# taz.de -- Brexit-Gespräche in Großbritannien: Es bleibt nur die Einigung mi… | |
> Bisher haben Theresa May und Labour sich noch nicht für einen Kompromiss | |
> zusammengefunden. Trotz Geschrei gehen die Gespräche weiter. | |
Bild: Wollen nicht mehr blamiert werden: Brexit-müde Brit*innen | |
London taz | In ihrer Reaktion auf die [1][Verlängerung der Frist für den | |
Brexit bis zum 31. Oktober] betonte Großbritanniens Premierministerin | |
Theresa May, dass sie auf ein Übereinkommen bis zum 22. Mai hoffe, denn | |
dann müsste das Land nicht an den Europawahlen teilnehmen. Hierzu bräuchte | |
sie eine Übereinkunft mit der Labour-Partei in den weiteren gemeinsamen | |
Verhandlungen. Das sei im „nationalen Interesse“. Europawahlen würden die | |
Briten beider Seiten nutzen, um ihren Protest auszudrücken. | |
Doch einfach wird dies nicht werden, vor allem, da die Forderung nach einer | |
Volksabstimmung über das Austrittsabkommen [2][als Bedingung für Labours | |
Zustimmung im Raum steht] – es sei denn, May stimmt einer engeren Anbindung | |
an eine Zollunion und verschiedenen Rechtsgarantien zu. Wie wichtig diese | |
Labour sind, wiederholte auch deren Chef Jeremy Corbyn am Donnerstag im | |
britischen Unterhaus. Das dürfte wiederum zu Widerstand in seiner eigenen | |
Partei führen. May wie Corbyn unterstrichen die Notwendigkeit eines | |
Kompromisses. | |
Selbst wenn May einem zweiten Referendum zustimmen würde, wären laut | |
Experten mindestens 21 Wochen Vorbereitungszeit nötig. Wegen der | |
parlamentarischen Sommerpause läge der früheste Termin hierfür knapp vor | |
dem 31. Oktober. So gesehen hatte EU-Ratschef Donald Tusk Recht, als er | |
Großbritannien am Donnerstagmorgen warnte, dass das Land keine Zeit | |
verschwenden dürfe. Generalstaatsanwalt Geoffrey Cox erklärte unterdessen, | |
dass die Regierung bezüglich dieses Punkt hellhörig geworden sei. | |
Auch Neuwahlen in Großbritannien würden eine Teilnahme an den Wahlen zum | |
Europäischen Parlament nicht ausschließen. Die Wahlen in Großbritannien | |
können durch May selber oder durch eine Misstrauensabstimmung Labours | |
erzwungen werden. Aber sie könnten erst zwei Monate nach ihrer Ansetzung | |
durchgeführt werden, sodass die Wahlen für das Parlament in Straßburg in | |
die Quere kämen. | |
Nur eine deutliche Mehrheit der einen oder anderen Partei bei Neuwahlen | |
würde den Brexit-Prozess einfacher machen. Aber genau das ist fraglich. | |
Neuwahlen könnten sowohl für Labour als auch für die Tories riskant sein. | |
Ein Vorgeschmack darauf könnten bereits die Regionalwahlen in England und | |
Nordirland am 2. Mai ergeben. | |
## Politisch geht es erst am 23. April weiter | |
Keir Starmer, der Brexit-Beauftragte der Labourfraktion, reagierte am | |
Donnerstag positiv auf die Fristverlängerung. Dabei räumte er ein, dass die | |
Regierung und Labour bei den Brexit-Verhandlungen noch weit voneinander | |
entfernt seien. Besorgt wies er genauso wie Corbyn auf die Möglichkeit hin, | |
dass eine neue Person an der Spitze der konservativen Tories jegliches | |
Ergebnis von derzeitigen Verhandlungen für nichtig erklären könnte. | |
Der ehemalige Brexit-Minister David Davis betonte derweil, dass der Druck | |
auf May, zurückzutreten, immens gestiegen sei. Hardcore-Brexiter Bill Cash | |
fragte May am Donnerstag im Unterhaus sogar direkt, ob sie zurücktreten | |
werde. Sie wies das zurück. | |
Zwar könnten die konservativen Brexiter versuchen, May zu einem | |
freiwilligen Rücktritt zu bewegen, doch auch das würde die Sachlage kaum | |
ändern. Eine Wende hin zu einem härteren Brexit stünde sowohl gegen den | |
Austrittsvertrag als auch den Willen des Parlaments, welches mit klarer | |
Mehrheit einen ungeregelten Austritt ausgeschlossen hatte. | |
Im Grunde bleibt Mays Regierung trotz weiterer Kritik von allen Seiten nur | |
eine Einigung mit Labour. Beide Seiten sind weiter zu Gesprächen bereit. | |
Immer häufiger sprechen sich sogar ehemalige Brexit-Befürworter dafür aus, | |
den Brexit ganz fallen zu lassen. Konservative wie Peter Oborne und Daniel | |
Kaczynski oder der einflussreiche Radiomoderator Nick Ferrari würden nun | |
lieber in der EU bleiben, denn so habe Großbritannien mehr Mitspracherecht | |
als bei einem weichen Brexit. | |
Politisch geht es aber wegen der Osterferien erst am 23. April weiter. | |
Vielleicht kommen die Briten dann ausgeruht auf eine Brexit-Lösung. | |
12 Apr 2019 | |
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## AUTOREN | |
Daniel Zylbersztajn | |
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