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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Über PolitikerInnen mit Querulanzhintergrund, akademische Raucherbanden
> und eine moralisierende Merkel. Außerdem: Mel Gibson.
Bild: Dengelt mit dem Dienstfahrrad gegen jede Leitplanke: Boris Palmer
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Beinahe dröhnende Abwesenheit Kanzlerin Merkels von
der politischen Bühne.
Und was wird besser in dieser?
Wer vor der Europawahl nicht da ist, kann hinterher nicht schuld sein.
[1][Heiko Maas kämpft an der Seite von Angelina Jolie] gegen sexuelle
Gewalt, bei ihrer UN-Resolution mussten die beiden dann aber den
Christen-Fundis entgegenkommen. Hätte Mel Gibson mitmachen müssen?
Bei Gibson steht, um im Genre zu bleiben, eine Latte homophober,
fremdenfeindlicher und antisemitischer Schübe zu Buche. Der hätte der
gerechten Sache noch mehr schaden können als der diplomatische
Tarnkappensatz, es gehe hier auch um die „sexuelle und reproduktive
Gesundheit“ der vergewaltigten Opfer. Maas opferte diese Anspielung auf die
Frage, was mit Schwangerschaften sei, die aus Kriegsverbrechen entstehen.
Nachdem US-Diplomaten mit Veto gedroht hatten, sich für eine ältere,
schwammige Resolution gefeiert und den Internationalen Strafgerichtshof
weiterhin nicht anerkennen. Maas’ Allstar-Team erlitt eine kleidsame
Niederlage, man kann auch weniger aus einem Vorsitz im Sicherheitsrat
machen.
[2][Boris Palmer] hat sich auf Facebook über zu viele DB-Testimonials mit
Migrationshintergrund beschwert. Nach dem obligatorischen Shitstorm hat er
seinen Facebook-Account nun vorerst stillgelegt. Wer tritt an seine Stelle?
Vielleicht ist das erblich. Palmer hat einen deftigen Querulanzhintergrund,
Vater Helmut trat erfolglos bei gut 250 Bürgermeisterwahlen in
Baden-Württemberg an und erwarb sich den Ruch eines „Rebell vom Remstal“.
Oft mit dem offenbar dynastischen Claim „Palmer statt Parteien“. Sohn Boris
scheiterte in Stuttgart, reüssierte in Tübingen und dengelt mit dem
Dienstfahrrad gegen jede Leitplanke, die er sich selbst vorher hinstellt:
„Der shitstorm wird nicht vermeidbar sein“, hoffte sein Post im ersten
Satz. Palmer jun. war produktiv für die Grünen, solange er seinen
Stattfinderismus für ihre politischen Ziele einsetzte und nachwies, dass
Volkstribun auch auf Öko geht. Inzwischen erringt seine Lust am Heldentum
auch in dieser Höhe verdiente Siege gegen seine Vernunft. Zu ihrer Frage:
Es gibt einen Enkel.
[3][Raucher bekommen an japanischen Unis in Zukunft keine Jobs mehr]. Die
Dänen wollen Raucherpausen sogar im Homeoffice verbieten. In welchem Land
können wir in Zukunft noch in Ruhe rauchen?
Das steht auf der Kippe: Einige japanische Unis haben Rauchergettos wieder
eingerichtet, nachdem Anwohner sich über akademische Raucherbanden auf den
Straßen und Vermüllung durch Kippen beschwert hatten. Im dänischen
Nordjütland geht es eher ums Geld: dienstliche Pausen, Autofahrten oder
eben Heimarbeit ungenutzt verrauchen und also teuer. Schwedens strenge
Alkohol-Prohibition macht europäische Nachbarländer zu trinktouristischen
Zielen; bald wirbt Italien: „Der Vesuv und du – komm rauchen.“
[4][Der nordkoreanische Diktator Kim hat den russischen Präsidenten Putin
in Wladiwostok getroffen]. Kim hat den Besuch leider vorzeitig abgebrochen,
zu einem Besuch im Delfinarium kam es nicht mehr. Das ist dann wohl ein
nordkoreanischer Abgang?
Missverständnis. Kim dachte, Putin und er würden noch ’ne Runde flippern.
Vom Spitzenkandidaten der Europäischen Volkspartei, [5][Manfred Weber], hat
gerade mal ein Viertel der Deutschen gehört. Die anderen Kandidat*innen für
die Europawahl können sich noch weniger merken. Hätten Sie ein paar
Eselsbrücken für uns?
Das traditionelle „Hast du noch ’n Opa, schick ihn nach Europa“ wurde in
Deutschland schon aufgeweicht, als nach der Wiedervereinigung galt „Haste
noch wen über, musser rüber“. Vogel, Biedenkopf, Fuchs, Späth und viele
mehr wurden gen Osten entsorgt. Die Grünen weisen mit Attac-Gründer Giegold
und Ska Keller europäische Urinsassen auf, die schon ein bisschen
Promi-Patina mitbringen. Bei FDP und SPD schimmert das alte Kalkül noch
eher durch: „Allzweckwaffe“ Barley mit britischem Vater und die ehemalige
Europaministerin Beer kann man leidlich begründen und jedenfalls stören sie
die Jungs in Berlin jetzt nicht mehr. Etwas beliebiger die Linken Demirel
und Schirdewan, sie waren wohl bei „drei“ nicht auf dem Baum, an den die
AfD vorsichtshalber ihren Meuthen nagelt: Hier im Ruhrgebiet hängen die
AfD-Plakate so hoch, als gäb’s beim Aldi Leitern billig. Meuthen strebt in
ein Parlament, dass er abschaffen will; Weber in ein Parlament, an dem er
vorbeiregieren kann.
[6][Deutsche Bank und Commerzbank fusionieren nicht]. Die
Verkupplungsversuche von Finanzminister Olaf Scholz sind gescheitert? Was
wird sein nächstes Projekt?
Die Fusion wurde so einhellig von Bankern, Finanzgurus, Gewerkschaften,
Lobbyisten abgelehnt, dass man versucht ist zu vermuten: Scholz hatte
recht.
[7][Neulich noch aß Angela Merkel mit Pralinenproduzent Petro Poroschenko
zu Mittag]. Nun könnte sie seinen Nachfolger, den Komiker Wolodimir
Selenski einladen. In welche Richtung zeigen die Mundwinkel der Kanzlerin?
Bei Poroschenko war’s eher Schokoladenüberzug – Autozulieferung, Schiffbau,
Rüstung und Fernsehsender gehören dem Oligarchen. Selenski besteht einfach
aus Überzug. Merkel wird bewährt monalisieren.
Und was machen die Borussen?
Gute Nachricht: Die Performance des Schiedsrichters beim Debakel des BVB
gegen Schalke lässt hoffen, dass Uli Hoeneß sein Geld nicht mehr
ausschließlich in windige Börsengeschäfte setzt.
Fragen mord, pwe
28 Apr 2019
## LINKS
[1] /Resolution-des-UN-Sicherheitsrates/!5590482
[2] /Kommentar-Tuebinger-OB-Boris-Palmer/!5587804
[3] /Neue-Anti-Raucher-Regeln/!5587965
[4] /Wladimir-Putin-trifft-Kim-Jong-Un/!5590694
[5] /Deutscher-Spitzenkandidat-der-EVP/!5590496
[6] /Kommentar-Deutsche-Bank/!5587873
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Friedrich Küppersbusch
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