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# taz.de -- Nach Monsanto-Übernahme: Anleger verlieren Vertrauen in Bayer
> Vor der Aktionärsversammlung des Konzerns ist die Stimmung aufgekratzt.
> Die Kosten der Glyphosat-Klagen in den USA könnten ansteigen.
Bild: Eine Pille gegen
Berlin taz | Am Tag vor der mit Spannung erwarteten Hauptversammlung musste
die Bayer AG eine weitere Hiobsbotschaft präsentieren. Die Zahl der Klagen
wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des von der neuen US-Tochter
Monsanto entwickelten Herbizids Glyphosat steigt weiter stark an: Bis zum
Stichtag 11. April sah sich Bayer laut den am Donnerstag präsentierten
Quartalszahlen in den USA mit rund 13.400 Klägern konfrontiert.
Zuletzt waren es mehr als 11.200. Glyphosat ist der weltweit meistverkaufte
Pestizidwirkstoff und ein Symbol für die chemiegetriebene Landwirtschaft.
Bayer hat den Hersteller Monsanto im Sommer für rund 63 Milliarden Dollar
übernommen.
Seitdem hat das Image des Leverkusener Konzerns nicht nur bei
Umweltschützern stark gelitten. Auch bei den Aktionären wächst der Unmut.
So werden an diesem Freitag beim Aktionärstreffen nicht nur heftige
Proteste vor dem Versammlungsort in Bonn, sondern auch intern heftige
Kritik an der Strategie des Vorstands erwartet. Der Wert des DAX-Konzerns
hat sich seit der Ankündigung der Monsanto-Übernahme vor drei Jahren
halbiert, der Kurs liegt mit aktuell rund 62 Euro so niedrig wie seit
sieben Jahren nicht mehr.
Nachdem Bayer im ersten Prozess im August vergangenen Jahres zunächst zu
289 Millionen Dollar Schadenersatz für einen an Krebs erkrankten Anwender
des Herbizids verurteilt wurde, sackte die Aktie um fast ein Fünftel ab.
Eine Richterin reduzierte die Summe später auf 78,5 Millionen Dollar, am
Mittwoch beantragte Monsanto, das Urteil aufzuheben. Es gibt ein weiteres
Verfahren, das Beobachter für wegweisender halten: Ende März verlor Bayer
auch den Prozess gegen Edwin Hardeman, die Entschädigungssumme liegt bei
etwa 80 Millionen Dollar. Viele Beobachter rechnen mit extrem teuren
Vergleichen, manche halten die Klagen sogar für existenzbedrohend für die
Zukunft von Bayer.
## Monsanto-Übernahme kostet Arbeitsplätze
Die Belastung durch Monsanto hat längst direkte Auswirkungen auf den
Konzern: Um die Zustimmung der Kartellbehörden zu bekommen, musste Bayer
große Teile seines Saatgutgeschäfts an den Konkurrenten BASF verkaufen,
weitere Anteile an Tochterunternehmen. Und: Um die Übernahme zu
finanzieren, kündigte Bayer den Abbau von 12.000 der nach der Übernahme
117.000 Stellen an, davon 4.500 in Deutschland.
So haben am Freitag nicht nur Mitglieder der konzernkritischen Initiative
„Coordination gegen Bayer-Gefahren“, die Aktien besitzen, beantragt, den
Vorstand bei der Hauptversammlung nicht zu entlasten. Ähnliches gilt für
wichtige Anteilseigner. Die Fondsgesellschaft Deka Investment hat
angekündigt, gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat zu stimmen.
Auch die einflussreichen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis empfehlen,
den Vorstand nicht zu entlasten – das Management habe die mit dem
Monsanto-Kauf verbundenen Rechtsrisiken unterschätzt. Laut Insidern zählt
sogar der größte Bayer-Aktionär, der Vermögensverwalter Blackrock, zu den
Skeptikern.
Kritik kam am Donnerstag auch von den entwicklungspolitischen
Organisationen Inkota und Misereor: Bayer beeinflusse gezielt staatliche
Behörden, um den Verkauf von hoch gefährlichen Pestiziden und gentechnisch
verändertem Saatgut weltweit zu steigern, heißt es in einer
[1][Jahresbilanz der Übernahme von Monsanto].
25 Apr 2019
## LINKS
[1] https://www.presseportal.de/pm/70663/4253830
## AUTOREN
Kai Schöneberg
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