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# taz.de -- Schalke-BVB-Derby in der Bundesliga: Einfach spielen
> Dortmunds 2:1-Sieg im Derby zeigt: In dieser Saison ist der Titel für den
> BVB drin. Schalke hingegen sieht sich schon im Abstiegskampf.
Bild: Jadon Sancho (r.) macht den Siegtreffer
Herne-West taz | Jadon Sancho hatte eine Viertelstunde vor Schluss zum 2:1
getroffen, er hatte dem BVB nach zuvor fünf sieglosen Derbys endlich wieder
zu einem Triumph gegen den großen Rivalen verholfen, der folgende Jubel war
aber alles andere als euphorisch.
Die Großmutter des jungen Engländers ist vorige Woche gestorben, am Freitag
war der Fußballer in London, um mit der Familie zu trauern. „War eine harte
Woche für mich persönlich, ich widme das Tor meiner Oma. Ich liebe dich für
immer. Ich weiß, du lächelst herunter zu mir, ich sehe dich bald, mein
Engel“, schrieb Sancho am Abend auf Instagram und bedankte sich für „so
viel Unterstützung von den Jungs und vom Staff“. Kapitän Marco Reus sagte:
„Großer Respekt an Jadon, dass er die Mentalität und das Selbstvertrauen
hat, trotzdem weiterzumachen.“
Wer diese Dortmunder beobachtete, wie sie den traurig-fröhlichen Torjubel
mit Sancho zelebrierten, wie sie übereinander sprachen, wie sie in der
Kabine „Derbysieger, Derbysieger“ sangen, kam kaum an dem kitschigen Bild
von den elf Freunden vorbei, das natürlich auch in diesem Fall nicht
wirklich passt.
Allerdings gibt es Fußballteams, die sich untereinander schlechter
verstehen. Und über den BVB lässt sich nicht erst seit diesem Derby sagen:
Diese Jungs mögen sich einfach. Neben der fußballerischen Brillanz, der
klugen Führung durch Trainer Lucien Favre und den Problemen der Konkurrenz
untermauert auch das Binnenklima die Favoritenrolle dieses BVB auf den
Meistertitel. „Es ist eine Menge drin in dieser Saison, da brauchen wir gar
nicht drumherum zu reden“, sagte Marco Reus.
Natürlich wollen sie die Meisterschaft gewinnen, eine günstigere
Gelegenheit wird vermutlich so schnell nicht kommen. In diesem Herbst, wo
die Spiele nicht mehr ganz so einfach gewonnen werden, sind
Gemeinschaftssinn und Widerstandskraft zu prägenden Elementen des Teams
geworden. „Wenn wir wie in den letzten Spielen viel Ballbesitz haben und
der Gegner recht tief steht, machen wir im Moment ein bisschen zu wenig
draus“, sagte Roman Bürki, aber sie gewinnen eben trotzdem.
## Bei Schalke fehlen die Stürmer
„Es war nicht so schön, es war ein Derby mit viel Intensität und vielen
Zweikämpfen“, sagte Thomas Delaney. Die Dortmunder habe sich darauf
eingelassen, sie haben auch die Phase nach Daniel Caligiuris Elfmetertor
zum 1:1, in der das Spiel zu kippen drohte, überstanden. „Die Mannschaft
hat sehr gut reagiert nach dem Ausgleich, sie hat weiter Fußball gespielt“,
freute sich Trainer Favre, während sein Schalker Kollege Domenico Tedesco
die Leistung seines Teams nur mit Einschränkung gut fand: „Was schlicht
fehlt, ist die Durchschlagskraft.“
Mit Guido Burgstaller, der sich nach 36 Minuten verletzt auswechseln lassen
musste, droht nach Breel Embolo, Mark Uth, Steven und Franco Di Santo der
nächste Stürmer auszufallen. „Wenn man bei Dortmund die ersten vier Stürmer
wegnimmt, bleibt auch nicht so viel übrig“, sagte Tedesco. Mindestens
ebenso viel Einfluss auf den Ausgang des Spiels hatten aber die groben
Fehler vor den Gegentoren. Delaneys Kopfballtreffer nach einem
Reus-Freistoß war genauso zu verhindern wie Sanchos Siegtor, als Alessandro
Schöpf zwei mal die Chance hatte, den Dortmunder zu stoppen, zunächst aber
den falschen Weg zustellte und dann nicht motiviert genug war, um energisch
nachzusetzen.
„Gruppentaktisch war das nicht, was wir können und was wir zeigen möchten�…
monierte Tedesco, dessen Vorgesetzter Christan Heidel nun den Abstiegskampf
ausgerufen hat: „Wir befinden uns momentan in diesem Bereich, ja“, sagte
der Sportvorstand. Der BVB kann am kommenden Wochenende gegen Werder Bremen
Herbstmeister werden, die Schalker müssen zu einem Kellerduell nach
Augsburg reisen. Ganz ohne die zusätzliche Energie, die sie im vorigen Jahr
aus den Derbys gezogen haben.
9 Dec 2018
## AUTOREN
Daniel Theweleit
## TAGS
Schwerpunkt Sport trotz Corona
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