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# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Erfolglos in Disneyland
> Die Meisterfeier wurde erstmals vertagt, k.o. in der Champions League:
> Thomas Tuchel hat bei Paris Saint-Germain Probleme.
Bild: Mann mit Problemen: Thomas Tuchel
Fragt man [1][Thomas Tuchel], wie es ihm zurzeit in Paris so geht, würde
die Antwort wohl ähnlich ausfallen wie der Titel eines Berichts über das
jüngste Spiel seines Klubs Paris Saint-Germain (PSG): „Toujours pire“.
Immer schlimmer. Denn die Probleme reißen nicht ab in Paris, zuletzt war
Tuchel wegen einer Sperre zu allem Überfluss gezwungen, sich das Debakel
seiner Mannschaft in Nantes (2:3) von der Tribüne aus anzuschauen. Sein
Vizecoach Arno Michels hat zwar versucht, die Anweisungen umzusetzen, die
ihm Tuchel telefonisch gab. Vergeblich. Zum dritten Mal in Folge hat PSG
den Matchball vergeben und die Meisterfeier verschieben müssen. Der Klub
führt die französische Ligue 1 sechs Spieltage vor Saisonende allerdings
mit 17 Punkten an, deshalb ist der Titelgewinn eigentlich nur eine Frage
der Zeit. Und doch ist kaum jemand in Paris mit dem Saisonverlauf
zufrieden.
Nicht PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi, dessen Enttäuschung über das
Champions-League-Aus im Achtelfinale – das dritte in Folge – kein Geheimnis
ist. Nicht die Fans, die ein brillierendes Starensemble erwartet und immer
neue Experimente mit jungen Spielern bekommen haben. Und auch nicht das
Team und der Trainer: Man wollte sich auf internationalem Niveau
durchsetzen. Das ging gründlich daneben.
Ist Tuchel selbst schuld an der Misere? Nun, er hat von seinem Vorgänger
Unai Emery ein Team geerbt, das von ihren hervorragenden Solisten lebt:
Weltmeister Kylian Mbappé, Ángel Di María, Edinson Cavani und Neymar sind
in der Lage, beinahe jedes Spiel allein zu gewinnen – zumindest in der
französischen Liga. Die vier haben mit insgesamt 66 Toren auch geliefert.
Fielen aber Di María, Cavani oder Neymar verletzungsbedingt aus, lag die
ganze Last in Sachen Offensivpower auf den Schultern von Mbappé. Julian
Draxler und Eric Choupo-Moting unterstützten ihn zu wenig – über
Choupo-Moting und die riesige Torchance, die er gegen RC Strasbourg
verspielt hat, lachten Fans aus aller Welt.
## Unberechenbare Spielweise
Tuchel wusste von Saisonbeginn an um das Problem, er klagte über zu wenige
Spieler im zweiten Anzug, forderte die Verpflichtung eines Verteidigers und
Mittelfeldmanns. Wunschkandidat war Julian Weigl, doch der BVB ließ ihn
nicht ziehen. Schließlich waren Thilo Kehrer und Choupo-Moting die einzigen
Einkäufe des Klubs, der zuvor erst Unsummen für Neymar und Mbappé
hingeblättert hatte.
Tuchel reagierte darauf. Ihm fehlte ein Sechser, also rückte er
Innenverteidiger Marquinhos ins Mittelfeld, Kehrer wurde zum Abwehrjoker.
Bis zur Winterpause begeisterte PSG mit einer unberechenbaren Spielweise.
Erst als die Spieler ausfielen, ging die Rechnung nicht mehr auf. Der
Präsident war Tuchel keine Hilfe: Weil er die Vertragsverlängerung
ausschlug, wurde Mittelfeldmann Adrien Rabiot im Januar aussortiert. Tuchel
war dagegen. Und die Stimmung im Team? War spätestens nach dem blamablen
Champions-League-Aus gegen ManU im Eimer.
Präsident Al-Khelaifi hat Tuchels Vertrag zwar jüngst bis 2021 verlängert –
wenn der Scheich aus seinem persönlichen Disneyland aber eine echte
Fußballmannschaft machen will, muss er Tuchel eine größere
Entscheidungsmacht verleihen.
19 Apr 2019
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## AUTOREN
Valeria Meta
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