# taz.de -- Suizid des peruanischen Ex-Präsidenten: Lieber sterben als Festnah… | |
> Wegen Korruption wird gegen den ehemaligen peruanischen Präsidenten | |
> García ermittelt. Als der Haftbefehl kam, gab er sich einen Kopfschuss. | |
Bild: Alan Garcia's Sarg in der Parteizentrale | |
Perus ehemaliger Präsident Alan García ist tot. Am Mittwoch hatte sich der | |
69-Jährige durch Suizid seiner Festnahme entzogen. Wenige Stunden nach der | |
Einlieferung in ein Krankenhaus starb er an den Folgen eines selbst | |
verursachten Kopfschusses, gab sein Rechtsanwalt Erasmo Reyna bekannt. Der | |
Mitte-Links-Politiker war in den Jahren 1985–1990 und 2006–2011 zweimal | |
Perus Staatsoberhaupt. Die Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer | |
an. | |
Am Sonntag war bekannt geworden, dass die brasilianische Baufirma Odebrecht | |
einen engen Mitarbeiter Garcías während dessen zweiter Amtszeit mit | |
mindestens vier Millionen Dollar geschmiert hatte, um den Zuschlag für den | |
Bau einer U-Bahnlinie zu erhalten. Zwar beteuerte García noch am Dienstag | |
seine Unschuld. „Meine Name wird in diesem Zusammenhang nicht erwähnt“ | |
sagte er. Am Mittwoch erließ die Justiz dennoch einen Haftbefehl für eine | |
zehntägige Untersuchungshaft. | |
Die Ermittlungen gegen García reihen sich ein in einen endlosen Skandal um | |
die brasilianische Baufirma Odebrecht. Von 2001 bis 2015 soll Odebrecht | |
rund 790 Millionen US-Dollar Schmiergelder an Politiker und deren | |
Strohmänner in mindestens zehn lateinamerikanischen Ländern gezahlt haben. | |
Diese Summe nannte ein New Yorker Gericht, das gegen den Bauriesen | |
ermittelte. Von der dreistelligen Millionensumme sollen 29 Millionen Dollar | |
nach Peru geflossen sein. Erst vor wenigen Monaten hatte sich Odebrecht mit | |
den peruanischen Behörden auf die Zahlung einer Geldstrafe sowie die | |
Übergabe von Informationen und Dokumenten für weitere Ermittlungen | |
geeinigt. | |
Schon lange wird auch gegen die drei peruanischen Ex-Präsidenten Pedro | |
Pablo Kuczynski (2016–2018), Ollanta Humala (2011-2016) und Alejandro | |
Toledo (2001–2006) ermittelt. Pedro Pablo Kuczynski war Mittwoch | |
vergangener Woche festgenommen worden und sitzt eine zehntägige | |
Untersuchungshaft ab. Dem 80-Jährigen wird unter anderem vorgeworfen, als | |
Wirtschafts- und Finanzminister unter Toledo sowie später als dessen | |
Premierminister Odebrecht-Dollars gewaschen zu haben. Dem Präsidenten | |
drohte eine Amtsenthebung, doch Kuczynski kam dem Verfahren im März 2018 | |
mit einem Rücktritt zuvor. Kuczynskis Amtsvorgänger Ollanta Humala musste | |
bereits im Juli 2017 wegen Korruptionsvorwürfen eine 18-monatige | |
Untersuchungshaft antreten und wartet gegenwärtig auf seinen Prozess. | |
Dagegen tauchte Alejandro Toledo 2017 in den USA unter. Im peruanischen | |
Auslieferungsgesuch an die US-Justiz wird er beschuldigt, von Odebrecht 36 | |
Millionen Dollar erhalten zu haben – im Gegenzug sollte er den Bau einer | |
Autobahn genehmigen. | |
## Der Sumpf der Korruption ist tief | |
Die Namen der Ex-Präsidenten ragen jedoch nur als die Spitzen eines | |
Eisberges aus Korruption hervor. Der Skandal dehnt sich bis in die unteren | |
Beamtenränge und aus, und betrifft auch die politische Opposition. So sitzt | |
Keiko Fujimori, die ehemalige Präsidentschaftskandidatin und Tochter des | |
früheren Präsidenten Alberto Fujimori mit einer kurzen Unterbrechung seit | |
Oktober 2018 in Untersuchungshaft. Keiko Fujimori wird vorgeworfen, 2011 | |
für ihre Wahlkampagne über eine Million Dollar von Odebrecht erhalten zu | |
haben. | |
Odebrecht, dessen Name auf deutsche Einwanderer zurückgeht, baute alles, | |
was groß und riesig ist, wie Autobahnen, Staudämme, Sportstätten, Brücken, | |
Pipelines und Bahnhöfe nicht nur in Mittel- und Südamerika sondern auch in | |
Afrika. Dabei hatte Odebrecht bei den Auftragsvergaben kräftig und | |
systematisch nachgeholfen. Dafür hatte der Konzern eigens eine Abteilung | |
eingerichtet, die nahezu sämtliche Zuwendungen und Überweisungen auch an | |
Decknamen oder Strohfiguren verwaltete. | |
Im Juni 2015 wurde der Firmeninhaber Marcelo Odebrecht verhaftet. Die | |
brasilianische Justiz verurteilte ihn im März 2016 zu 19 Jahren und vier | |
Monaten Gefängnis. Wegen seiner Zusammenarbeit mit den Justizbehörden wurde | |
das Strafmaß auf zehn Jahre reduziert, die der Firmenchef seit Dezember | |
2017 im Hausarrest absitzt. | |
18 Apr 2019 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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