| # taz.de -- Sparkassenaffäre in Oberbayern: Bewährungsstrafen für die Amigos | |
| > Weil er sich von der örtlichen Sparkasse beschenken ließ, verlor ein | |
| > CSU-Landrat vor fünf Jahren sein Amt an einen Grünen. Jetzt wurde er | |
| > verurteilt. | |
| Bild: Die Angeklagten Kreidl (im Sakko) und Bromme (im Trachtenjanker) am Monta… | |
| München taz | Fast 30 Verhandlungstage lang beschäftigte sich das | |
| Landgericht München mit Eskapaden eines ehemaligen Sparkassen-Chefs und | |
| eines Ex-CSU-Landrats. [1][Es dauerte im Prozess nicht lang], da war nur | |
| noch von der Miesbacher Amigo-Affäre die Rede. Bei der Urteilsverkündung | |
| gegen deren Hauptakteure sprach Richter Alexander Kalomiris am Montag dann | |
| mehrfach vom „System Bromme“. | |
| Gemeint war damit das gutsherrenartige Gebaren Georg Brommes, dem früheren | |
| Chefs der Kreissparkasse Miesbach, südlich von München in Oberbayern | |
| gelegen. Bromme hatte regelmäßig dafür gesorgt, dass Honoratioren des | |
| Landkreises von großzügigen Festen, Vergnügungsfahren und Geschenken | |
| profitieren konnten – häufig gemeinsam mit dem damaligen | |
| Verwaltungsratschef der Bank, dem Landrat Jakob Kreidl. | |
| Bromme habe im Laufe der Zeit gemeint, er allein sei die Kreissparkasse, | |
| sagte Richter Kalomiris. Deshalb sei sein Verhalten menschlich vielleicht | |
| auch nachzuvollziehen und wäre auch nicht zu beanstanden, wenn es | |
| tatsächlich das „Bankhaus Bromme“ gewesen wäre, dass sich solchermaßen | |
| generös gezeigt habe. | |
| Nun sind aber Sparkassen zur Gemeinnützigkeit verpflichtet, weshalb das | |
| Gericht am Montag wegen Untreue Freiheitsstrafen gegen die beiden verhängte | |
| – 18 Monate für Bromme, 11 Monate für Kreidl. Beide Strafen wurden jedoch | |
| zur Bewährung ausgesetzt, als Auflage müssen Bromme 300 und Kreidl 200 | |
| Stunden gemeinnützige Arbeit ableisten. Das Urteil blieb klar unter den | |
| Forderungen des Staatsanwalts. Der hatte zweieinhalb Jahre für Bromme | |
| gefordert, für Kreidl ein Jahr und vier Monate. Nach Meinung der | |
| Staatsanwaltschaft war der Sparkasse durch das Verhalten der Angeklagten | |
| ein Gesamtschaden von 300.000 Euro entstanden. | |
| ## Keine Bestechung, keine Bestechlichkeit | |
| Im Fall von Bromme sah die Kammer den Vorwurf der Untreue in 20, in Kreidls | |
| Fall in sieben Fällen bestätigt. Vorteilsgewährung und Vorteilsannahme | |
| wollte sie, anders als die Staatsanwaltschaft, dagegen nicht erkennen. Die | |
| ursprünglichen Anklagepunkte Bestechung und Bestechlichkeit waren bereits | |
| während des Verfahrens abgeräumt worden. | |
| Auch von einigen Einzelvorwürfen sprach das Gericht die Angeklagten frei. | |
| So sah es nichts Strafbares bei der Feier zum 60. Geburtstag Kreidls, die | |
| die Ermittlungen überhaupt ins Rollen gebracht hatte. 460 Gäste waren 2012 | |
| ins Freilichtmuseum von Ex-Skirennläufer Markus Wasmeier geladen worden. | |
| Die Sparkasse hatte mehr als die Hälfte der 120.000 Euro Bewirtungskosten | |
| übernommen. | |
| Als die Süddeutsche Zeitung zwei Jahre später kurz vor den bayerischen | |
| Kommunalwahlen darüber berichtete, wurde daraus zunächst eine Affäre | |
| Kreidl, die die politische Karriere des Landrats jäh beendete. Vorgehalten | |
| wurde ihm neben den Unsauberkeiten bei der Sparkasse auch eine größtenteils | |
| abgeschriebene Doktorarbeit und ein privater Schwarzbau. Für die CSU wurde | |
| die Landratswahl zum Desaster, in der Stichwahl gegen einen Freien Wähler | |
| gewann in dem sehr konservativen Landkreis schließlich der grüne Kandidat. | |
| ## James-Bond-Ausflug für Bürgermeister | |
| Verurteilt wurden Kreidl, Bromme und ein dritter Angeklagter dagegen wegen | |
| einer Geburtstagsfeier für Kreidls Stellvertreter Arnfried Färber zu dessen | |
| Siebzigsten. Allein den Blumenschmuck ließ sich die sponsernde Sparkasse | |
| 15.000 Euro kosten. | |
| Auch eine „Informationsreise nach Interlaken“ für die Bürgermeister des | |
| Landkreises und ihre Frauen inklusive „James-Bond-Ausflug“ diente nach | |
| Ansicht des Gerichts vor allem einem touristischen Zweck, ebenso wie eine | |
| Shoppingtour der Kreistagsmitglieder in die Steiermark und eine Fahrt des | |
| Verwaltungsrats nach Wien, wo es außer einer kurzen Sitzung des Gremiums | |
| ein umfangreiches touristisches Programm gegeben hatte. Versteht sich, dass | |
| die Reisenden stets in den besten Hotels abstiegen und auf den Zimmern | |
| bereits Geschenke auf sie warteten. | |
| 8 Apr 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominik Baur | |
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