung von Antifa Westberlin und NEA zum
Schluss. Für ihre nächsten Aktivitäten – eine Demo zum Ort der
AfD-Wahlparty oder ein Tresen mit Küfa (Küche für alle) und Tischtennis –
werden sie wohl kaum auf die Unterstützung der russischen Regierung zurück
greifen müssen.
16 May 2019
## LINKS
[1] https://www.nytimes.com/2019/05/12/world/europe/russian-propaganda-influenc…
[2] https://www.spiegel.de/politik/ausland/russland-mischt-sich-offenbar-vermeh…
[3] http://antifa-westberlin.org/1101/
[4] https://twitter.com/raeuberhose/status/1127826330702237697
## AUTOREN
Malene Gürgen
## TAGS
Schwerpunkt Europawahl
Desinformation
Russland
Berlin
Schwerpunkt Antifa
Fake News
EU-Politik
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