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# taz.de -- Ruhrgebietsderby in der Bundesliga: Der Traum ist aus
> Mit 2:4 plus zwei roten Karten verliert Borussia Dortmund das Derby gegen
> Schalke 04. Die Meisterschaft dürfte gelaufen sein.
Bild: Trost vom Nachbarn: Schalkes Sebastian Rudy päppelt Dortmunds Abdou Dial…
Marco Reus hat in dieser Saison viele helle Momente erlebt. Es sprach für
den Dortmunder Kapitän, dass er auch am Samstagnachmittag nicht einfach
durch den Hinterausgang verschwand. Zwar dauerte es eine Weile, ehe der
29-Jährige nach dem 2:4 des [1][BVB] gegen [2][Schalke 04] vor Journalisten
erschien. Doch dann bekannte er mit matter Stimme: „Durch meine Rote Karte
wurde es natürlich schwierig.“
Vor drei Wochen, nach dem desaströsen 0:5 bei den Bayern hatte der
gebürtige Dortmunder von seinen Kollegen mehr Charakter eingefordert. Gegen
den großen Rivalen aus der Nachbarschaft fuhren die Schwarz-Gelben nun auch
das zweite emotionale Highlight innerhalb kurzer Zeit gegen die Wand. Dabei
führte gegen Schalke auch Reus nur ein Schattendasein – und erwies den fast
ängstlichen Gastgebern mit seinem Platzverweis nach einer Stunde zudem
einen Bärendienst.
Für den Nationalspieler war es das erste glatte Rot in der Bundesliga. Fünf
Minuten später folgte ihm Außenverteidiger Marius Wolf, wie Reus nach einem
Foul an S04-Mann Suat Serdar. Und der dramatische Nachmittag nahm für die
Borussia endgültig seinen Lauf. Kaum war Wolf im Stadioninneren
verschwunden, sangen die Schalker Fans zur Melodie von „Pippi Langstrumpf“
und beim Stand von 1:3 hämisch: „Wer wird Deutscher Meister? Borussia BVB!“
Das Duell Dortmund vs. München um den Meistertitel war in dem Moment
gefühlt entschieden, BVB-Trainer Lucien Favre bestätigte das: „Der Titel
ist gespielt.“
Dem Fußballlehrer aus der Schweiz machte der Schwall an aufregenden Szenen
am meisten zu schaffen. „Das ist sehr, sehr schwer zu verdauen“, ließ der
61-Jährige kurz nach Abpfiff eine Langzeitwirkung des verlorenen Derbys
erahnen. Tief in seinem Gerechtigkeitssinn getroffen, merkte der BVB-Coach
zum Beispiel an, dass Jadon Sancho – der einzige wirklich mutige
Feldspieler der Borussen – unmittelbar nach seiner traumhaften
Lupfer-Vorlage zu Mario Götzes 1:0 von einem Gegenstand aus der Schalker
Fankurve an der Schläfe getroffen worden war. Und deshalb gerade behandelt
werden musste, als das passierte, was Favre durch die Decke gehen ließ:
eine Elfmeterentscheidung.
## Videobeweis unter Regenschirm
Nicht einmal die Spieler in Blau-Weiß reagierten, als ihr Angreifer Breel
Embolo BVB-Innenverteidiger Julian Weigl drei Minuten nach Götzes
Führungstor im Strafraum aus kürzester Entfernung an den ausgestreckten Arm
schoss. Wohl aber die Videoschiedsrichter in Köln. Auf deren Hinweis hin
begutachtete Referee Felix Zwayer – im Gegensatz zu Sancho durch einen
schwarzen Regenschirm vor möglichen Wurfgeschossen geschützt – die
fragliche Szene am Spielfeldrand und entschied dann auf Strafstoß.
Regelkonform. Den nutzte Schalkes Daniel Caligiuri zum 1:1.
Favre hingegen kanzelte die durchaus diskutable Hand-Regel als „größten
Skandal in der Geschichte des Fußballs“ ab. Dazu trieb in den
Schlussminuten auch noch das Aprilwetter seinen Schabernack mit den
Dortmundern: Wenige Sekunden, bevor Axel Witsel im Neun-gegen-Elf-Duell des
BVB mit dem 2:3 noch einmal Hoffnung aufflammen ließ, ging ein
westfälischer Sturzregen über dem Stadion nieder. Und als Embolo die
Favre-Elf mit dem finalen Treffer kurz darauf endgültig zu Fall brachte,
schien wieder frech die Sonne. Königsblau beinah.
Am 12. Mai 2007 hatte der BVB die königsblauen Meisterträume mit einem
2:0-Triumph am vorletzten Spieltag zerstört. Sebastian Kehl verbrachte den
Samstagnachmittag damals auf der Dortmunder Reservebank, die Schalker
Revanche erlebte er nun als Lizenzspielerchef des BVB. „Eine
Derby-Niederlage ist immer sehr bitter, heute noch ein Stück weit mehr. Das
tut sehr, sehr weh“, kommentierte der 39-Jährige und meinte mit leerem
Blick: „Das war ein sehr emotionales Spiel, das muss ich erst mal
einordnen.“
Nach Lage der Dinge werden die Dortmunder den 27. April 2019 demnächst als
den Tag der verschleuderten Meisterschaft einordnen.
28 Apr 2019
## LINKS
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## AUTOREN
Andreas Morbach
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