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# taz.de -- Ostermärsche am Freitag gestartet: Mit Tauben gegen Atomwaffen
> Die Ostermarsch-Veranstalter*innen erwarten am Wochenende zehntausende
> Menschen. Den Auftakt gab es am Freitag vor einer Atomanlage.
Bild: Ein Großteil der etwa 100 Protestzüge startet aber erst am Samstag (Arc…
Gronau taz | Weiß-blaue Friedenstauben, Banner mit der Anti-Atom-Sonne –
und Forderungen nach Klimagerechtigkeit: Mehr als 300 Menschen haben am
Freitag in Gronau im Münsterland gegen Aufrüstung und für einen
vollständigen Atomausstieg Deutschlands protestiert. Unter dem Motto
„Atomwaffen ächten, Rüstungsexporte stoppen“ zogen sie vor die einzige
Urananreicherungsanlage (UAA) Deutschlands.
Denn diese verfügt nicht nur über eine unbefristete Betriebsgenehmigung –
sie ist nach Ansicht der Demonstrant*innen [1][auch ein
friedenspolitisches Risiko]: „Mit der Zentrifugentechnik der UAA kann
militärisch nutzbares Material für Atomwaffen hergestellt werden“, sagte
Felix Werdermann, Vorstand der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von
Atomwaffen (ICAN), bei seiner Rede in Gronau.
Die 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Organisation warnt, die
UAA-Betreiberfirma Urenco könne schon heute „indirekt an der Herstellung
von neuen Atomwaffen“ beteiligt sein: In Gronau angereichertes Uran wird
auch an US-amerikanische AKWs geliefert, die nicht nur Strom herstellen,
sondern auch Tritium für das Atomwaffenprogramm des US-Militärs.
Für die Internationalen Ärzte zur Verhinderung des Atomkriegs (IPPNW)
kritisierte die Medizinerin Angelika Claußen die Produktion von
angereichertem Uran, die Urenco in den USA plant: „Das ist allein für
Militärs, etwa für U-Boot-Reaktoren, interessant.“ Das dazu nötige Know-how
in der Zentrifugentechnik solle die Urenco-Tochter Enrichment Technology
Company (ETC) liefern.
## „Kein neues Tschernobyl“
Nach Gronau gekommen waren auch Demonstrant*innen aus Belgien: Die
dortigen „Bröckel-Reaktoren“ Tihange und Doel, in deren Druckbehältern
Tausende Haarrisse entdeckt wurden, werden ebenfalls von der UAA beliefert.
„Wir wollen kein neues Tschernobyl, kein neues Fukushima mitten in Europa“,
sagte der belgische Atomkraftgegner Marc Alexander. Die Bundesregierung
fordert zwar ebenfalls die Stilllegung von Doel und Tihange, doch ob und
wann die im Koalitionsvertrag von Union und SPD in Berlin vereinbarte
Prüfung eines Exportverbots Ergebnisse zeitigt, [2][ist völlig unklar.]
Außerhalb Gronaus demonstrierten Ostermarschierer*innen am Freitag auch in
Chemnitz und am Luftwaffenflugplatz Jagel in Schleswig-Holstein. Ein
Großteil der etwa 100 Protestzüge startet aber erst am Samstag.
Demonstrationen sind etwa in Berlin, Leipzig, Hamburg, Bremen, Hannover und
Stuttgart geplant. Aktionen wird es auch in Büchel in der Eifel geben, wo
US-amerikanische B61-Atombomben lagern, deren Modernisierung Washington
beschlossen hat und die im Ernstfall von Flugzeugen der deutschen Luftwaffe
abgeworfen werden sollen.
Insgesamt hoffen die Organisator*innen der Ostermärsche auf mehrere
Zehntausend Teilnehmer*innen. Denn mit Kündigung des INF-Vertrags zum
Verbot atomarer Mittelstreckenraketen durch die US-Präsident Trump im
Februar, warnte in Gronau ICAN-Vorstand Werdermann, sei „die Gefahr eines
Atomkriegs so groß wie lange nicht mehr“.
19 Apr 2019
## LINKS
[1] /Urenco-Uranfabrik-in-Gronau/!5583434
[2] /Anhoerung-im-Bundestag/!5540875
## AUTOREN
Andreas Wyputta
## TAGS
Ostermarsch
Friedensbewegung
Urananlage Gronau
Atomwaffen
Schwerpunkt Atomkraft
Nato
Ostern
Frieden und Krieg
Urenco
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