| # taz.de -- Pistolen-Lieferung nach Kolumbien: Bewährungsstrafen für Ex-Manag… | |
| > Mitarbeiter des Waffenherstellers Sig Sauer ließen ohne Genehmigung | |
| > Pistolen aus Eckernförde nach Kolumbien exportieren. Nun fiel das Urteil. | |
| Bild: Illegales Geschäft: Sitz der Waffenfirma Sig Sauer in Eckernförde | |
| KIEL dpa | Für eine nicht genehmigte Pistolenlieferung über die USA nach | |
| Kolumbien haben drei Ex-Manager des Waffenherstellers Sig Sauer aus | |
| Eckernförde Bewährungsstrafen und hohe Geldauflagen erhalten. Das | |
| Landgericht Kiel verurteilte einen Manager der US-Schwester des | |
| Waffenherstellers zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten | |
| auf Bewährung und verhängte eine Bewährungsauflage von 600 000 Euro. Ebenso | |
| hoch fiel die Auflage für einen Ex-Manager aus, der zehn Monate auf | |
| Bewährung bekam. Ein weiterer Ex-Geschäftsführer wurde zu zehn Monaten auf | |
| Bewährung und 60 000 Euro verurteilt. | |
| Die drei Männer waren alle zeitweise Geschäftsführer von Sig Sauer im | |
| schleswig-holsteinischen Eckernförde und damit [1][ausfuhrverantwortlich | |
| für die Lieferung von mehr als 47 000 Pistolen vom Typ SP 2022] aus | |
| Deutschland an eine Schwesterfirma in den USA zwischen 2009 und 2011. Von | |
| diesen Waffen wurden mehr als 38 000 nach Kolumbien weiterverkauft – mit | |
| einem Verkaufswert von mehr als 16 Millionen US-Dollar (umgerechnet damals | |
| gut 11 Millionen Euro). | |
| Nach Ansicht des Landgerichts handelte es sich aber nicht um ein | |
| klassisches Umgehungsgeschäft. „Die Kammer ist überzeugt: Die Waffen wären | |
| so oder so nach Kolumbien gelangt“, sagte der Vorsitzende Richter Markus | |
| Richter in seiner Urteilsbegründung. Der Waffenhersteller habe den Standort | |
| in Schleswig-Holstein stärken wollen. „Die Unternehmensgruppe hatte die | |
| Möglichkeit, die Waffen günstiger in den USA zu produzieren“. | |
| Mit seinem Urteil blieb das Gericht etwas unter den Forderungen der | |
| Staatsanwaltschaft. Ursprünglich war das Urteil erst Ende Juni erwartet | |
| worden. [2][Gericht, Verteidigung und Anklagevertreter hatten sich aber | |
| bereits zu Prozessbeginn auf Bewährungsstrafen verständigt.] Der Richter | |
| verteidigte diese strafrechtliche Verständigung. „Denn die Tataufklärung | |
| wäre mit ausgesprochenen Schwierigkeiten verbunden gewesen.“ Schließlich | |
| lag die erste Waffenlieferung knapp zehn Jahre zurück, eine Verjährung | |
| drohte. Was ohne Verständigung in dem Prozess herausgekommen wäre, „bleibt | |
| offen“, sagte der Richter. Er verorte die Vergehen der Manager „im | |
| Grenzbereich“ zwischen einer vorsätzlichen Tat und einer fahrlässigen. | |
| ## 11 Millionen Euro Gewinnabschöpfung | |
| Die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) erteilten | |
| Genehmigungen schlossen eine Ausfuhr nach Kolumbien aus. Das Unternehmen | |
| blieb auch nach dem Urteil bei der Einschätzung, dass die Lieferung auch | |
| mit diesem Ziel grundsätzlich genehmigungsfähig gewesen wäre. Es handelte | |
| sich um einen Auftrag der Regierung des damaligen US-Präsidenten Barack | |
| Obama. | |
| Von der Firmengruppe Sig Sauer sollen im Rahmen der sogenannten | |
| Gewinnabschöpfung insgesamt mehr als 11 Millionen Euro eingezogen werden. | |
| Davon betreffen 7,4 Millionen Euro Sig Sauer Eckernförde. Im | |
| Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2017 hat das Unternehmen den Prozess | |
| unter „sonstige Risiken“ aufgeführt. | |
| Der Rechtsanwalt der Waffenfirma will prüfen, ob er eine Revision gegen das | |
| Urteil einlegt. Das Gericht habe betont, dass angesichts der Tatsache, | |
| „dass alles über ein Jahrzehnt zurückliegt, aus diesem Geschehen keine | |
| negativen Rückschlüsse mehr zu ziehen sind auf das Unternehmen, so wie es | |
| sich heute darstellt“. Zufrieden mit dem Ausgang des Verfahrens zeigte sich | |
| die Kieler Staatsanwaltschaft. „Wir werden keine Rechtsmittel einlegen“, | |
| sagte Oberstaatsanwalt Henning Hadeler. Die Ermittlungen hatten 2014 | |
| begonnen. | |
| 3 Apr 2019 | |
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